„Dafür, dass er ein niemand ist, wirkst du ganz schön traurig, wenn man dich nach ihm fragt.“
(Kates Oma zu Kate in Forever mine)
Worum geht’s?
Kate ist eine bekannte Fashionsbloggerin, die an der San Theresa Universität studiert. Ihr Blog SouthSideGirl ist bekannt und viele haben ein Auge auf sie. Das wird ihr zum Verhängnis, als sie mit dem Schwimmstar Alec einen One-Night-Stand hat und ein Foto von den beiden auf der Gossipseite der Uni landet. Sofort schlägt die allgemeine Stimmung gegen Kate und sie muss plötzlich hunderte Hasskommentare ertragen. Als sie dann auch noch ihr Zimmer in der Studentenverbindung verliert, steht sie vor einem Scherbenhaufen ihrer Karriere. Doch Alec zeigt sich plötzlich von einer ganz anderen Seite. Und Kate muss sich fragen, ob dieser harte Fall nicht vielleicht auch der Start von etwas ganz Neuen sein kann…
Forever Mine ist Band 2 der San Theresa University Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden. Da es jedoch um einige Freunde geht, sind Vorkenntnisse aus Band 1 hilfreich.
Schreibstil / Gestaltung
Das in rosa gehaltene Cover mit einigen Palmenwedeln passt zur Örtlichkeit der Universität und zu den anderen Teilen der Reihe. Das Cover ist ansprechend, gibt aber auch keine Infos über den Inhalt Preis. Die Geschichte startet mit einem kurzen Prolog, in dem Kate einen Livestream startet. Anschließend springt die Geschichte 6 Monate zurück und wird linear erzählt bis zum Ende, an dem wieder der Livestream steht. Es wird wechselnd aus der Ich-Perspektive von Alec und Kate erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar, er passt sprachlich zum Alter der Protagonisten.
Mein Meinung
Forever Mine ist eines dieser Bücher, wo mich der Klappentext einfach extrem neugierig gemacht hat. Social Media und Blogger sind in Büchern immer noch ein selten vertretenes Thema, dabei bringen diese Themengebiete sehr viele Möglichkeiten mit sich. Daher war ich auf das Buch sehr gespannt. Doch wie war es am Ende?
Man nehme eine nicht nennenswerte Mücke, aus der eine Onlinegefolgschaft einen gigantischen Elefanten macht. So in etwa könnte man die grundlegende Idee von Forever Mine beschreiben. Es geht um Kate, eine bekannte Fashionbloggerin, Vorbild, unnahbare Inspiration – aber eben doch nur ein Mensch mit Freizeit, Freunden und Gefühlen. Seit Jahren bloggt Kate und hat sich eine große Fanbase aufgebaut, für die sie perfekt sein möchte. Sie verbietet sich bestimmtes Essen, weil es nicht zu ihren Kooperationen passt. Sie vernachlässigt ihre Unipflichten und ihre Schwesternschaft, weil die Zeit fehlt. Und Schlaf? Das ist Mangelware. Und dann fliegt ihr eines Tages alles um die Ohren. Was ist passiert? Tja, die Mücke kam. Denn Kate hat es gewagt, mit dem unibekannten Playboy Alec (den schon x Mädchen und Jungen im Bett hatten) einen One-Night-Stand zu haben, was direkt brühwarm online breitgetreten wurde. Und schneller als sie gucken kann, wird Kate zur Persona non grata. Sie wird beleidigt, schräg angeguckt, teilweise sogar bedroht und verliert rasant ihre ganzen Follower, die sie sich mühsam aufgebaut hat. Als dann noch Werbekunden abspringen und auch ihre Schwesternschaft sie fallen lässt, ist von Kate und Southsidegirl nichts mehr übrig. Mühsam versuchen ihre Freunde – und auch Alec – sie wieder ans Licht zurückzuholen. Doch wie ist es, wenn jeder deiner Schritte von hunderttausend Leuten beobachtet, bewertet und online zerlegt wird? Für Kate auf jeden Fall ein Alptraum.
Und schon ist man mittendrin in der Haupthandlung von Forever Mine: Onlinemobbing, Beleidigungen, reale tätliche Übergriffe, Sensationsgier, die berühmten 5 Minuten Fame, die Schnelllebigkeit von Social Media und wie schnell man in der Gunst fallen kann. Auf dem anderen Blatt der Geschichte steht aber Kate, die an dem Druck der Perfektion fast erstickt ist, sich extrem eingeschränkt hat und jetzt durch die zwangsweise Neuorientierung plötzlich merkt, wie schön das Leben eigentlich sein kann. Langsam legt sie ihren Panzer der Perfektion ab und erkämpft sich ein ganz neues Leben. Und nicht nur das: Sie merkt, dass in Alecs Gegenwart ihr Herz schneller schlägt. Nur muss sich über ihren Schatten springen und sich davon lösen, was andere online über sie sagen. Immerhin war es ihre Nacht mit Alec, die alles zerstört hat. Ein Fehltritt, sofern man ihn überhaupt so nennen mag. Denn Kate hat nichts Verbotenes getan. Sie hatte einen One-Night-Stand, als Single, mit einem Single-Mann, nicht in der Öffentlichkeit, ohne Sextape – einfach einen ganz normalen One-Night-Stand. Interessant ist hierbei aber auch, dass nur auf Kate die Reaktionen zurückfallen und ihre Karriere schaden nimmt.
Und hier wird es für mich schwierig. Denn einerseits konnte mich viele Punkte an dem Buch wirklich begeistern. Es lässt sich sehr angenehm lesen, man ist schnell drin und die Freunde von Alec und Kate sind einfach fantastisch. Man fühlt die positive Energie im Freundeskreis, die Liebe zueinander. Ich fand sie wirklich alle sympathisch und bin vor allem auch auf Band 3 sehr gespannt. Mit Alec, der ein bekannter Schwimmer ist, und auch April und Dean, die ebenfalls im Schwimmteam sind, hat man zudem noch ein wenig Sport drin. Auch die Uni-Inhalte kommen am Rande immer wieder vor, es ist eine gute Mischung und kann begeistern. Auf dem anderen Blatt steht für mich viel verschenktes Potenzial, jede Menge Übertreibungen und ein innerer Zwiespalt. Das Buch ist mit über 450 Seiten eher dicker und dennoch gibt es inhaltlich über weite Stecken wenig her. Anfangs wird thematisiert, wie schwer das Bloggen für Kate manchmal ist, wie ihr die Zeit für viele Dinge fehlt und auch, wie ihre Schwesternschaft ihr gegenüber kritisch ist, weil sie sich wenig beteiligt. Kate fühlt sich irgendwie ihren Kappa Schwestern zugehörig, gleichzeitig macht sie aber nie Anzeichen, sich mit denen auseinanderzusetzen. Als sie später ihre Zugehörigkeit verliert, wirkt sie erschüttert und für mich stand das alles leider im starken Widerspruch. Nach ihrem Auszug wird das Thema dann auch nie wieder angesprochen. Das Bloggen spielt auch nur in der ersten Hälfte eine Rolle, anfangs durch den Druck, später durch die Folgen des One-Night-Stands. Die zweite Hälfte könnte eine fast x-beliebige College-Story sein, wo Kate anfängt, ihr Leben zu leben, sich in Alec zu verlieben und hier und da einige kleine Lektionen mitzunehmen.
Meine größte Kritik? Es wirkt alles recht oberflächlich. Hier und da wird es angesprochen, sowohl das Bloggen als auch das Onlineverhalten, aber es erhält für mich einfach wenig Tiefe. Das viel größere Problem ist aber. Auf der einen Seite finde ich die Thematik mit dem Onlinemobbing sehr wichtig und gut gelungen. Es wird darauf Bezug genommen, wie schwer es Kate trifft, wie anstrengend es ist, wenn überall die Leute auf deinen Fehltritt warten. Kate verliert unnormal rasant ihre Follower in hunderttausender Schritten, ihre Kooperationen. Und dann sitze ich da und denke. Hm, sie hatte einen One-Night-Stand. Mit einem Typen, den viele an der Uni schon hatten. Wo ist da der Knalleffekt? Ich muss gestehen, dass mir die Onlinereaktionen (teilweise bis zu Todeswünschen) doch etwas zu überzogen, übertrieben und unnatürlich vorkamen. Ich verstehe die Intention dahinter und manchmal kann ein wenig Übertreibung etwas auch besser untermalen, in diesem Fall konnte es mich aber eher nicht abholen und führte im Gegensatz etwas zu Glaubwürdigkeitsproblemen. Es wirkt einfach zu konstruiert, zu gewollt. Immer wieder wird betont, wie normal das Verhalten ja an der Uni ist. Kate ist eine Fashionbloggerin, der viele wegen ihrer Mode folgen. Wieso sollten die sich an ihrem Sexleben stören? Ist ja nicht so, dass sie einen Livestream vom One-Night-Stand gepostet hat und nebenbei noch irgendwelche Verschwörungstheorien rausposaunt hat. Kates und Alecs Gedanken waren mir außerdem oft zu schnell abgehandelt, während zeitgleich ausufernde Momente mit Freunden, beim Schwimmtraining und viel Drumherum seitenlang geschildert wurden. Ich möchte nicht sagen, dass das Buch Längen hat, weil es mir zumindest so nicht vorkam (was auch an dem leichtfüßigen Umfeld liegt), aber es wirkte für mich oft unfokussiert Das wirkte sich auch auf die Liebesgeschichte aus…
Denn die Liebesgeschichte war für mich etwas holprig. Alec und Kate haben unbestritten Chemie und es knistert von Anfang an. Im Verlauf ist es aber so, dass man merkt, dass Alec Kate nicht aus dem Kopf kriegt, Kate in Alec aber vor allem die Ursache für ihr Verderben sieht. Deshalb hält sie ihn anfangs auf Abstand. Alec hingegen kann nicht damit leben, dass Kate so niedergeschlagen ist und er gibt sich große Mühe, sie aus ihrem Tief herauszuholen. Das macht er auch wirklich toll und ich mochte die Momente sehr. Gleichzeitig ist es aber so, dass es für mich wenig greifbar war, wann sich Gefühle entwickelt haben, die über Freundschaft und Anziehung hinausgehen. Gerade zum Ende hin geht alles sehr schnell, es gibt ein wenig Drama und jede Menge Momente, wo ich dachte: Man hatte über 400 Seiten, um etwas Solides aufzubauen – wieso geht auf einmal alles auf 50 Seiten so schnell? Vor allem enttäuscht hat mich das im Hinblick auf Alces „Geheimnis“, was immer wieder erwähnt wurde und dann gegen Ende auch endgültig offengelegt wird. Es ist jetzt kein großer Plottwist, was mir gut gefallen hat. Es zeigt nur nochmal die grausamen Facetten von Social Media und die weitreichenden Folgen. Nur leider wird Alecs Geschichte, die ich weitaus intensiver fand, auf wenigen Seiten abgehakt. Alec verkommt so definitiv eher zum Supporting Act statt zum Hauptcharakter, was er gar nicht verdient hat. Ich wünschte einfach, man hätte sich mehr Zeit für die Liebesgeschichte gelassen. Dann hätte das Ende vielleicht auch nicht so überrumpelnd gewirkt.
Das Ende war wirklich zu schnell. Nach so vielen Seiten, die die Geschichte ehrlich gesagt eher entspannt war, passiert jetzt viel. Zwar nichts sonderlich Dramatisches, was zum Buch auch nicht gepasst hätte, aber vor allem bei Alec entstehen einige Gedankenprozesse, die spannend gewesen wären, aber nicht eingebunden wurden. Auch, wo Kates Gefühle herkommen und woher Alecs Gedankenwandel kommt, blieb für mich verborgen. Es ist ein schönes, sehr idealistisches Ende. Aber eben auch eins, wo ich das Gefühl habe, dass es zu gehetzt war und man es zu rund und perfekt machen wollte. Es sind zwar auch gute Botschaften enthalten und ich mag, wie sich Kate entwickelt hat. Aber gleichzeitig fühle ich mich, als hätte noch einiges gefehlt und einiges blieb leider auch ungeklärt, etwa auch im Hinblick auf die Studentenverbindung von Kate.
Mein Fazit
Am Ende muss ich sagen, dass Forever Mine gewissermaßen ein sehr angenehmes Buch für Zwischendurch war, welches mit leichter Sozialkritik und einigen Einblicken in die Schattenwelt der sozialen Medien den Zeitgeist sehr gut trifft. Leider empfand ich das Buch als recht oberflächlich und hätte mir deutlich mehr Tiefe gewünscht, vor allem was Kates Druck als Bloggerin angeht. Zudem steht für mich die One Night Stand Geschichte auf wackligen Beinen, da die Reaktionen für mich zu übertrieben und unstimmig wirken. Dennoch ist das Thematisieren von Onlinemobbing durchaus gut gelungen. Manchmal verrennt sich das Buch allerdings in dem vielen Drumherum, was dazu führt, dass es für mich so anfühlte, als würde der Fokus von den Hauptpunkten abgelenkt werden und damit auch die Liebesgeschichte etwas zu wenig greifbar macht. Dennoch hatte ich Freude beim Lesen und mochte Kate, Alec und ihre Freunde sehr.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]