Ich habe innerhalb kürzester Zeit sehr viele Bücher von Stephen King gelesen und war bislang immer begeistert. Da dies so bleiben sollte, habe ich mich als nächstes Buch von ihm für „Das Mädchen“ entschieden. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich bei dieser Geschichte erwartet habe, denn sonderlich hoch warten meine Erwartungen nicht, aber dennoch wurde ich tatsächlich enttäuscht, denn leider konnte „Das Mädchen“ mit anderen Werken des Autors nicht mithalten.
An sich ist „Das Mädchen“ wieder einmal wunderbar geschrieben. Stephen King beschreibt die Figuren, sowie den Wald sehr detailliert, sodass ich mir alles bildlich vorstellen konnte und das Gefühl bekam, selbst mit im Wald zu sein. Die Geschichte selbst ist auch alles andere als schlecht, allerdings empfand ich diese oftmals als künstlich in die Länge gezogen, da es stellenweise immer wieder nur um Baseball ging, womit ich mich leider nicht anfreunden konnte. Sicherlich kommt das Thema Baseball besonders in Nordamerika sehr gut an, für mich war das Thema dann doch eher langweilig, weil die Sportart hierzulande eher eine kleine Randsportart ist – wenn überhaupt. Durch dieses Thema ist einiges an Spannung verloren gegangen, denn immer, wenn ich gedacht habe, dass es nun wirklich losgehen würde, kam es wieder zu diesem Thema. Auch sonst wollte die Geschichte für mich einfach nicht so funktionieren, wie ich es mir gewünscht habe, was mich sehr verwundert, denn ich war von Stephen King bislang deutlich mehr gewöhnt.
Der Anfang war noch sehr vielversprechend. Die Figuren wurden gut eingeführt und die erste Zeit, seit sich Trisha verlaufen hat, wurde ebenfalls noch spannend erzählt. Doch dann kam es leider immer mehr zu Wiederholungen, die dafür sorgten, dass das Buch unnötig in die Länge gezogen wurden und die Spannung immer mehr darunter litt. Ich glaube jedoch, dass „Das Mädchen“ als Kurzgeschichte sehr gut funktioniert hätte, denn knapp 300 Seiten waren in diesem Fall leider viel zu viel. Hätte man sich lediglich auf den Wald und das Mädchen selbst konzentriert, wäre das Buch deutlich besser gewesen.
Die Figuren selbst konnten mich leider auch nicht unbedingt überzeugen. Trisha ist mit ihren neun Jahren stellenweise fast schon zu reif, wenn man anfangs ihre Gedanken zur Familiensituation liest. Es scheint fast so, als hätte sie einen größeren Durchblick als ihre Mutter, was ich stellenweise sehr bedenklich fand. Ihr Bruder steckt dagegen mitten in der Pubertät und scheint den ganzen Tag lang nur zu streiten oder zu schmollen. Dies passt vielleicht gut zu seinem Alter, dennoch hat er mich sehr genervt. Trishas Gedanken und Gefühle, als sie erkennt, dass sie sich tatsächlich verlaufen hat, sind sehr detailliert und authentisch beschrieben, allerdings fand ich ihre Schwärmerei für einen Baseballspieler dann doch ein wenig zu sehr an den Haaren herbei gezogen und nicht so ganz passend. Sicherlich waren für sie die Gedanken an Baseball eine gute Ablenkung, mich hat dies jedoch nicht weiter gebracht.
Auch das Ende konnte mich nur teilweise überzeugen. An sich ist dies gut geschrieben, aber auch zu vorhersehbar und das Kribbeln, das ich in den anderen Werken des Autors immer wieder zu spüren bekam, wollte auch hier nicht eintreten. Sehr schade.
Das Cover ist ganz nett, jedoch nicht der allergrößte Hingucker. Dennoch muss ich zugeben, dass es sehr gut zur Geschichte passt. Die Kurzbeschreibung konnte mich noch sehr überzeugen, ich hätte jedoch eine kleine Vorwarnung zum Thema Baseball für gut gefunden.
Letztendlich konnte mich „Das Mädchen“ leider nicht von sich überzeugen und somit habe ich das Buch am Ende enttäuscht zur Seite gelegt. Das kleine bisschen Horror in Verbindung mit Baseball wollte für mich einfach nicht funktionieren und somit konnte ich mich weder mit den Figuren, noch mit der Handlung anfreunden. Sehr, sehr schade. Dennoch bleibt Stephen King für mich ein grandioser Autor und ich verzeihe ihm diesen Ausrutscher mehr als gern und freue mich lieber über andere (bessere) Werke von ihm.