Lange auf Teil 3 gewartet und nicht gerade zufrieden zurückgeblieben. Von den ersten zwei Teilen war ich restlos begeistert, ich bin quasi Poldi & Co. Fan, aber Teil 3 konnte mich weder abholen noch überzeugen.
Die Handlung mäandert in der ersten Hälfte dahin, ist ab der zweiten Hälfte in weiten Strecken unglaubwürdig, fällt gar ins Groteske, völlig Übertriebene. Mir war, als ob der Autor dies mit voller Absicht so gestaltet hat, um die heutigen antizipierten Erwartungen zu verhöhnen: mehr Action, bombastische Ereignisse, die Situation spitzt sich zu, um dann die unglaubwürdige Auflösung zu präsentieren und schön weiter zu machen, als ob nie was passiert wäre. Dabei tauchte bei mir oft die Frage auf: Wer wird hier eigentlich veräppelt? Die Leser, die Branche, oder verar… sich der Autor gerade selbst, um halbwegs zu kaschieren, dass ihm nichts wirklich Gutes eingefallen war?
Marionettenhaft und leblos ist das Alles geblieben, obwohl vordergründig da schon schwere Geschütze aufgefahren wurden, die Eindruck schinden sollten.
Gut, das gibt immer wieder mal, meist sind in einer Reihe die zweiten Bände nicht so prickelnd, hier fand ich Teil 2 gar stärker als Teil 1, aber nun ereilt ein Tief auch Poldi im Teil 3. Ok, ist auch schon anderen Profi-Schreibern passiert.
Ansonsten demonstriert Mario Giordano wieder mal sein schriftstellerisches Können, ja seine Meisterschaft auf diesem Gebiet, sowie seine Kenntnisse der Geographie, Geschichte, Kultur, etc. Siziliens. Er nimmt seine Leser auf eine Reise durch entlegene Gebiete und größere Städte, denn die Ermittlungen führen Poldi und ihren Neffen kreuz und quer durchs Land. Diese Abwechslung tut gut: mal ist man in den Pampas, da spring ein Alter mit dem Gewehr einem entgegen, mal folgt man Poldi durch die engen Gassen der sizilianischen Städte.
Es gibt neue Figuren, sie sind auch diesmal skurril und alles andere als 08/15. Poldi kann auch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten: plötzlich verwandelt sie sich in eine Ninja, die sich mittels der Beherrschung einer Kampfkunst aus den Schwierigkeiten befreit, und noch was ganz anderes hat sie an den bisher wohl behüteten Geheimnissen aus ihrer Vergangenheit auf Lager, die sie im Laufe der Geschichte lüftet, wie auch ihre Perücke, die sie hin und wieder mal abnimmt.
Das Prinzip sex sells wurde schon ganz schön ausgereizt, weniger wäre doch vllt mehr gewesen. Jedenfalls, eine Abhandlung über Penisse und Poldis Verhältnis dazu musste da für mich nicht sein.
Insg. war es auch nicht mehr so locker und lustig. Auflachen war nicht drin. Höchstens Augenrollen angesichts der nächsten Unglaubwürdigkeit/Groteske, die in aller Selbstverständlichkeit wieder mal auftauchten und ein fester Bestandteil des Ganzen waren.
Ansonsten war es ein nettes, wenn auch kurzes Wiedersehen mit den bekannten Figuren aus den vorigen Folgen. Sie tauchen hier episodenhaft auf und blieben eher eine Staffage.
Christian Baumann hat ganz nett gelesen. Allerdings hat Poldi noch einen Stück an Reiz und Charme für mich verloren.
Ich vergebe diesmal drei gute Sterne, denn trotz oder gerade wegen der ganzen Bombasterei konnte mich Teil 3 weder überzeugen noch abholen.