Das Cover ist recht niedlich. Es suggeriert dem Leser eine Geschichte mit Katze und die Pfotenabdrücke in blutrot lassen einen Krimi erahnen. Das Ganze wirkt, als ob es Hauptsächlich ein Katzenkrimi sei, was sich aber als Trugschluss erweißt.
Ich freute mich auf einen Allgäu Krimi oder wenigstens auf etwas Spannendes aus dieser Region. Der Klappentext liest sich wie folgt. Gelesen habe ich ihn allerdings erst nachdem ich das Hörbuch hörte.
Waschen, schneiden, umlegen!
Folge 1: Obertanndorf im Allgäu: Friseurin Luisa Schneider traut ihren Augen nicht, als sie den beliebten Ex-Bürgermeister Erich Niedegger tot im Wald findet. Als sich dann auch noch der ermittelnde Kommissar als ihr missglücktes Online-Date herausstellt und sie die Person ist, die den Toten zuletzt lebend gesehen hat, ist für Luisa klar: Sie ermittelt selbst!
Über die Serie: Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel – im kleinen Örtchen Obertanndorf in den Allgäuer Alpen ist die Welt noch in Ordnung – das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sich’s versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher…
Zunächst fand ich das Hörbuch angenehm zu hören. Der Schreibstil klingt auch im Hörbuch recht angenehm, aber nicht umwerfend. Die Stimme der Vorleserin klingt gut und ist leicht verständlich. Soviel zum positiven Aspekt des Werkes. Leider hatte ich schon nach wenigen Minuten keinen so großen Spaß am Buch. Einleitend kommuniziert das spätere Opfer mit seiner Katze, die uns ihre Gedanken mitteilt. Ok, dachte ich, nicht ganz Neu, aber eine Katze ist schon schön. Danach finden die flauschigen Vierbeiner nur noch am Rande statt und sind für die Geschichte eher belanglos. Die Protagonistin ist jung oder jung geblieben, das weiß man nicht so genau, quirlig und kommt aus der Großstadt in ein kleines, fiktives Dorf in den Allgäuer Bergen. Hier kommt schon einmal ein weiterer Einwurf: Wo soll dieser Ort liegen? Das Buch hat keinen Allgäu-Charme es ist nicht genau definiert, wo sich Obertanndorf befindet. Lindau wird erwähnt. So könnte man auf den Gedanken kommen, es muss sich ums Westallgäu Richtung Bodensee handeln. Charakteristische Beschreibungen der Gegend? Fehlanzeige. Die Geschichte könnte sich auch in Niedersachsen kurz vor Lohne/Dinklage, westlich von Leipzig oder am Rand von Hintertupfing-Ost abspielen. Es wäre egal. Die Autorin stammt aus Ulm und wohnt in Köln. Hätte sie wenigstens einen dieser Orte eingebaut, wäre da so etwas wie lokales Denken reingekommen. Schade. Schon ist ein Stern weg…
Mein zweiter Gedanke
Der Lübbe Verlag verkauft uns dieses Buch als Krimi. Nach über einer Stunde Hörbuch ist aber nichts Spannendes passiert. Es geht im Grunde um belangloses im Leben von Lu Schneider, dem Frisörsalon ihrer Tante und deren Freundin Mary-Ann, die eigentlich Marianne heißt. Das meiste ist zwar schön zu hören, aber leider auch sehr vorhersehbar. Überraschungen gibt es nicht. Die Leiche des Herrn Niedegger findet man im Wald, der ebenso leer ist, wie das Dorf selbst. Es werden hie und da Leute erwähnt, aber sie alle bleiben Farb- und Gesichtslos. Warm wird man mit keiner Figur. Mitfiebern wie es weitergeht kann man so auch nicht, zumal ja keine unvorhergesehenen Dinge passieren. Der Kommissar ist das verunglückte Date. Sein türkischnamiger Kollege ist nur Statist. Der einzige Verdächtige kommt kaum zu Wort und hat seinen echten Auftritt erst nach Lösung des Falls. Wäre ich jetzt Giovanni Trapattoni würde ich sagen: „Was erlauben Eva Link?“. Da geht der zweite Stern!
Die Autorin und der Verlag verkaufen uns dieses Werk als Allgäu-Krimi, der aber im Grunde keiner ist. Es ist eigentlich wenig Krimi insgesamt. Die letzte halbe Stunde wird es etwas spannend, als der Täter und die Hobbieermittlerin auf einander treffen und sich die Ereignisse zuspitzen. Kleinere Hinweise deuteten schon früh auf die Lösung des Puzzles. Nur Lu ist nicht Miss Marple und Eva Link keine Agatha Christie. Bei näherer Betrachtung schwindet wieder ein Stern.
Insgesamt betrachtet dauert das Hörbuch mit drei Stunden siebzehn Minuten mindestens zwei Stunden länger, als es für die langgezogene Einleitungsgeschichte nötig gewesen wäre. Die Katzen sind im Grunde sinnlos und überflüssig. Sie erfreuen den Tierliebhaber, aber das war es schon. Sämtliche handelnden Figuren, mit Ausnahme von Lu und eventuell Mary-Ann, sind blass und haben kein echtes Leben. Die Orte sind austauschbar, die Handlung lang, aber dröge und sehr durchsichtig. Spannung gibt es erst gegen Ende, aber auch nicht genug, um sich auf einen weiteren Allgäu-Krimi aus der Feder von Eva Link zu freuen. Von mir kann es hier maximal 2 Sterne geben.
Fazit
Das Hörbuch kostet im Download 1,99 EUR. Das ist zugegeben nicht viel Geld, aber dafür bekommt man nur gut 3 ½ Stunden mäßige Unterhaltung. Ehrlich gesagt kann man den Betrag besser in eine gute Tasse Kaffee investieren oder in ein leckeres Sandwich. Danach ist man wahrscheinlich glücklicher und man benötigt für den Genuss auch nicht so lange. Was man in der Zeit alles Sinnvolles hätte machen können, kaum auszudenken…