Als Élodie aus der Metropole Paris anreist, um ihren verschlafenen Heimatort Courléon zu besuchen, fällt sie aus allen Wolken. Denn dort ist reichlich los: Ein Filmteam ist vor Ort, was die Einwohner in Aufregung versetzt. Als auch Hollywoodstars für die Dreharbeiten des Historienfilms anreisen, wird sie kurzerhand als Aufsichtsperson für die junge Alice abgestellt, die als Komparsin im Film mitwirken möchte. Doch dort wird es turbulent für Élodie, denn nicht nur der attraktive Hauptdarsteller Paul interessiert sich für sie, sondern auch der junge Schlossherr Nicholas, den sie noch aus Kindertagen kennt.
Ich hatte schon immer eine kleine Schwäche für französische Filme und Geschichten, die mich nach Frankreich entführen. Daher kam ich an diesem Buch natürlich nicht vorbei, dessen Cover so schön beschwingt gestaltet wurde. Voller Vorfreude auf eine reizende Liebesgeschichte und entspannte Lesestunden, war ich zudem neugierig auf die Ideen der mir bisher unbekannten Autorin, die selbst einige Zeit in Frankreich verbrachte.
Schon auf den ersten Seiten war ich dem Schreibstil von Claire Bonnett sehr angetan. Mir gefiel die authentische und ausdrucksvolle Sprache, wobei im Hintergrund immer eine wohlwollende Note mitschwang, welche die Geschichte durchgehend positiv und lebendig hielt - egal, welche Situation sich für Élodie zeigte. Ich hatte richtig viel Vergnügen beim Lesen, denn die eingebundenen französischen Ausdrücke ließen mich unmittelbar das Savoir-vivre unseres Nachbarlandes erahnen. Dementsprechend wurde mein Kopfkino mit wunderbaren Bildern überflutet, während sich mein Gefühlsregler ganz auf das charmante Miteinander der Einwohner, und die Beziehungen zwischen den Protagonisten einstellen konnte.
Aber nicht nur der sprachliche Ausdruck, sondern auch die Handlung konnte sich sehen lassen. Abwechslungsreich, mit humorvollen Momenten und einer Prise Glamour gewürzt, gab das Geschehen den Figuren Raum für Entwicklungen und Erkenntnisse. Vor allem beobachtete ich interessiert Élodies Lebensweg in dieser Phase, während sie lernte, ihrem Herzen zu folgen. Die Französin war eine Protagonistin, der ich ohne Zögern meine ganze Sympathie schenkte. Sie war einfach „eine von uns“; präsent und dennoch angenehm zurückhaltend, wobei ihre Gedanken und Reaktionen sehr bodenständig blieben und mich in ihrer Authentizität meist sehr berührten.
Die Männer in dieser Geschichte, Paul und Nicholas, blieben mir jedoch eher fremd. Hauptsächlich über Nicholas hätte ich gerne mehr gewusst. Seinem freundlichen Charakter fehlte es meines Erachtens leider etwas an Strahlkraft, und seine bisherige Vergangenheit blieb vorwiegend im Dunkeln. Trotzdem mochte ich diese Figur. Er war auf seine Art der tröstliche Anker im Hintergrund – ein Fels in der Brandung, aber auch genauso schwer zu bewegen.
Das Gegenteil schien Paul zu verkörpern: Ein Charmeur, wie er im Buche stand, aber letztlich emotional verkümmert. Es war interessant, wie die beiden Männer um Élodie kreisten und welche Wendungen sich diesbezüglich zeigten. Zugleich wurde die Erzählung durch die Suche und Aufdeckung eines Saboteurs am Set aufgepeppt, was zusätzliche Spannung und Rätselraten mit sich brachte, meiner Meinung nach den Roman damit aber auch stellenweise zu sehr in die Länge zog.
Doch insgesamt hat mich die Geschichte begeistert! Romantisch, ohne ins Kitschige zu verfallen, mit sympathischen, nahbaren Figuren, einem zauberhaften Handlungsschauplatz, und dem ganz normale Chaos der Liebe. Zudem rahmten wichtige Lebensentscheidungen diese Erzählung ein. Die künftigen Neuerscheinungen der Autorin werde ich ganz sicher im Auge behalten! / 4,5 Sterne