„Unerschrocken“ ist der zweite Band der „Rebellinnen von Oxford“ Reihe der Autorin Evie Dunmore. Das Cover finde ich wieder gut gemacht, passt auch sehr gut zu dieser Zeit. Der Schreibstil war wieder sehr eingängig, spritzig und leicht zu folgen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Lucie und Tristan erzählt, was für mich die beste Erzählweise ist, denn so hat man Einblick in die Gedankengänge beider Protagonisten.
Die Anführerin der Frauenrechtsbewegung in Oxford Lucie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Anteil einer Zeitung zu kaufen, um so die Menschen für deren Sache zu gewinnen. Doch sie ist außer sich vor Wut, denn niemand anderes als ihre Nemesis aus Kindheitstagen Tristan hat die andere Hälfte der Zeitung aufgekauft und macht so ihren Plan zunichte. Dieser macht ihr aber ein überraschendes Angebot! Er gibt ihr einen Prozent, wenn sie mit ihm eine Nacht verbringt. Skandalös! Niemals würde sie sich von ihm verführen lassen, aber wieso prickelt es dann so in ihrer Bauchgegend und bringt ihr Blut in Wallung?
Beide Protagonisten haben wir schon kennenglernt, Lucie mehr als Tristan. Beide kennen sich schon lange, seit ihrer Kindheit und Lucie hat schon damals eine Abneigung gegen Tristan empfunden, da dieser ihr immer wieder Streiche spielte. Tristan hingegen mochte Lucie und zeigte es nicht sehr gut, aber naja, was erwartet man von einem jungen Burschen im heranwachsenden Alter denn schon? Ich habe beide Charaktere mit der Zeit in mein Herz geschlossen und fand beide auf ihre Art sympathisch.
Lucie ist eine forsche, streng arbeitende Frau, welche sich für das Wohl der Frauen einsetzt. Sie ist schon in frühen Jahren aus dem Elternhaus verbannt worden, da sie heftige politische Debatten verfolgte und sich für die Frauen einsetzte. Sie gibt alles für ihre Gruppe, gibt keinen Zentner nach und will immer das Beste aus einer Situation herausholen. Sie ist zielstrebig, wirkt mitunter streng und scheut sich vor keiner Herausforderung. Daher kann man es leicht übersehen, dass sie auch sehr verletzlich sein kann, dass ihr die Worte anderer auch an die Nieren gehen, dass sie ein warmherziger, mitfühlender Mensch ist. Sie schlägt sich wacker alleine, ist mutig und hartnäckig. Ich bewundere sie für ihre Courage und dass sie so denkt, ist nach ihrer Jugend recht nachvollziehbar.
Tristan wirkt auf den ersten Blick wie ein Schürzenjäger, ein Taugenichts, der nichts zusammenbringt, außer im Krieg hervorragend gewesen zu sein. Doch man sieht Kapitel um Kapitel, dass er einen äußerst regen Verstand hat, seinen Charme gewinnbringend einsetzt, seine eigenen Ziele verfolgt. Er ist nicht so nutzlos, wie sein Vater denkt – was für ein grauenvoller Mann – Tristan weiß sehr wohl was er will. Er hat Ideen, möchte seine Mutter schützen und auch Lucie verführen, welche er für bezaubernd hält. Er ist sehr aktiv und hat öfters einen Hintergedanken. Wenn man hinter seine Fassade blickt, ist er ein freundlicher, hilfsbereiter, aufgeschlossener Mensch, der das Richtige tut, auch wenn andere ihn davon abhalten wollen. Ich finde ihn einfach sympathisch, nachdem ich ihn näher kennenlernen durfte. Er ist ein absolut lieber Kerl.
Ihre Freundinnen bekommen natürlich auch wieder alle einen Auftritt. Annabelle gibt ihre erste Dinner Party und ist schrecklich nervös, Catriona ist wieder einmal bissig und frech. Hattie hat mit ihrer Kunst zu kämpfen und am Ende weiß man, dass sie etwas vor den anderen verbirgt. Alle sind tolle Freundinnen und halten zusammen, auch wenn es manchmal auf den ersten Blick nicht so wirkt, wenn sie sich mal in die Haare kriegen. Wir lernen Lucies Cousine Cecily kennen, welche einfach ein eifersüchtiges intrigantes Mist* ist. Die süße kleine Miezekatze Boudicca bekommen wir natürlich auch zu sehen, was für eine kleine Kratzbürste. Voll niedlich.
Die Geschichte enthält natürlich einen großen Anteil an politischen Dingen. Die Frauenrechte, die Suffragetten, wie sie darum kämpfen gehört zu werden, wie sie einen Plan aushecken, damit sie weiterkommen. All dies muss eine sehr schwere Zeit damals gewesen sein, in der Frauen endlich auf die Barrikaden steigen und laut aussprechen, dass sie sich nicht mehr als Eigentum ansehen und so nicht mehr leben wollen und können. Sie wollen frei sein zu tun, was sie wollen. Dabei verlangen sie doch gar nicht so viel damals. Sie wollen nur das Recht für sich selbst sorgen zu können, ohne von deren Ehemännern abhängig zu sein. Sie wollen kein Besitz sein. All dies muss vielen Frauen an die Nieren gegangen sein.
Ich fand, dass die Liebesgeschichte und die Frauenrechte sehr gut ausgewogen waren. Alles ist in das andere miteingeflossen und hat uns so gut gezeigt, wie sich denn alles auswirkt. Tristan und Lucie waren einfach toll zusammen, deren Wortgefechte und kratzbürstigen Kommentare, absolut köstlich. Das Buch war aufregend und spannend, was man hier alles erfahren hat. Wie unaufgeschlossen die Gesellschaft damals doch war, wie nachtragend und demütigend. Bis man kleine Silberstreifen am Horizont erblickt. Ein toller, humorvoller, frecher Roman, welcher uns ein tolles Thema näherbringt. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, welcher im Januar erscheinen wird.
Hiermit möchte ich mich noch recht herzlich bei LYX und NetGalleyDE für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken, wobei meine Meinung jedoch in keinster Weise beeinflusst wurde.