Brittany C. Cherry erzählt die außergewöhnliche Geschichte von Jasmine und Elliot. Auf den ersten Blick können sie nicht gegensätzlicher sein: Elliot ist der Außenseiter der Schule, der gemobbt wird und Jasmine die Beliebte, die in den Himmel gehoben wird. Was sie verbindet ist ihre Liebe zur Musik und den Menschen, die sie umgeben.
Jasmine möchte von ihrer Mutter geliebt werden und tut jahrelang alles für ihre Anerkennung. Dabei verliert sie sich selber und zerbricht fast daran. Auf mich hatte sie dennoch die Wirkung eines Sonnenstrahls: sie bringt Licht ins Dunkel überall wo sie auftaucht. Ich konnte ihre Ausstrahlung aus den Zeilen heraus spüren. Sie ist ein sehr positiver Mensch und macht sich regelmäßig bewusst, dass sie im Vergleich zu vielen anderen ein tolles Leben hat. Sie ist dankbar für die guten Dinge, die ihr passieren und lenkt ihren Fokus immer darauf. Sie liebt ihre Mutter, egal was auch passiert - anstatt ihr Vorwürfe zu machen, sucht sie nach Erklärungen für ihr Verhalten. So ist Jasmine - ein herzensguter Mensch.
Elliot hat ein ebenso großes Herz. Für seine Lieben würde er alles tun: seine Mutter, seine Schwester, TJ, Jason und Jazz. Er ist ein Junge voller Gefühle, die er durch sein Trompetenspiel ausdrückt. Diese Seite kennt die Außenwelt nicht. Seine Schüler sehen ihn als schmächtigen Jungen, der stottert und sich nicht gegen Angriffe wehrt. Er wird in der Schule aufs Übelste schikaniert. Nach einem schlimmen Vorfall schottet er sich von all seinen Gefühlen ab und verleugnet damit seine eigene gefühlvolle Natur.
Ich bin kein Mensch, der häufig bei Büchern weint. Nach dem ersten Kapitel hatte ich jedoch Tränen in den Augen. Jasmines Ziehvater Ray hat mich tief berührt. Er ist mein Lieblingscharakter im ganzen Buch. Seine Liebe zu Jasmine strahlt aus jeder seiner Handlungen und das obwohl Jasmines Mutter es ihnen beiden so schwer macht.
"Wieso bleibt du bei ihr? Wieso solltest du bei jemandem bleiben, den du nicht einmal liebst und der dich so behandelt, wie sie es tut?"
Er räusperte sich und blickte mich mit den sanftesten Augen an, die ich je gesehen hatte. Dann zuckte er mit den Schultern. "Komm schon Schneewittchen", sagte er leise. "Du kennst die Antwort."
Meinetwegen.
Er blieb meinetwegen.
"Ich liebe sie, weil sie mir dich geschenkt hat. Du und ich, wir haben nicht dasselbe Blut, Schneewittchen, aber du bist meine Tochter. Ich bleibe deinetwegen. Ich werde immer deinetwegen bleiben." (23-24)
Nach diesem Beginn ist meine emotionale Anteilnahme jedoch immer weniger geworden. Die Geschehnisse haben mich sehr betroffen gemacht, aber ich habe nicht mehr so mit den Charakteren gelitten. Es hat sich mehr so angefühlt, als würde ich von außen auf die Geschichte schauen, statt ein Teil von ihr zu sein.
Nach langer Überlegung, woran es liegen könnte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es an dem Schreibstil liegt. Brittany C. Cherry haut mich mit der Schönheit ihrer Worte um. Ihre Beschreibungen quillen über vor Emotionen und lassen mich sprachlos zurück.
"Er war so dünn und zerbrechlich, und ich hätte schwören können, dass ich bestimmt dreimal so viel wog wie er, doch er liebte mich ebenso sehr, wie ich ihn liebte. Er bestand nur aus Knochen, und ich bestand nur aus Fleisch. Seine Haut hatte die Farbe von Karamell und meine die von Sahne. Wir hätten nicht gegensätzlicher sein können. Wir waren nicht dazu bestimmt, uns ineinander zu verlieben, doch wenn wir uns miteinander verbanden, besaßen wir einge ganz eigene Schönheit." (127)
Solche Sätze haben mich innehalten lassen und ich habe sie 3, 4 Mal gelesen, weil sie so ausdrucksstark sind. Im Verlauf der Handlung sind sie mir manchmal jedoch zu stark und zu kitschig. Einzeln als Gedicht wären sie perfekt. Ich habe mehrfach den Wunsch verspürt die Zeilen zu konservieren und sie einzeln und für sich zu einem späteren Zeitpunkt zu genießen. Im Fluss der Geschichte waren sie für mich zu viel.
"Ich war sechs Jahre lang tot, Jasmine, und dann bist du aufgetaucht und hast mich daran erinnert, wie gut es sich anfühlt, am Leben zu sein, was es für ein Gefühl ist, wieder zu atmen. Siehst du nicht, wieso es so wichtig ist, dass es dich gibt? Siehst du nicht, warum die Welt dich braucht? Warum die beste Entscheidung, die deine Mutter je getroffen hat, war, dich zur Welt zu bringen? Du bist die Musik in einer stummen Welt, und mein Herz schlägt, weil du da bist." (305)
Fazit: Brittany C. Cherry hat Charaktere und Schicksale geschaffen, die noch lange in mir nachhallen werden. Sie wählt Worte, die dich aus deinem Leseerlebnis katapultieren und dich sprachlos zurücklassen.