Ihr Lieben, manchmal gibt es Bücher, auf die freut man sich ganz besonders. Man fiebert dem Release entgegen, träumt schon vom schönen Cover, das das eigene Regal schmücken wird und freut sich auf angenehme Lesestunden. So ging es mir mit Wild Hearts: Kein Blick zurück von T. M. Frazier. Angefangen hat das Liebäugeln mit diesem Buch vor einer ganzen Weile, als der LYX Verlag das Cover des Buches präsentiert hat – es ist aber auch wirklich ein Schmuckstück!
Ich unterhielt mich mit einer Freundin, die das Buch vorab lesen durfte und vollkommen begeistert war, woraufhin es einige Wochen vor dem Release auch bei mir einzog. Innerhalb von zwei Tagen war Wild Hearts: Kein Blick zurück beendet und ließ mich atemlos zurück. Viel Spaß mit meiner Buchbesprechung zu der Geschichte.
Als ich Wild Hearts: Kein Blick zurück zum ersten Mal in den Händen hielt, war es Liebe auf den ersten Blick. Ich mochte das bildschöne Cover, ich mochte die Tatsache, dass es mich früher als erwartet erreichte und vor allem mochte ich, dass das Buch nicht allzu dick ist. Meistens lese ich ja doch ziemlich dicke Bücher, und Romane, die keine dreihundert Seiten lang sind, findet man eher selten in meinem Regal.
Ich packte das Buch noch am gleichen Tag in meinen Rucksack, den ich am nächsten Tag mit auf die Fahrt nach Leipzig zur Buchmesse nehmen würde – Wild Hearts: Kein Blick zurück sollte meine Bahnlektüre werden. Die Fahrt ging gute sechseinhalb Stunden und mit ein paar Unterbrechungen schaffte ich das Buch bis auf die letzten fünfzig Seiten während dieser Strecke komplett durch. Anfangs gefiel es mir auch wahnsinnig gut, doch je näher Leipzig rückte, desto weniger gefiel mir die Lektüre.
Für mich ist der Schreibstil ausschlaggebend für die Beurteilung eines Romans. T. M. Frazier kommt ihr Schreibstil sehr zugute. Wild Hearts: Kein Blick zurück liest sich unglaublich flott und man fliegt förmlich durch die Seiten. Der Schreibstil ist dem Genre entsprechend jung und frech gehalten, was ich ebenfalls mochte. So macht das Lesen einfach Spaß und ich habe mich durchgehend gut unterhalten gefühlt. Allerdings wurde die gute Unterhaltung teilweise von dem Zusammenziehen meiner Augenbrauen und dem ein oder anderen Kopfschütteln unterbrochen. Denn so flüssig und flott sich der Text lesen lässt, so seltsam ist manchmal die Wortwahl der Autorin.
Hin und wieder ist die Seltsamkeit der Worte wirklich lustig. Wenn die Autorin beispielsweise den Bart eines Mannes als »haariges Zeug am Kinn« bezeichnet (S. 128). Leider sind die Worte aber auch immer wieder schlecht gewählt, um Situationen passend zu beschreiben. Ich sage es mal so: Man sollte dieses Buch nicht durch eine feministische Linse lesen, denn das, was Finn da manchmal von sich gibt, ist echt grenzwertig. Wobei feministisch vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist. Man sollte als Mensch einfach nicht so von sich selbst denken, wie Finn über Sawyer denkt.
Die Geschichte wird größtenteils aus Sawyers Perspektive erzählt, doch auch Finn kommt regelmäßig mit eigenen Kapiteln zu Wort. Normalerweise sorgt dies bei mir dafür, dass ich mich in mindestens einen Charakter gut hineinversetzen kann. Zu Beginn hatte ich bei Sawyer auch das Gefühl, dass ich sie verstehe. Sie war mir sympathisch, ich mochte ihre optimistische Art und ihre Zuversicht. Leider veränderte sich meine Meinung ihr gegenüber, und auf den letzten Seiten des Romans war sie mir so fremd wie Finn es den gesamten Roman über war.
Wie kommt es, dass mir beide Hauptfiguren fremd bleiben? Sawyer war mir wie gesagt eine lange Zeit überaus sympathisch. Ich habe mich gut in sie hineinversetzen können und hatte den Eindruck, dass sie eine starke Frau ist, die ihre Freiheit sucht, sich von den Fesseln ihres Vaters losmachen möchte und ihr eigenes Leben leben will. Und das tut sie. Leser begegnen Sawyer und ihrem starken Willen für eine ziemlich lange Zeit. Auch wenn das Schicksal ihr einige Steine in den Weg legt, lässt sie sich nicht unterkriegen und möchte ihr Vorhaben umsetzen. Das finde ich klasse! In meinen Augen wird dies von Finn jedoch kaputt gemacht. Sobald sie sich Finn nähert, verliert sie ihren eigenen Willen mehr und mehr.
Sawyer verwandelt sich meiner Meinung nach von einer willensstarken Frau in die Jungfrau in Nöten. Dieses Gefühl wird durch Finns Kapitel bestärkt, denn durch seine Augen ist Sawyer nur oberflächlich betrachtbar. Ich habe bis heute keinen blassen Schimmer von Finns Persönlichkeit. Das, was er Lesern in seinen Kapiteln berichtet, beschränkt sich hauptsächlich auf die Beschreibung von Sawyers Optik oder seinem Wunsch sie sexuell zu befriedigen. Finn muss sich bei Letzterem teilweise sogar zusammenreißen, um sie nicht »zu markieren« (S. 136)! Ich finde es ekelhaft. Wie kann man als Frau einen Charakter erschaffen, der solche Gedanken hat und ihn dann noch als Traumprinzen darstellen?
Ich mach es kurz: Man schaffe einen attraktiven Charakter, kreiere ein paar Situationen, in der besagter Charakter einen anderen rettet und gibt ihm ein paar zweideutige Gedanken – schon hat man das Alphamännchen Finn. Ich möchte gar nicht allzu genau auf Finns Methoden eingehen, wie er Sawyer in gewissen Situationen hilft, aber Leute – seine Art Hilfestellung zu geben ist nicht gerade realitätsnah. Ein Beispiel muss ich euch aber geben – Achtung, Spoiler! Sawyer hat schreckliche Angst vor Gewitter. Finn möchte, dass sie diese Angst ablegt. Wie geht das am besten? Er befriedigt sie draußen während eines Gewitters! Problem gelöst. Wie geht das? Was ist da bitte los? Ich verstehe es nicht.
Die Nebenfiguren haben mir hingegen sehr gut gefallen. Allen voran Josh und Miller, die eine wichtige Rolle im Leben von Finn gespielt haben. Gerade Josh – die übrigens eine Frau ist – erleichtert Sawyer den Einstieg in den Outskirts sehr und man muss sie einfach gernhaben. Zusammen sind Josh und Miller auch ein ulkiges Paar. Allerdings nicht in dem Sinne, dass sie eine Beziehung haben, sondern einfach wie sie miteinander umgehen – sie führen eine Art Hassliebe und die ist wirklich amüsant zu lesen.
Der rote Faden des Buches orientiert sich an einem einzigen Wort und dieses lautet: Drama. Wie gesagt ist die Handlung recht oberflächlich gehalten, dennoch ist es ein wahrer Pageturner und das liegt an dem Drama, das T. M. Frazier kreiert. Sawyer erlebt die verrücktesten Dinge, trifft beinahe wahnsinnige Personen und hüpft von einem Drama zum nächsten. Hat mir das gefallen? Irgendwie schon. Ich werde es auch gleich nochmal thematisieren, aber irgendwie hat die Handlung etwas. Sie ist zwar schon etwas stumpf und ehrlich gesagt auch ziemlich vorhersehbar, aber sie ist unterhaltend.
Was in meinen Augen leider etwas misslungen ist, ist das letzte Drittel des Romans. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich mit den Charakteren abgefunden, ich erlebte Dramen am laufenden Band und war damit recht zufrieden. Allerdings muss gesagt werden, dass das letzte Drittel doch etwas extrem ist. Für mich wurde der Bogen überspannt. Klar, T. M. Frazier hat versucht, Spannung für den zweiten Band aufzubauen – den ich übrigens sehr gerne lesen möchte –, aber ich hätte versucht, diese anders zu erzeugen.
Trotz meiner Kritik kann ich diese Frage mit Ja beantworten – beziehungsweise einem Jain –, denn auch wenn ich einiges zu kritisieren habe, muss ich zugeben, dass mich das Buch gefesselt hat und ich es nicht aus den Händen legen wollte. Wild Hearts: Kein Blick zurück hat mich fantastisch unterhalten – auch wenn ich mitunter stark mit dem Kopf schütteln musste. Ich wollte einfach wissen, wie es mit Sawyer weitergeht, wie sie sich entwickelt und ob sie mit ihrem neuen Dasein zurechtkommt. Wie sie sich im Leben schlägt.
Während des Lesens hatte ich irgendwann den Gedanken, dass das Muster des Romans wie das einer romantischen Komödie für Teenies ist. Es ist mitunter einfach so dramatisch und unrealistisch. Dazu kommt die männliche Hauptfigur, die zwar ihren eigenen Reiz hat, jedoch etwas stumpf und oberflächlich bleibt. Man fühlt sich für einen Abend einfach gut unterhalten. Und genau so ist es mit Wild Hearts: Kein Blick zurück ebenfalls.
Meiner Meinung nach ist es eine nette Lektüre für zwischendurch, die man mit einem Augenzwinkern lesen muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine erwähnten Kritikpunkte viele Leser gar nicht stören. Ich bin bekanntermaßen ja keine Person, der Romane gefallen, in denen toxische Beziehungen romantisiert werden, Frauen wie Objekte behandelt werden und sich nur anhand eines Mannes definieren. Und doch gibt es viele Frauen, die genau diese Art Roman schätzen.
Wild Hearts: Kein Blick zurück ist kein Buch, das alle besagte Punkte erfüllt, aber hin und wieder hatte ich einfach den Gedanken, dass es für meinen Geschmack etwas zu niveaulos ist. Dennoch wurde ich fantastisch unterhalten und ich finde, dies ist ein Punkt, der manch anderen überschattet. In meinen Augen ist Literatur immer noch eine Form der Unterhaltung, die nicht perfekt sein muss und Wild Hearts: Kein Blick zurück hat dafür gesorgt, dass ich eine äußerst angenehme Zugfahrt hatte.
Eine amüsante Lektüre für zwischendurch, die mit viel Drama lockt und die man nicht allzu ernst nehmen darf. Für einen netten Leseabend und gute Unterhaltung ist Wild Hearts: Kein Blick zurückgenau richtig.