Close to Home

Übersetzt von

Hannes Meyer

Roman

4.45833 Sterne

(24 Bewertungen insgesamt)

Mit gerade mal 22 Jahren steht Sean an einem Scheidepunkt. Aufgewachsen im von der Wirtschaftskrise erschütterten Belfast, inmitten von Arbeitslosigkeit, Tristesse und den schwelenden Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte, scheint sein Traum, Schriftsteller zu werden, vollkommen unerreichbar. Stattdessen hängt er fest in einem Teufelskreis aus Partys und Drogen - bis er im Rausch einen jungen Mann niederschlägt und vor Gericht landet. Erst jetzt findet er die Kraft, sein Leben neu zu sortieren. Wie konnte er zu dem Menschen werden, der er ist, der ihm aber doch so fremd ist? Eine offenherzige, gleichermaßen raue wie zarte Selbsterkundung, zutiefst berührend in ihrer Verletzlichkeit.

24,00 €

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Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

Buch (Hardcover)

Genre

Literarische Unterhaltung

Seitenanzahl

352 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-8479-0147-1

Pressestimmen

Das beste Debüt, das ich seit Jahren gelesen habe.
Nicole Flattery
Fantastisch beobachtet und messerscharf - so echt und roh wie die Wahrheiten, die man einander beim Runterkommen erzählt, frühmorgens im Dunkeln, bei irgendjemandem zu Hause, den man gerade erst kennengelernt hat. Tief berührend.
Lisa McInerney
Wundervoll! Schonungslos und doch so weichherzig...Dieser Roman ist ein Geschenk.
Jon McGregor
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24 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
28.06.2024
Von einer Jugend in Belfast
Der Nordirland-Konflikt mag schon einige Jahre zurück liegen, aber die Folgen sind noch heute zu spüren, gerade in Belfast, wo dieser Roman angesiedelt ist. Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Alkohol, Drogen, Gewalt in der Familie - Traumata überall gegenwärtig. Und so begleiten wir lesend den jungen Sean einige Wochen seines Lebens, in denen er versucht keine Party voller Drogen und Exzesse zu feiern, verlässlich seine soeben aufgebrummten Sozialstunden abzuleisten und einen Job zu finden, den er nicht innerhalb einer Woche wieder verliert. Er kommt aus einer zerrissenen Familie mit Halbgeschwistern, aufgewachsen ohne Vater - und dennoch hat er es geschafft die Universität zu besuchen. Aber sein direktes Umfeld verleitet ihn immer wieder, seine Vorsätze über Bord zu schmeissen. Wir tauchen tief in seine Gedanken ein, in die Trostlosigkeit seines Alltags ohne richtige Zukunftsperspektive und trotzdem schimmert immer wieder ein Funken Hoffnung durch. Nordirland-Unkundige werden wohl das eine oder andere Mal googeln müssen. Ein bisschen ist das Leseerlebnis wie ein Mix aus Trainspotting und Shuggie Bain, und doch ganz eigenständig - ein großartiges und intensives Debüt, übersetzt von Hannes Meyer.
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Blubie

5 Sterne
28.06.2024
Eindringlich
Eindringlich Das Buch ist aus der Sicht von Sean geschrieben, dessen Drama sein Herkunftsmilieu ist. Es herrscht Hoffnungslosigkeit und jeder, der versucht sich heraus zu kämpfen, wird von sogenannten Freunden wieder nach unten gezogen. Obwohl Sean ein abgeschlossenes Studium hat, findet er keinen vernünftigen Job. Durch das Studium passt er aber auch nicht mehr wirklich in sein Ursprungsmilieu. Durch diese Geschichte bekommt man Verständnis für die Situation in Nordirland, aber auch Angst um die vielen jungen Leute, die in dieser Situation gefangen sind. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch lässt sich wirklich gut lesen. Trotz der teilweise hoffnungslosen Situationen will man weiterlesen und erfahren, ob Sean den Absprung schafft. Die Charaktere fand ich alle glaubhaft und sehr gut getroffen und im Ganzen ist der Roman fast eine soziologische Studie. Mir hat es sehr gut gefallen und ich würde gerne eine Fortsetzung lesen!
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Hornita

5 Sterne
28.06.2024
Identität, Klasse, Herkunft, Traumata und Machtlosigkeit in Nordirland
Was bedeutet es im lange konflikt- und gewaltgebeutelten Nordirland als Kind der Arbeiterklasse aufzuwachsen? Michael Magee erzählt von vererbten Traumata, Gewalt, Armut, Drogenmissbrauch, Vorurteilen und Diskriminierung und immer wieder Machtlosigkeit angesichts einer traumatischen Vergangenheit und einem Gesellschafts- und Sozialsystem, das im Heute dem Individuum beinahe unüberwindbare Grenzen auflegt und ein Entkommen aus der Armuts- und Gewaltspirale damit fast unmöglich macht. Michael Magee wirft uns direkt in die Geschichte, sein Schreibstil ist flüssig und unmittelbar, erzählt aus der Perspektive von Sean, Anfang 20, aufgewachsen und lebend in einem wirtschaftlich und kulturell benachteiligten Teil von Belfast, in einer republikanischen Familie der Arbeiterklasse. Sean versucht im Laufe des Buchs sich von seiner Herkunft zu emanzipieren, ein gesundes, glückliches, seiner Neigung zur Literatur und zweifelslosen Begabung wie Intelligenz entsprechendes, Leben aufzubauen - und scheitert dabei immer wieder, an seinem Umfeld, seiner Familie, dem Gesellschaftssystem, seiner Herkunft und manchmal auch an sich selbst. Die Ich-Perspektive Seans ist sehr gut gewählt, um den schwierigen Lebensweg und das Milieu nachzuempfinden. Als Leser fühlt man mit Sean, erlebt oft die Ausweglosigkeit seiner Situation, und hofft immer wieder es möge sich irgendwo ein Horizont der Hoffnung auftun, damit Sean sein Potential wirklich leben kann. Ob das gelingen wird?

 Sehr eindrücklich wird immer wieder auch der Nordirland-Konflikt und seine ständige Präsenz im kollektiven Gedächtnis von Seans Familie und Umfeld in die Geschichte eingewoben. Der liberalen Erzählung vom Aufstieg, in der jeder und jede es schaffen kann, wenn er oder sie sich nur genug anstrengt, setzt Magee ein allzu realistisches Bild einer Gesellschaft entgegen in der selbst härteste Arbeit oft nicht honoriert wird und dem Individuum durch erlebte wie vererbte Traumata, und ein klassenzementierendes Gesellschaftssystem massive Grenzen in seiner Entfaltung gesetzt werden. Damit ist der Roman nicht nur wirklich gute Literatur, sondern auch eine Form von Sozialstudie, die Magee mit Close to Home, hier gelungen ist. Unbedingt lesenswert!
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chiaralara36

3 Sterne
28.06.2024
Close to home...
Drogen. Bis zum Zusammenbuch. Die Freunde nennen es Party machen. Gewalt. Die Sean fast ins ins Gefängnis bringt. "Wie kann es sein, dass Anthony und Gerard sich schon ihr Leben lang prügeln und kein Mucks von der Polizei kommt" (S. 97) fragt die Mutter. Anthony und Gerard sind Seans ältere Brüder. Und die Freunde, die von früher. Von Zuhause. Dabei war vor wenigen Jahren noch alles anders. Sean, aufgewachsen in einer mittellosen Arbeiterfamilie in Belfast - seine Brüder von einem anderen Dad als er, doch keiner der Männer ist mehr bei der Mutter - ist als einziger der Familie in die Welt gezogen um ein Studium aufzunehmen. In Liverpool machte er seinen Abschluss in englischer Literatur. Doch dann kehrt er zurück. Nachhause. Zu einem Alltag zwischen Drogen- und Alkohol-Exzessen, Schlägereien, Arbeitslosigkeit, Diebstahl Aussichtslosigkeit. Der erst 22-jährige Sean ist in ein Umfeld zurückgekehrt, in dem ein Uniabschluss nichts wert ist. Als es zum großen Knall kommt und er wegen Körperverletzung vor Gericht steht, beginnt sein Leben sich langsam zu verändern. Er wird verpflichtet 200 Sozialstunden abzuleisten. Er muss die schimmelige WG mit seinem Freund Ryan verlassen und zieht wieder bei seiner Mutter ein, die ihm etwas viel schöneres bieten kann als eine kleine Abstellkammer ohne Fenster: Liebe. Und er trifft seine Exfreundin Mairéad wieder. Auch sie ist in der Gegend aufgewachsen, beging Diebstähle. Ihre Mutter ist Alkoholikerin. Doch auch sie hat studiert, an der Queens University in Belfast. Und sie hat große Pläne. Sie will es schaffen; etwas aus ihrem Leben machen. Als er aufgrund der veränderten Lebensumstände weniger Kontakt zu seinen Freunden hat, keine Drogen mehr nimmt und noch dazu ihre Unifreunde kennen lernt, will er das auch. Mairéad wird Seans engste Vertraute und auch eine Art Mentorin. Inhaltlich bietet das Buch keine Heldentaten oder wilde Action, keine großen plötzlichen Wendungen, sondern eine Entwicklung, denn es ist der triste, frustrierende Alltag eines Mannes, der in Close to home beschrieben wird - mit echten Ängsten und Sorgen, Wünschen und Freuden, wie jeder sie kennt. Regelmäßig trifft man auf Details oder popkulturelle Referenzen, so dass man sich noch mehr in den Alltag hineinfühlen kann. Sean steht zwischen zwei Welten: Seiner Herkunft mit all ihren Vertrautheiten und Problemen. Und des neuen kulturellen Milieus, das ihm fremd erscheint, aber gleichzeitig so teilhabenswert. Der Schreibstil ist ungewohnt direkt. Schonungslos. Auffallend detailliert beschreibend. Als würde man direkt an den Gedanken des Protagonisten teilhaben. Jeder Charakter wirkt ausnehmend echt mit seinen Problemen, Denkweisen und Träumen. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen. Jedoch fällt auf, dass Sean kaum Situationen bewertet, sich einfach mitreißen lässt, wie ein Blatt im Wind. Er hat Träume, ist aber allein oft nicht fähig diesen eine konkrete Richtung zu geben. Dazu meinte der Autor Michael Magee, Sean sei sich seiner selbst nicht wirklich bewusst (1). Und er muss es wissen. Denn der Roman ist stark inspiriert durch seine eigene Kindheit und Jugend mit 2 Brüdern in West-Belfast oder seinen wechselnden unbefriedigenden Jobs in Bars und Cafes nach der Rückkehr aus dem Studium. Die Hauptfigur hieß in der ersten Fassung Mick, doch um mehr künstlerische Freiheit zu haben, nannte er sie Sean - wie seine Mutter ihn nennen wollte (2). Magee plant eine eine Trilogie aus Close to home zu machen: Weiter zurück in seine Kindheit und die Geschichte seiner Heimatstadt (1). Der Roman zeichnet die Geschichte eines Erwachsenwerdens mit all seinen Hürden, Zweifeln und Aussichten. Der Schreibstil mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, die Wortwahl zu harsch. Doch genau das ist es, wodurch sich das Buch und die darin beschriebenen Lebenswelt authentisch anfühlt. Quellen: (1) Lara Sielmann, DLF Kultur, Lesart, 01. November 2023 (2) Martin Doyle, The Irish Times, 1. April 2023
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Lara03

Michael Magee

Autor

Michael Magee, Jahrgang 1990, ist Mitherausgeber des literarischen Magazins THE TANGERINE, für das er einige der talentiertesten jungen Autor:innen Großbritanniens entdeckt hat. Seine Texte erschienen in verschiedenen Literaturzeitschriften und einer Anthologie. Er studierte Creative Writing an der Queen's University in Belfast.

Portrait: Michael Magee

© Kate Donaldson

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Produktbild: Close to Home (9783847901471 )

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