Shanghai Story

Übersetzt von

Jan Schönherr

Roman

3.79167 Sterne

(24 Bewertungen insgesamt)

Dieser Roman wagt einen ungewöhnlichen Kunstgriff: Er erzählt seine Geschichte rückwärts, von ihrem vorläufigen Ende zurück zu ihrem Beginn, vom Shanghai des Jahres 2040 zurückgespult ins Jahr 2014. Im Zentrum steht die Familie Yang: der Geschäftsmann Leo, seine Frau, die enigmatische Eko, und die drei Töchter Yumi, Yoko und Kiko.
Schlaglichtartig folgen wir ihnen durch die Jahrzehnte, durch Glücksmomente und Krisen, dorthin, wo alles begann, zurück zu Leos und Ekos Hochzeitstag - in dem der Keim dessen, was noch kommen soll, bereits angelegt zu sein scheint.
Eine kluge Betrachtung von Ehe und Familienbanden, von Verlust und Vergänglichkeit - und ein außergewöhnlicher Debütroman.

25,00 €

Alle Preise inkl. 7% gesetzl. Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders angegeben.

Lieferungszeitraum: Sofort lieferbar

Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

Buch (Hardcover)

Genre

Gegenwartsliteratur

Seitenanzahl

288 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-8479-0187-7

24 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

3.5 Sterne
03.02.2025
Unterhaltsamer Roman mit ungewöhnlicher Erzählstruktur
Auf diesen Roman war ich auf Grund des Settings und der Erzählform sehr gespannt. „Shanghai Story“ spielt, logischerweise, in Shanghai und erzählt seine Geschichte rückwärts, beginnt also mit dem zeitlichen Ende im Jahr 2040, und geht dann zurück in der Zeit bis ins Jahr 2014. Das ist ungewöhnlich, wenn auch jetzt nicht ganz neu. Ich habe schon andere Romane mit diesem Aufbau gelesen und fand schon manchmal, dass dabei Spannung verloren geht, wenn der Ausgang von Anfang an feststeht. Ich würde nicht sagen, dass das auf „Shanghai Story“ zutrifft, weil der Roman nicht handlungsgetrieben ist, sondern vielmehr eine Liebes- und Familiengeschichte rückwärts erzählt. Allerdings gehe ich nach dem letzten Kapitel noch mal zurück an den Anfang und lese den ersten Abschnitt, damit der Kreis sich schließt. Ich begleite die Familie von Leo, einem Geschäftsmann und Statiker (!!!) aus Shanghai, und seine Frau, die Japanerin Eko, sowie ihre drei gemeinsamen Töchter Yumi, Yoko und Kiko zurück zur Entstehung der Familie. Ich lese wie die jungen Frauen wieder zu Mädchen und dann zu Ungeborenen werden, was sie in ihrer Kindheit und Jugend erleben und wie sich die Beziehung zwischen Leo und Eko verändert. Juli Min glänzt dabei in ihrem Debütroman mit einem multiperspektivischen Ansatz, den ich sehr gelungen finde. Denn nicht nur die Familienmitglieder werden porträtiert sondern in den einzelnen Kapitel kommen auch Personen aus dem näheren Umfeld der Familie zu Wort. Dadurch entsteht ein buntes und lebendiges Bild aus den verschiedensten Schichten und Zeiten Shanghais. Allerdings finden sich wenig bis keine gesellschaftskritische Ansätze in dem Roman und auch stilistisch besticht Mins Text nicht mit literarischer Finesse, was ich aber nicht negativ bewerte. Als störender empfinde ich den starken und unreflektierten Fokus der Figuren auf die Bewertung von Aussehen und Gewicht, der in meiner Lesart nicht in einem kritischen Kontext steht. Bei mir kann der Roman durch seinen Unterhaltungsfaktor und dem zeitenumspannenden Konzept punkten. Min stellt damit heraus, wie sehr wir selbst und vor allem unsere Beziehungen den Veränderungen unterworfen sind, die wir zwangsläufig durchlaufen und zeigt auch wie wertvoll die Zeiten der Liebe in unserem Leben sein können. „Das also war Liebe: das Gefühl, wie Zeit sich aus einem Moment entfaltet.“
User Image

Lust_auf_literatur

3 Sterne
16.02.2025
Viel verschenktes Potential
In ihrem Debütroman "Shanghai Story" erzählt Juli Min die Geschichte der asiatischen Familie rund um Leo, Eko und ihre drei Töchter Yumi, Yoko und Kiko über einen Zeitraum von 26 Jahren. Das Besondere dabei ist dass sie die Geschichte rückwärts erzählt, beginnend im Jahr 2040 als die Töchter längst erwachsen sind und Leos und Ekos Ehe auf der Kippe steht bis ins Jahr 2014 als sie sich gerade kennenlernten. Leo ist ein erfolgreicher chinesischer Immobilieninvestor, Eko eine französisch-japanische Künstlerin. Wie haben sie sich kennengelernt, wie ist ihr Leben verlaufen, welche Entscheidungen haben sie getroffen... all das erfahren wir nur sehr langsam, manches gar nicht denn es dauert bis die Geschichte am Anfangspunkt ist, dort wo alles seinen Ursprung hat was Leos und Ekos Leben seitdem prägte. Einige Erzählstänge verlaufen auch im Sande, ekn roter Faden fehlt dem Buch komplett Die Figuren die Juli Min zeichnet waren für mich nicht immer greifbar und in den meisten Fällen höchst unsympathisch. Leo, der seine Frau im einen Moment vergöttert, im anderen verabscheut. Eko, die so gerne aus dieser Ehe ausbrechen würde, sich das Leben mit jemand anderem vorstellt, eine Szene früher oder später jedoch völlig in ihrer Rolle als liebende Ehefrau aufgeht. Auch die drei Schwestern untereinander kämpfen mit Rivalität, Verachtung und gleichzeitiger Liebe füreinander und suchen jeweils ihren Platz in einer globalisierten Welt. Das ist die große Stärke der Autorin - komplexe, familieninterne Dynamiken aufzeigen, Konflikte und Emotionen ausbreiten und aufarbeiten, psychologisch tiefgreifend Strukturen einer Familie zutage fördern die sich längst, vielleicht ohne es zu merken, voneinander entfremdet hat. Das hinterlässt Eindruck und zeichnet ein tiefgreifendes Bild einer Familie die nach außen hin ihren Schein versucht zu wahren während sie sich gegenseitig verletzt, unfähig ist zu kommunizieren und innerlich längst implodiert ist. Was für mich nicht so gut funktioniert hat, worin ich jedoch große Hoffnungen hatte, ist der Kunstgriff des rückwärts Erzählens. Ich habe erwartet dass die Geschichte mit einem großen Knall beginnt dessen Entstehung wir verfolgen. Das war nicht der Fall und deshalb etwas enttäuschend. Der Plot setzt sich eher zusammen aus fragmentarischen Szenen einer dysfunktionalen Familie die mehr aus Konflikten und Entfremdung besteht als aus Zuneigung zueinander. Wir bekommen mit jedem Kapitel neue Brocken hingeworfen und müssen uns unser Bild selber zusammensetzen. Der Lesefluss wurde für mich auch etwas gehemmt dadurch dass ich mich nach jedem relativ langem Kapitel in eine neue Perspektive und eine neue Zeit hineinversetzen musste. Fazit: Die präzise Beobachtungsgabe der Autorin war für mich ein klarer Pluspunkt und hat zwar unemotionale aber interessante Einblicke in die Familiendynamik ermöglicht. Die Erzählungweise hat für mich allerdings leider nicht funktioniert da der Spannungsbogen bereits von Anfang an nicht gegeben war und der Plot eher aus losen Anekdoten bestand - womit der Titel Shanghai STORIES für mich treffender wäre.
User Image

Annaliebtbuecher

4 Sterne
03.02.2025
Komplizierte Familienverhältnisse
„Shanghai Story“ ist der Debütroman der in Shanghai Lebenden Autorin Juli Min. Die Handlung beginnt im Januar 2040 in Shanghai. Im Mittelpunkt stehen Leo Yang, seine Frau Eko und deren drei Töchter Yoko, Yumi und Kiko. Der Familie geht es gut, sie haben ausreichend Geld und alles was man für ein angenehmes Leben benötigt. Neben Familie Yang tauchen zahlreiche Nebencharaktere auf, deren Leben allerdings nicht weiter verfolgt wird. Juli Min erzählt ihren Roman rückwärts, vom Beginn im Jahr 2040 geht es in die Gegenwart bis in das Jahr 2014. Die Idee fand ich ausgesprochen spannend und hat mich neugierig gemacht. Die Umsetzung hat mich allerdings leider ein wenig enttäuscht. Für mich gibt es im Nachhinein keinen Grund für diese Erzählweise. Auch wenn mir die Protagonisten nicht unbedingt sympathisch waren, ich fand sie und ihr Leben, ihre Beziehungen zueinander durchaus interessant und insbesondere über einige der Nebencharaktere hätte ich gerne mehr erfahren. Während des Lesens fehlte mir der rote Faden. Rückblickend betrachtet mag ich das Buch mit seiner verkappten Gesellschaftskritik und der teils poetischen Sprache trotzdem. Es ist ein faszinierendes Porträt einer dysfunktionalen Familie, das mich nachdenklich zurücklässt. Dennoch wäre hier meiner Meinung nach mehr möglich gewesen.
User Image

AnnaMagareta

3.5 Sterne
03.02.2025
Ich bin leider etwas ratlos...
Zunächst einmal - die Ausgangssituation und der Klappentext des von einem wirklich wunderschön gestalteten Cover umhüllten Buches lesen sich viel versprechend. Rückwärts, beginnend mit dem Jahr 2040, wird in Schlaglichtern das Leben der Familie Yang geschildert - Vater Leo, Mutter Eko und die drei Töchter Yumi, Yoko und Kiko. Der Stil ist wirklich sehr gut lesbar, bis auf ein paar kleine (übersetzungs-?)Fehler. Die Kapitel sind jeweils spannend betitelt und unterschiedlich lang, von sehr kurzen bis langen Kapiteln ist alles dabei. Die Kapitel lesen sich wie in sich abgeschlossene Episoden und der angepriesene Kunstgriff des Rückwärtserzählens hat sich mir im Sinn nicht erschlossen. Es gibt keinen roten Faden oder besondere Ereignisse oder Nebenpersonen, die in der Zukunft und der Vergangenheit wichtig sind und die Episoden verbinden würden. Die Familie selbst bleibt mir beim Lesen emotional fern - die Töchter entwickeln sich alle in verschiedene und nicht gute Richtungen, die Eltern sind schwierig im Umgang miteinander, die ganze Familie kommuniziert viel zu wenig oder falsch - und ich spüre einfach keine Verbundenheit. Ein Strang war für mich emotional stark, aber nur einer, und die Hauptpersonen blieben mir so fern, dass ich sie weder mochte, noch nicht mochte, sie waren mir einfach egal und ich weiß, ich werde sie und die Geschichte leider schnell vergessen haben. Leider keine klare Leseempfehlung - wenn auch die Sprache wirklich gut zu lesen ist und ich einige schöne Zitate gefunden habe, aber für eine sehr gute Bewertung war es mir leider zu wenig und ich habe einfach nicht hineingefunden und bleibe am Ende des Buches ratlos zurück.
User Image

MelB2508

Juli Min

Autorin

Juli Min ist Chefredakteurin bei THE SHANGHAI LITERARY REVIEW, eine Literaturzeitschrift, die jährlich in Kooperation mit der Duke University erscheint. Ihre Texte erscheinen u.a. in THE NEW YORK TIMES, REAL LIFE und HAZLITT. Sie hat in Harvard ihren Bachelor in Komparatistik gemacht und einen MFA am Warren Wilson College. Sie erhielt das Swatch Art Peace Hotel-Stipendium 2023 und lebt zurzeit in Shanghai.

Portrait: Juli Min

© Shen Wu

Melde dich jetzt zu unserem Newsletter an

Deine Vorteile:

  • jeden Monat Informationen zu neuen Produkten

  • exklusive Gewinnspiele & Aktionen

  • immer die aktuellsten Preisaktionen & Schnäppchen

  • kostenlos und jederzeit kündbar

Mir ist bewusst, dass mein(e) Daten/Nutzungsverhalten elektronisch gespeichert und zum Zweck der Verbesserung des Newsletterangebotes ausgewertet und verarbeitet werden und dass ich mich jederzeit abmelden kann. Meine Daten dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden. Ich habe die Datenschutzbestimmungen gelesen und stimme diesen zu. *

Produktbild: Shanghai Story (9783847901877 )

Shanghai Story

25,00 €

inkl. MwSt.