Swift River

Übersetzt von

Simone Jakob

Roman | »Dieses Buch hat mir zuerst das Herz gebrochen – um mir dann Hoffnung zu schenken.« Ann Napolitano

4.14706 Sterne

(17 Bewertungen insgesamt)

Sommer 1987: Die 16-jährige Diamond fühlt sich als Außenseiterin. Ständig wird sie wegen ihres Gewichts gehänselt, zudem ist sie die einzige Schwarze weit und breit und hat mit diversen alltäglichen Rassismen zu kämpfen. Erst recht, seit ihr Vater spurlos verschwunden ist, ein Ereignis, das Anlass ist für allerlei Tratsch im Ort - und Diamond nachhaltig beschäftigt. Doch dann erhält sie Post von einer Unbekannten, und erfährt endlich mehr - über ihren Vater und die eigenen Wurzeln.

Ein berührender, Jahrzehnte umspannender Roman über den Wunsch nach Zugehörigkeit und die komplizierte Beziehung zwischen Vätern und Töchtern. Mit Essie Chambers lernen wir eine beeindruckende neue Autorin kennen!

24,00 €

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Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

Buch (Hardcover)

Genre

Gegenwartsliteratur

Seitenanzahl

352 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-8479-0188-4

17 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
08.11.2024
Swift River
Ein Buch über Rassismus, Diskriminierung und zeigt, welche Voreingenommenheit bei den Menschen herrscht. Ein Buch, das lange im Leser sehr eindrucksvoll nachwirkt. Wir sind im Sommer 1987 in einen kleinen Ort in Amerika.Die 16jährige Diamond macht gerade ihren Führerschein und lernt dabei ihre erste Freundin kennen, die sie so akzeptiert wie sie ist: Schwarz und Dickleibig. Hier fühlt sich Diamond erstmals zugehörig, Vor sieben Jahren hat sie den Vater verloren, man fand nur seine Schuhe am Fluß. Niemand weiß, was geschehen ist. Hat er sich abgesetzt, wurde er ermordet, hat er sich umgebracht? Diamond leidet sehr unter seinem Verlust. Er hatte zwar oft große Stimmungsschwankungen und handelte oft verantwortunglos, aber er war ihr Vater und sie fühlte sich beschützt von ihm. Mit ihrer Mutter kommt Diamond nicht so richtig klar. sie nimmt viele Tabletten und lebt in den Tag hinein. Und dann erhält Diamond plötzlich Post von ihrer Tante Lena. Sie erzählt von Pops (Diamonds Vater) und durch sie lernt sie die ganze Familiengeschichte kennen. Die Tante ist es letztendlich auch, die Diamond wieder Herzlichkeit und Lebenslust lehrt. Dann werden in dem Buch Briefe einer Clara abgedruckt, eine Vorfahrin von Diamonds Vater und auch hier können wir herauslesen, wie schwer es die schwarze Bevölkerung hatte und arbeitsmäßig ausgebeutet wurde. Es wird hier sehr deutlich dargestellt, wie Diamond aufgrund ihrer Hautfarbe ausgegrenzt wurde. Auch durch den Verlust des Vaters tröstete sich Diamond mit Essen und nahm immer mehr zu, so es ihr letztendlich fast nicht mehr möglich war, mit dem Fahrrad zu fahren. Bei der Mutter fand sie auch keine Hilfe und keinen Zuspruch, denn sie hatte selbst mit sich zu kämpfen. Die Autorin schreibt in so einem herzlichen und eindrucksvollen Schreibstill, dass man meint, diese Geschichte persönlich erzählt zu bekommen und lernen die Protagonisten sehr gut kennen. Die Spache ist klar und deutlich und die Briefe sind in kursiver Schrift. Ein Roman voller Empathie und voller Zuversicht und im Glauben an das Gute im Menschen. Denn es zeigt sich, dass man sich oft von Äußerlichkeiten ablenken läßt und den Menschen in eine vorgesehene Schiene stellt. Das Cover finde ich wunderschön. Es zeigt eine herrliche Naturlandschaft in kräfigen Farben.
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schlossherrin

4 Sterne
08.11.2024
Verzweifelte Hoffnung
In Swift River verbindet sich ein tragisches Familiendrama mit der Geschichte um ein junges Mädchen, das sich noch selbst finden und in ein eigenes Leben aufbrechen muss. Nachdem Diamonds Vater spurlos verschwindet, lebt sie mit ihrer Mutter alleine. Von Armut und Streitigkeiten geprägt, tröstet sich Diamond mit Essen über ihre aussichtslose Situation hinweg. Doch dann erfährt sie mehr über ihre Familiengeschichte, findet sie eine Freundin und erlebt zum ersten Mal, was es heißt wirklich zu leben. Swift River ist in weiten Teilen trostlos und von Leid geprägt, es zeichnet das Bild einer Familie im Ungleichgewicht, überfordert von den Stimmungsschwankungen des Vaters und der kindlichen Sprunghaftigkeit der Mutter. Diamond fehlt ein Anker, ein Vorbild, und erst die Briefe ihrer Cousine vermitteln ihr ein Gefühl von Stabilität und ein Zugehörigkeit, das ihr einen Ausweg aus ihrer verfahrenen Situation aufzeigt. Obwohl ich zwischenzeitlich Probleme mit der stagnierenden Handlung hatte, die scheinbar planlos vor sich hin dümpelte, zeigen genau diese Kapitel Diamonds Antriebslosigkeit, die sie nur mit anderen mitschwimmen lässt anstatt aktiv einen eigenen Weg zu beschreiten. Erst gegen Ende zeichnet sich ab, dass Diamond erwachsen wird und eigene Entscheidungen trifft. Interessant fand ich die Erläuterungen der Autorin zur Geschichte der Sundown Towns, die in diesem Buch ebenfalls thematisiert werden und mir bisher unbekannt waren. Fazit: das Buch verknüpft eine eindringliche Coming-of-Age-Geschichte in einer dysfunktionalen Familie mit den dramatischen Auswirkungen von Rassismus und Entwurzelung.
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misspider

3 Sterne
08.11.2024
Selbstbestimmtes Leben
Die noch junge Diamond hat es nicht leicht. Das Leben der kleinen Familie ist geprägt von Ausgrenzungen aufgrund ihrer Hautfarbe und so kommt es immer wieder zu internen Streitereien. Eines Tages ist der Vater spurlos verschwunden. Es kommen Gerüchte auf er wäre ermordet worden, oder er habe aufgrund seiner Situation eventuell den Freitod gewählt. Diamond bleibt mit ihrer Mutter zurück und lebt fortan in noch kärgeren Verhältnissen. Den verlorenen Vater versucht sie über dass Essen zu kompensieren, was sie über ihr Gewicht zusätzlich angreifbar macht. Kann es ihr gelingen, dem trostlos vorgezeichneten Leben zu entrinnen? Die noch junge amerikanische Autorin Essie Chambers hat mit "Swift River" ihren Debüt-Roman veröffentlicht. Sie erzählt die Familien- Geschichte der kleinen farbigen Diamond, die alles andere als umsorgt und rosig ist. Ihr Schreibstil liest sich zunächst etwas holprig und es fiel mir schwer in einen guten Lesefluss zu kommen. Es gab zunächst viele Zeitenwechsel, verbunden mit diversen Perspektivwechsel, die zunächst bei mir für Verwirrung sorgten. Mit der Zeit bessert sich dies aus meiner Sicht und ich konnte immer besser mit der Protagonistin mitfühlen, die versucht aus der von Ausgrenzung geprägten Welt zu entkommen und dabei Stärke beweist. Das Ganze ist durchaus eine ergreifende Geschichte, die mich aber leider nie so ganz mitreißen konnte. Insgesamt ist "Swift River" kein schlechtes Debüt, schon allein weil es viel Potential offenlegt, aber für mich noch ein wenig unausgegoren wirkt. Die Autorin widmet sich mit den mir bis dato unbekannten Thema der "Sundown Towns" einer brisanten Thematik, welche sie versucht über ein Einzelschicksal zu hinterleuchten. Der Ansatz ist gut gewählt und ich bin durchaus interessiert, weitere Werke von Essie Chambers zu lesen. Ihr Debüt bewerte ich aufgrund des aus meiner Sicht nicht ausgeschöpften Potentials mit drei von fünf Sternen.
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MaddinLiest

5 Sterne
08.11.2024
ein bewegendes und intensives Debüt!
Diamond ist sechzehn und die einzige Schwarze in Swift River, einem heruntergekommenen New-England-Städtchen, in dem sie nicht nur mit Mobbing wegen ihres Gewichts und ihrer Hautfarbe, sondern vor allem mit dem mysteriösen Verschwinden ihres Vaters vor sieben Jahren kämpfen muss. Während ihre Mutter versucht, Geld aufzutreiben und in ihrer Überforderung mit dem Leben zu überleben, trudelt Diamond durch ihre Gegenwart, ohne zu wissen, welche Wurzeln sie verankern und welche Möglichkeiten ihr Leben ihr noch zu bieten hat. Doch dann erhält sie einen überraschenden Brief von einer ihr bislang unbekannten Verwandten, der sie dazu bringt, Fragen zu ihrer Herkunft zu stellen. In Wechseln zwischen den Jahren 1915, 1980 und 1987 entfaltet sich die Geschichte der Familie und führt Diamond durch die Entdeckung familiärer Geheimnisse zu neuem Selbstverständnis und Hoffnung für ihre Zukunft. Schon der Einstieg in „Swift River“ hat mich umgehauen. Diamond und ihre verzweifelte Lage als einzige Schwarze im trostlosen Swift River haben mein Mitgefühl von der ersten Seite an geweckt. Ihre Bindung an ihren Vater – diesem einzigen sicheren Hafen in einer sonst feindseligen Welt – fühlte sich an wie ein warmes Lagerfeuer mitten im stürmischen Leben. Sein ungeklärtes Verschwinden bildet den Dreh- und Angelpunkt für Diamonds Leben, es gibt kein Voran, aber auch kein Zurück. Obwohl der Klappentext dieses Rätsel zum Hauptthema macht, dreht sich das Buch aber vielmehr um Diamonds Emanzipation. Wir begleiten Diamond in ihrem Alltag, erfahren mehr über ihren zunächst idealisierten Vater, der überforderten Mutter und der Last, die auf Diamonds Schultern liegt. Die Mutter-Tochter-Beziehung - als einzige Person, mit der unsere Protagonistin zunächst überhaupt Zugehörigkeit sieht - hat mich dabei richtig wütend gemacht. Die Unfähigkeit der Mutter, Verantwortung zu übernehmen – wenn auch aus der eigenen Überforderung, aber eben auch aus Egozentrik heraus – bringen Diamond in Situationen, die sich wie ein Schlag unter die Gürtellinie anfühlen. Hier fehlen Geborgenheit und Wärme, das Verlorensein dieses jungen Mädchens ist so sehr spürbar, dass es mich zu Tränen gerührt hat. Deshalb waren wohl die Briefe der Unbekannten für mich fast schon magisch. Endlich eine Botschaft, die nicht voller Verzweiflung strotzt, sondern Hoffnung versprüht und eine Familie anklingen lässt, die Diamond so nie gekannt hat. Diamonds Weg zu verfolgen ist emotional, sowohl im positiven als auch im negativen – ich musste das Buch manchmal weglegen, um durchzuatmen. Am Ende dieses mitreißenden Trips kam ich aber völlig versöhnt aus dem Buch heraus und konnte Diamond wie eine gute Freundin verabschieden. Sehr beschäftigt hat mich dann nachhaltig aber v.a. das unheimliche Swift River selbst: Eine „Sundown Town“, in dem Schwarze Menschen massiv systematischer Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt waren/sind, was zur Folge hatte, dass diese Städte weiß blieben – eine historische Grausamkeit, der Essie Chambers im Nachwort mit klarer Stimme nachgeht. Bis heute existieren diese Städte. Dieser schmale Grat zwischen Gegenwartserzählung und Rückblenden macht den Ort zu einer eigenen Figur, die droht, alles zu verschlingen. Das Buch ist also auch als Aufruf zu verstehen, dass in dieser turbulenten Gegenwart weiterhin und bewusster Wege gefunden werden müssen, solche Geschichten zu bewahren und vor erneuter Ausgrenzung zu warnen. Fazit: Ein intensives, bewegendes Debüt, das man nicht so schnell vergisst. Swift River ist eine Einladung, für Diamond am Ufer zu stehen, den Fluss zu beobachten – und sich selbst neu zu entdecken. Jegliche formale Kritik versiegte bei mir spätestens Seite 50, denn dieses Buch ist einfach Weltklasse. Ich kann gar nicht anders, als Swift River mit vollen 5 von 5 Sternen zu feiern – ein Debüt, das mich gleichermaßen zum Lachen, Weinen und Nachdenken gebracht hat.
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Seelenkasper

Essie Chambers

Autorin

Essie Chambers hat an der Columbia University einen MFA in Kreativem Schreiben erworben und Stipendien von der MacDowell Colony, dem Vermont Studio Center und von Baldwin for the Arts bekommen. Sie war früher in der Film- und Fernsehbranche aktiv, u.a. als Producerin der Dokumentation DESCENDANT, die 2022 von der Produktionsfirma der Obamas, HIGHER GROUND, und von Netflix herausgebracht wurde. SWIFT RIVER ist ihr erster Roman.

Portrait: Essie Chambers

© Christine Jean Chambers

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Produktbild: Swift River (9783847901884 )

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