Eigentlich ist eine Rezension ja keine Beurteilung, es ist eine Stellungnahmen. Doch auch das fällt mir schwer. Hat mir das Buch gefallen oder nicht? Mal sehen:
Angefangen hat alles mit Jenny, die komplett verloren in ihren Gedanken auf ihre Mutter wartet. Keine der beiden wirkt äusserst erfreut bei diesem Zusammentreffen.
In den folgenden Kapiteln wird Jennys anormale, verstörende Sucht nach Social Media, hauptsächlich Instagram, beschrieben.
Es vergeht fast keine Seite, geschweige denn ein gesamtes Kapitel, ohne die Erwähnung der Sozialen Medien. Jenny ist abhängig davon, was andere über ihr Profil und ihre Posts denken könnten. Außerdem verfolgt sie jeden Atemzug einer gewissen _Suzy Brambles_. Kurz gesagt, ihr gesamtes Leben spielt sich auf ihrem Handy ab. Das geht sogar soweit, dass sie während den intimsten Momenten mit ihrem Freund Art checkt, was in der Welt gerade los ist. Kurz danach trennen sich die Beiden, freundschaftlich versteht sich, so macht die moderne Gesellschaft das schließlich heutzutage.
Im Laufe der Handlung stößt die Kolumnisten einer feministen Zeitschrift auf Situationen mit denen sie bereits in der Vergangenheit zu kämpfen hatte.
Die schwierige Relation zu ihrer Mutter, durch die sie einige Traumata mit sich trägt, die Fehlgeburt, die sie mehr mitnimmt als sie zugeben mag, die Eifersucht gegenüber Arts neuer Partnerin, allgemein dem Leben der Millionen anderen Instagram Nutzer und ihren Mitmenschen. Jenny ist unzufrieden, überfordert, handelt egoistisch, gesteht sich ihr Problem nicht ein und versteht die Menschen nicht, die ihr versuchen klarzumachen, dass ihre Art und Weise zu leben alles andere als gesund ist.
Das geht soweit, dass sie Streit mit ihren Untermietern und ihrer besten Freundin bekommt. Sie vernachlässigt alles und jeden, hintergeht Mitmenschen und verletzt deren Privatsphäre mehrmals.
All die eben genannten Aspekte behandelt Emma Jane Unsworth auf ungewöhnliche Weise. Die Kapitel sind nicht kohärent und es kommt regelmäßig zu verwirrenden Zeitsprüngen. Ihr Hauptcharakter Jenny ist mir größtenteils äußerst unsympathisch. Zudem gibt sie dem Leser das Gefühl, sie hätte so viele Ideen die sie versucht mit dieser Geschichte zu thematisieren, dass Jennys Leben und die ihr zu Verfügung stehenden Mittel, einfach nicht ausreichend sind. Es passiert viel, es gibt wenig Lösungen und es bleiben zig unbeantwortete Fragen bezüglich Jennys Vergangenheit und den Lösungen die sie gefunden zu haben scheint.
Als Antwort auf meine oben genannte Frage ob mir das Buch nun gefällt oder nicht, kann ich antworten: ich würde es nicht weiterempfehlen. Bereue ich es, das Buch gelesen zu haben? Nein, ich bereue es nicht. Es hat mich so einige Nerven gekostet und sogar meine Schwester musste sich meine Kritik daran anhören, bevor ich überhaupt fertig war mit Lesen und doch finde ich es mutig von Emma Jane Unsworth, ein so aktuelles gesellschaftliches Problem anzugehen. Ihr gesamtes Werk kann man als Gesellschaftskritik betrachten, die sich als moderner, zum Teil lustig, erscheinender Roman verkleidet hat.
Ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen, da Jennys Handlungen und Aussagen mich so schockiert haben, dass ich es nicht geschafft habe weiterzulesen. Wegen eben diesen, mehrmals auftretenden Überwindungen zum Weiterlesen, die ich unternehmen musste, muss ich schweren Herzens zugeben, dass ich das Buch nicht mag.