Was wir scheinen

Hannah Arendt. Poetische DenkerinRoman

5 Sterne

(1 Bewertungen insgesamt)

Man soll sich selbst nicht in die Karten schauen, sagt Hannah Arendt, aber im Sommer 1975 tut sie es trotzdem. Sie reist ein letztes Mal in das Tessiner Dorf Tegna, um Urlaub zu machen. Im Tessin fliegen ihre Gedanken nach Paris, Berlin, New York und Jerusalem, zurück an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie nie gesprochen hat. In ihrem letzten Sommer denkt sie an die prägenden Begegnungen ihres Lebens und auch an die Poesie, die wieder zu ihr zurückkehrt.

»Das ist ja das Einzige, was wir fürchten, wenn wir uns vor dem Ende bangen. Nicht den Tod, sondern diese Welt zu verlieren.«

Der Roman einer großen Lebensreise.

Mehr zum Buch und seiner Entstehungsgeschichte finden Sie hier.


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Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

Buch (Taschenbuch)

Genre

Gegenwartsliteratur

Seitenanzahl

576 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-8479-0124-2

1 Meinung zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
28.06.2024
Dann wird dieses Leben erzählt sein...
Wir begeben uns im Sommer 1975 mit Hannah Arendt auf eine Reise in das Tessiner Dorf Tega in der Schweiz. Es wird ihre letzte Reise sein. Ob sie es geahnt hat? Schon auf der Zugreise werde ich mit in die komplexe Gedankenwelt dieser außergewöhnlichen Frau mitgenommen und in ihrem Hotel angekommen, diesmal das erste Mal ohne ihren geliebten Heinrich, gehen ihre Gedanken auf Erinnerungsreise und erzählen dem Leser ihren Werdegang, ihre Geschichte. Wir reisen mit Hannah Ahrendt in die Vergangenheit weit zurück nach Berlin, nach Paris, nach Marseille und schließlich in die USA, nach New York, dessen Entwicklung und Veränderung wir seit den 1940er Jahren geschildert bekommen, nach Jerusalem und nach Rom. Wir erleben Hannah als Tochter, Geliebte und Ehefrau, als Professorin, gibt es noch solche Professoren heute? und als leidenschaftliche Freundin, wen sie in ihr Herz geschlossen hatte, der hatte dort einen festen Platz. In Tegna erleben wir sie als Witwe und über ihren Erinnerungen hängt ein Hauch von Melancholie, nicht dass sie ihr Leben und ihre Entscheidungen bereut, doch ihr unabhängiges Denken, dass sie bis zu ihrem Lebensende scharf verteidigt, fordert seinen Preis, ganz besonders 1961 in Jerusalem, wo sie als Berichterstatterin im Eichmann-Prozess aktiv war und mit ihrem Buch "Die Banalität des Bösen" darüber eine für sie unerwartete Kontroverse entfachte. Der Witz von Hannah Arendt und ihre eigenen ganz zarten Gedanken, die sie meistens für sich behielt, ihre Gedichte und überhaupt ihre Liebe zur Philosophie und dem geschriebenen Wort haben mir diese Frau auf eine besondere Weise symphatisch gemacht. Die Autorin Hildegard Keller, Literaturprofessorin in Zürich, hat mit diesem Roman, der auf profunde Kenntnisse und sorgfältige Recherche zurückgreift und ihr einfühlsames und tiefgehendes Beschreiben der Gedankenwelt von Hannah Arendt, sowie die Gespräche und Diskussionen, die sie mit ihren Freunden geführt hat, basierend auf regem Schriftverkehr mit denselben und wenn auch paraphrasiert, so nehmen sie doch den Leser auf eine ganz neue Art mit in das Leben dieser ungewöhnlichen Frau, mit Recht eine der ungewöhnlichsten Frauen den 20. Jahrhunderts, hinein, anders als es eine nüchterne Biografie getan hätte. "Vielleicht ist das, was einem Manschen geschieht, nur dazu da, seine Eigentümlichkeit zu vollenden." Ein Roman über eine besondere Frau, der es mehr als wert ist gelesen und bewegt zu werden. Der Roman ist mit seinen 550 Seiten in drei Abschnitte geteilt, die jeweils 8-10 Kapitel beinhalten. Der Leser taucht sofort in die Gespräche und Diskussionen ein, als wäre er dabei und muss dann erstmal herausfinden mit wem Hannah denn redet, denn sie hat für fast jeden einen Spitznamen. Doch das hat mich nicht in meinem Lesefluss gestört, ich habe mich als einen Teil der Geschichte gefühlt und mehr als einmal gedacht, welch ein Segen sie doch für ihre Freunde war.
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