In dem Buch geht es um den Konzern Lovestar, der nahezu alles wissenschaftlich steuert, darunter auch die Liebe. Jedem Menschen wird genau eine Person zugewiesen, diese ist seine große Liebe. Sigridur und Indridi, ein junges Paar, kämpft gegen diese Macht und um ihre individuelle Liebe.
Der Anfang bzw. das erste Kapitel war schon unglaublich fesselnd und intensiv, aber auch anders, als die Bücher, die ich normalerweise lese. Der Schreibstil war sehr nüchtern, es wurden wenig Emotionen transportiert und der Wortschatz war auch anspruchsvoll. Was mir an der Struktur von diesem Roman besonders gefiel waren zwei Punkte, einmal die eher kürzere Kapitellänge und zudem noch die Absätze, die das Geschehen übersichtlicher machten. Es gab in etwa zwei parallellaufende Storylines, was ich am Anfang sehr gelungen fand, danach kam aber gefühlt noch eine dritte, eine vierte, etc., sodass sich bei mir einfach nur noch Verwirrung widerspiegelte.
Die Dialoge in dem Buch waren genauso wie die Gedankengänge der einzelnen Personen immer schön und flüssig zu lesen, sie waren eine willkommene Abwechselung von den sonst so kalten Beschreibungen. Was mir an dem Buch wahrscheinlich am besten gefiel war die Zukunftsversion, die der Autor sich ausdachte, denn sie war unglaublich realistisch, teilweise dann sogar erschreckend. Die verschiedenen Berufe (Geheimwirt, Spion, Kräher, …) und auch das Prinzip der „Reue“ waren stark umgesetzt, meiner Meinung nach waren das sehr kreative und spannende Ideen des Autors.
Die Charaktere in dem Buch waren vielschichtig, anstrengend, aber auch sehr einzigartig und bewundernswert. Die beiden Protagonisten, Indridi und Sigridur, gefielen mir als Paar gut, auch wenn ihre Beziehung nicht das war, was ich erwartet hätte. In meiner Vorstellung hätten sie einen noch stärkeren Zusammenhalt und einen größeren Kampfgeist gehabt.
Als einzelne Charaktere ist meine Meinung zu ihnen zwiegespalten.
Sigrdur mochte ich anfangs gerne, danach verlor sie für mich aber immer mehr an Stärke und wurde zu einer charakterschwachen Person. An einigen Stellen zeigte sie eine gefühlslose Seite, die mir unsympathisch war.
Indridi ist mir auf jeden Fall sympathischer als Sigridur, trotzdem störten mich auch an ihm einige Aspekte. Er ist sehr egozentrisch und bemitleidet sich selbst sehr, er stellt seine Probleme einfach stark in den Vordergrund und wird dabei außerdem noch zu einer dramatischen Person.
Kapitel aus der Perspektive von zwei Personen habe ich immer am liebsten gelesen. Zum einen waren es die aus Lovestars Sicht, zum anderen auch die von Simon. Lovestar war ein durchaus starker Charakter, vielleicht sogar der stärkste in dem Buch. Aus ihm wurde ich zwar das ganze Buch über nicht wirklich schlau, da er wie ein Rätsel für mich war, trotzdem waren seine Gefühle und Gedankengänge spannend zu verfolgen.
Simon hingegen durchschaute ich direkt am Anfang, er schien mir auch der „menschlichste“ Charakter zu sein mit dem man sich am besten identifizieren kann. Passagen mit bzw. über ihn waren am besten zu lesen.
Das Ende des Buches war nicht das, was ich erwartet hätte und das leider im negativen Sinne. Mir ging es schlicht und ergreifend zu schnell, Themen wurden zu schnell abgehandelt, wodurch auch durchaus Verwirrung aufkam. So ein ungenaues Ende kann nicht zufriedenstellend sein, wie es bei mir der Fall war, andererseits lässt es auch viel Interpretationsspielraum, weil es noch offene Fragen gibt.
Insgesamt war das Buch zwar manchmal verwirrend und zu kalt geschrieben, doch mir gefiel die Grundidee sehr. Dazu muss ich sagen, dass es keine einzige Stelle im ganzen Buch gab, an der ich nicht gerne weiterlesen wollte, es war durchgehend spannend. Trotz allem kann ich den Roman empfehlen, wahrscheinlich aber eher für Leser/innen, die öfter Dystopien lesen und auch komplexere Welten bzw. Ausdrücke gewohnt sind.