Weihnachten kann auch abseits geliebter und bewährter Traditionen schön sein. Darauf hofft Hailee, als sie in Tokio ankommt. Statt die Feiertage mit ihrer geliebten Familie zu verbringen, wird sie in dieser großen, fremden Stadt an den Weihnachtstagen Konzerte geben – zumindest als Warm-up-Act. Denn mehr ist für Hailee momentan nicht drin. Daher möchte sie die Chance auch nutzen – lange kämpft sie schon hart für ihren Traum, von der Musik leben zu können.
Dass sie nun auf Finn Wolfcraft, dem Superstar schlecht hin, und seinen Support angewiesen ist, passt ihr da gar nicht. Früher hat sie ihn und seine Musik geliebt, doch inzwischen weiß sie: Auch Ärs* können gute Musik machen.
Finn hat währenddessen seine ganz eigenen Gründe, Abstand zu Hailee zu halten. Er kennt Musiker wie sie – Musiker, die andere Stars als Sprungbrett nutzen.
Aber nach einem holprigen Start und vielen Missverständnissen beginnen beide genauer hinzusehen – und ihre Vorurteile zu überdenken.
„Wenn man etwas wirklich will, muss man riskieren, dass es weh tut“. (S. 291)
Ich weiß gar nicht mehr richtig, weshalb ich FROM TOKIO WITH LOVE so unbedingt lesen wollte. Das Cover war jedenfalls nicht der ausschlaggebende Grund, denn ich habe seine Schönheit erst auf den zweiten Blick erkannt. Besonders in Zusammenhang mit dem Buch, gibt es absolut Sinn.
Vermutlich war es eher die Mischung aus Rockstar-Romance, Weihnachts-Vibes und die fremde Kultur, die mich neugierig gemacht hat. Und so habe ich entschieden, dass FROM TOKIO WITH LOVE die Geschichte werden soll, die die Weihnachts-Buch-Saison in diesem Jahr für mich einleitet.
Die Geschichte startet direkt sehr mitreißend. Nicht aufgrund von krasser Spannung oder großen Emotionen. Stattdessen kommt man zu Beginn ganz entspannt in Tokio an und bekommt die Zeit, die fremde Stadt und deren Kultur auf sich wirken zu lassen. Zumindest war es für mich das erste Mal, dass ich mich näher mit Tokio beschäftigt habe. Und ganz ehrlich – ich war absolut begeistert davon, was wir in diesem Roman von Tokio zu sehen bekommen. Und das ist ganz schön viel, denn die Autorin schafft es überall kleine (oder größere) Infos über die Sehenswürdigkeiten, den Lifestyle und die Leute dort in der Geschichte zu verstecken. Das macht den Roman auf eine sanfte Weise abenteuerlich.
Ein weiterer Grund, weshalb ich so mühelos in die Geschichte gestartet bin, waren definitiv die beiden Protagonisten – Hailee und Finn. Ich habe beide von der ersten bis zur letzten Seite total geliebt. Mit ihren 19 Jahren sind die zwei eigentlich noch gar nicht sooo erwachsen, aber sie wirken dennoch schon sehr reif, was mir gut gefallen hat. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden erzählt – nur manchmal hätte ich mir einen etwas regelmäßigeren Rhythmus gewünscht, was die Reihenfolge der Perspektiven betrifft. (Manchmal dauerte es etwas zu lange, bis man die Sichtwiese von Finn bzw. Hailee auf eine Situation erfahren hat). Generell lernt man aber beide super kennen und lieben. Hailee versucht taff zu sein, was zugleich stark und amüsant ist. Tief in sich drin ist Hailee aber absolute weich und total lieb – ebenso wie Finn. Er wirkt oft abweisen – und abwesend. Aber je näher man ihn kennenlernt, desto besser versteht man ihn. Er ist ein introvertierter Typ und einfach zum Gernhaben.
Obwohl die Geschichte klar ein Weihnachtsbuch ist, ist es kein gewöhnliches Weihnachtsbuch. Weil in Tokio die Weihnachtsbräuche total anders sind, ist auch das Weihnachtsfeeling ein anderes. Ich finde daher, FROM TOKIO WITH LOVE ist kein Buch, dass man zwingend pünktlich im Dezember lesen muss. Auch im November oder an einem kalten Februartag schenkt das Buch wunderschöne, unterhaltsame Lesestunden.
Die Thematiken sind ebenso vielfältig wie die Locations, die der Leser zu „sehen“ bekommt. Hailee und Finn haben beide Sorgen und Probleme wegen ihrer Karriere. Beide sind unglücklich – obwohl sie an ganz gegensätzlichen Punkten in ihrer Karriere stehen. Das erschwert es den beiden auch, sich gegenseitig zu vertrauen. Und so wird FROM TOKIO WITH LOVE zu einer Slow-Burn-Romance mit einem Hauch von Tiefgründigkeit. Weil die Geschichte sich von Beginn an viel Zeit gelassen hat, hätte ich mir am Ende noch ein paar Seiten mehr gewünscht (und ja, auch weil ich Finn und Hailee einfach noch nicht wieder gehen lassen wollte). Ein Ausblick auf die Zukunft wäre einfach noch schön und etwas runder gewesen. Außerdem konnte ich Finn und Hailee einzeln total gut verstehen, nur die „Finlee“-Vibes sind ein wenig zu kurz gekommen für meinen Geschmack.
Mein Fazit:
Ich hatte mich riesig auf diesen Roman gewünscht und wurde auch nicht enttäuscht. Ja, hier und da musste ich ein paar Abstriche machen, aber in seinem Gesamtkonzept hat mich das Buch einfach überzeugt. Die Figuren boten einen herrlich bunten Haufen und Hailee und Finn haben sich erstaunlich schnell ihren Weg in mein Herz gebahnt. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich FROM TOKIO WITH LOVE gerne und mit einem Lächeln im Gesicht gelesen. Weil ich davon überzeugt bin, dass es auch vielen weiteren LeserInnen so gehen wird, gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Alle Musik-Fans, Weihnachts-Liebhaber und/oder Tokio-Begeisterten sind mit diesem Roman bestens bedient. Von mir selbst gibt es 4,5 Sterne für diese etwas andere Weihnachtsgeschichte.