Da ich mich sofort in das Cover verliebt habe und auch der Klappentext sehr vielversprechend klang, habe ich mich sehr auf diese Geschichte gefreut. „Underworld Chronicles“ konnte mich aber leider nur bedingt überzeugen und hatte neben einigen coolen Aspekten auch viele Kritikpunkte, da es bei diesem interessanten Reihenauftakt für mich an der Umsetzung gehapert hat.
Wie schon in den anderen Büchern von Kelly Oram, mochte ich auch hier den Schreibstil gerne. Er liest sich total flüssig und locker, sodass er mich gut mitnehmen konnte, ist einfach verständlich und oft auch bildlich. Dennoch haben mir von Anfang an viele Beschreibungen gefehlt, sodass ich mir weder die Welt noch die Charaktere so richtig vorstellen konnte. Es gab einige spannende Ideen und kommen interessante Wesen und Fähigkeiten vor, doch hat man viel zu wenig Details und Hintergründe erfahren. So konnte ich nicht ganz in die Welt und ihre Magie eintauchen, die zwar viel Potenzial, aber leider zu wenig Tiefe hatte, was sich hoffentlich in den Folgebänden noch ändert.
Nora war für mich eine eher schwierige Protagonistin, die ich auf der einen Seite zwar irgendwie mochte, zu der mir aber komplett die Bindung gefehlt hat und deren Verhalten ich oft auch gar nicht nachvollziehen konnte. Ihre starke Anziehung auf Männer hat ihr das Leben oft genug schwer gemacht und musste sie schon vieles deswegen durchmachen, woran sie zwar bestimmt auch stärker geworden ist, ihr Umgang damit war für mich aber nicht nachvollziehbar. Durch diese fehlende Nähe konnte ich einfach auch nicht so sehr mit ihr fühlen und hatte ich eher das Gefühl alles von außen zu beobachten als wirklich dabei zu sein, weshalb mich auch die ganze Story nicht so emotional mitnehmen konnte. Nora war aber dennoch auf jeden Fall sympathisch, ihre anderen Fähigkeiten echt faszinierend und scheint sie auch an sich eine vielschichtige Protagonistin, die sich noch wirklich weiterentwickeln kann.
Die anderen Charaktere blieben für mich auch eher blass, wobei ich sie teilweise wirklich mochte, teilweise einfach nicht so richtig mit ihnen zurecht kam. Das übergriffige Verhalten war egal in welchem Ausmaß echt nicht schön und anstrengend und hat dadurch schonmal viel Sympathie gekostet. Auch finde ich, dass dadurch sehr falsche Werte vermittelt wurden, da den Männern die Schuld an diesem Benehmen genommen wurde, was ich echt kritisch fand.
Parker und Terrence mochte ich noch ganz gerne, doch hat mir auch bei ihnen die Dreidimensionalität gefehlt, weshalb sie mir nicht wirklich ans Herz wachsen konnten.
So hatten die Charaktere teils zwar eine interessante, gute Basis, doch wurden sie einfach nicht genug ausgearbeitet, um irgendeine Nähe und Bindung aufzubauen.
Dadurch waren die Bindungen zwischen ihnen auch nicht wirklich greifbar. Zwar gab es hier auch schöne Ansätze, wodurch ein paar tolle Szenen entstanden sind, doch hat im Allgemeinen einfach wieder die Tiefe und Intensität gefehlt. Bei vielem bin ich aber super neugierig auf die Entwicklung, die auch jetzt schon angestoßen wurden.
Anfangs konnte die Story mich nicht so mitnehmen, da mir nicht nur bei der ganzen Welt, sondern auch der Handlung an sich einfach ein paar Hintergründe gefehlt haben. Vieles passierte ohne einen wirklichen Sinn, sodass ich nicht so richtig in die Geschichte hineingefunden habe und einfach der rote Faden gefehlt hat. Dann hat sich aber immer mehr Spannung aufgebaut und ab einem gewissen Punkt konnte mich die Story auch mehr catchen, da die Dinge dann mehr aufeinander aufgebaut haben. So hat die Geschichte mehr Logik und Dynamik bekommen und konnte mich von dort an auch mehr überzeugen. Ich bin durch den flüssigen Schreibstil auch super schnell vorangekommen und hatte so auch nicht das Gefühl, dass sich irgendwas gezogen hat. Das Ende hat auch echt gut gepasst und mich so auch irgendwie neugierig auf den zweiten Band gemacht, sodass ich der Reihe vielleicht noch eine Chance gebe.
Fazit: „Underworld Chronicles“ hat mich leider etwas enttäuscht. Es bietet neben einem flüssigen Schreibstil viel Potenzial, eine spannende Grundidee und interessante Protagonisten, doch wurde alles einfach nicht genug ausgearbeitet und hat mir in sehr vielem Hintergründe, Tiefe und Informationen gefehlt. Das Verhalten mancher Charaktere war echt kritisch und in der Story haben mir anfangs viele Zusammenhänge gefehlt, nach einer Weile wurde es aber besser und bin ich wirklich durch die Seiten geflogen, sodass das Buch an sich schon unterhaltsam war und mich überlegen lässt, die Reihe trotz einiger Kritikpunkte weiter zu verfolgen.