Gemäss Guido Knopp einer der Follett-Klassiker, den man gelesen haben muss. Okay, so wählte ich anhand des Covers "Sturz der Titanen".
Am Anfang ödete es mich an, dann gewann ich den Eindruck, dass mir das alles schon lange bekannt sei. Und so ging es weiter. Der Umfang erschlug mich, 1100 Seiten, dazu noch Namen, Ortschaften, die mir (englandmässig) nichts sagten, und ich mir zunächst eine Karte beschaffen musste, damit ich wusste, wo was liegt. Jetzt, wo ich weiss, wo Wales liegt und was es hergibt, geht's mir besser. Nur: für diese 1100 Seiten brauchte ich gut 11 Monate! Nicht, dass ich ein Buchmuffel wäre – ich schreibe ja selbst historische Romane -, aber ich fand's mühsam, alles bis ins Detail genau beschrieben zu bekommen. Ist ja nett gemeint, souverän und ein Zeichen von Kompetenz, aber einfach zuviel des Guten. Am schnellsten verschlang ich den Schluss, d.h. den 3.Teil des 1.Bandes. Dass der Autor darauf noch 2 weitere Bände folgen liess, stiess mich etwas ab. Zugegeben, die Personen und das Umfeld sind interessant, aber alles weitere in einer Fortsetzung wäre eine Zumutung.
Ich bin politisch sehr interessiert und fand's lehrreich, was er über die englische Politik vor und nach dem 1.Weltkrieg als Hintergrund schrieb, aber er hätte es meiner Meinung nach nur bei den wirklich wichtigsten Ereignissen bewenden lassen sollen. Mi wäre eigentlich lieber gewesen, die betroffenen Familien hätten einzeln je ein Buch gefüllt, anstatt portioniert in einem 1100 Seiten umfassenden Schinken.
Zugute muss ich ihm halten, dass seiner Meinung nach Deutschland die vernünftige, reife, weitsichtige Nation galt, die für Kinderspielchen wie die andren Grossmächte England, Frankreich, Italien und Russland nichts am Hut hatte. Da erwies er sich als wahrer Autor: neutral und analysierend, nicht von Emotionen geleitet. Aber ok, England und Deutschland sind schon Königin Viktorias wegen verwandt und sich ähnlich, ausser in der Durchsetzung der Ziele (wie man jetzt am Brexit sieht). Und Frankreich, stolz und nachtragend, hat sich ebenso wenig geändert, wie die schwachen, wankelmütigen Russen. Die USA mit Wilson als Vorkämpfer für die UNO war ein gelungener Fetzen, den ich mir bei den anderen Protagonisten ebenso kurz gewünscht hätte. Und schliesslich Österreich, mit dem der 1.Weltkrieg eigentlich anfing, ging im Roman gänzlich unter (Walters schwuler Cousin Robert aus Wien kam nur am Anfang und am Ende des Romans vor).
Mein Fazit: weniger wäre mehr gewesen! Ken Follett ist denjenigen zu empfehlen, die vielleicht weniger politisch und geschichtsfirm sind, aber nicht sog. Insidern. Stelle sich mal einer vor, der Roman bzw. die Trilogie würde verfilmt, wie viele Staffeln gäbe es dann davon bzw. müsste es davon geben?
Wenn er jeder Familie ein Buch gewidmet hätte - sagen wir 3 Bücher total - dann hätte Follett in einem vierten Band die Linien verbinden können. Ich denke mal, das hätte mehr gebracht, als das Buch 1100 Seiten mit Namen, Details, Schlachten etc. vollzupacken! Und ich dachte, meine Romane seien schon eine Zumutung, mit den Hintergründen und Infos. Nein, dieser eine Follett genügt mir - auch wenn er immer zitiert wird als der "beste" Vertreter dieses Genres gilt. Denn der historische Roman bzw. dessen Stoffen werden als Stiefkinder des Genres angesehen, eine Art romantisches Kostümfest . Wenn man einen Follett liest, dann beweist er einem das Gegenteil. Aber eben: diese Länge...!