„Angriff ist die beste Verteidigung!“. Getreu diesem Motto versucht Lady Minerva Sharpe ihre Großmutter zu überlisten, denn diese hat ihr und ihren Geschwistern vor einiger Zeit ein Ultimatum gestellt. Weigern sie sich weiterhin zu heiraten, wird ihre Großmutter sie enterben. Minerva, eine Autorin von beliebten Schauerromanen denkt aber eigentlich nicht daran, sich einen Mann zu nehmen, der sie nach der Eheschließung eventuell gar zwingen könnte, dass sie ihre Schreiberei aufgibt und schaltet eine Zeitungsanzeige in der sie sämtliche ledige Herren der Schöpfung dazu auffordert, ihr zu Hause ihre Aufwartung zu machen, wenn sie willig sind, Minerva als potenzielle Ehekandidatin zu betrachten.
Natürlich hofft Minerva darauf, dass allein unseriöse Männer und Wüstlinge, die dringend Geld benötigen bei ihr vorstellig werden und ersehnt, dass der Glückliche, den Minerva schließlich erwählt, den Unmut ihrer Großmutter dermaßen wecken wird, dass diese dann von ihrem Plan, alle ihre Enkel und Enkelinnen verheiraten zu wollen abweicht.
Der Mann, dem es jedoch durch eine List gelingt, in Minervas heilige Hallen zu gelangen ist nicht unbedingt ein Wunschkandidat von Minerva.
Giles Masters, ein enger Freund ihrer älteren Brüder steht plötzlich vor ihr und eröffnet der verblüfften jungen Frau, dass er sie heiraten möchte. Natürlich hat auch Giles einige Hintergedanken dabei. So hasst er es zutiefst, dass Minerva einen schurkischen Romanhelden, Giles nachempfunden hat und in ihren Romanen gefährliche Details über ihn, über die sie eigentlich hätte schweigen sollen, an ihre bislang noch ahnungslose Leserschaft weitergibt. Mit einer Eheschließung hofft er, Minerva in Zukunft in Bezug auf ihren Romanhelden besser lenken zu können.
Was Giles, der überaus erfolgreichen Rechtsanwalt, der im Geheimen für das englische Innenministerium arbeitet nicht ahnt, ist, dass Minerva seit frühester Kindheit in ihn verliebt ist und ihr, seitdem er sie einst schroff abwies, das Herz brach, was ein Grund dafür war, dass Minerva Giles in ihren Romanen stets die Rolle des Bösewichtes gab…
Der dritte Teil der „Hellions of Halstead Hall“- Reihe erzählt nun die Geschichte von Minerva, der Schriftstellerin und eigentlich hatte ich mich im Vorfeld schon sehr auf ihren eigenen Roman gefreut. Leider, um es kurz vorweg zu nehmen, entpuppte sich „“Ein vortrefflicher Schurke“ dann als der für meinen Geschmack leichteste und mittelmäßigste Roman dieser Serie bislang. Zugegeben, die Geschichte beginnt sehr stark und die ersten 80 Seiten lassen sich auch beschwingt und mitreißend an. Besonders Minervas und Giles Dialoge sind spritzig und bereiten zunächst sehr viel Lesepaß.
Die Auftritte von Minervas Brüdern und ihrer Großmutter sorgen zudem für die typisch familiäre Wohlfühlatmosphäre der Serie. Dennoch begann mich die Geschichte nach knapp 200 Seiten etwas zu langweilen.
Sicher, ich mag es sehr wenn sich Held und Heldin bereits von Kindesbeinen an kennen und sich dann ineinander verlieben, doch leider lässt die Autorin hinsichtlich der Gefühle ihrer Protagonisten die Katze etwas zu früh aus dem Sack und verheiratet sie auch recht schnell und unspektakulär (Von dem leidenschaftlichen Intermezzo am See, das Minerva kompromittiert einmal abgesehen; das ist sehr humorvoll beschrieben), so dass ab diesem Zeitpunkt ein wenig die Luft raus ist.
Einziger Lichtblick, der mich zum Weiterlesen verführte, waren die Ermittlungen im immer noch undurchschaubaren Kriminalfall um Minervas Eltern.
Wie ein roter Faden zieht sich dagegen das Misstrauen zwischen dem Heldenpaar durch die Story und ehrlich gesagt konnte ich bei allem Verständnis für Giles verzwickte Lage hinsichtlich seiner Arbeit für das Innenministerium und seinen Nachforschungen bezüglich des Betrugsfalls der seinen Vater in den Selbstmord trieb, irgendwann nicht mehr nachvollziehen, warum er sich Minerva nicht einfach anvertraut, die er ja immerhin seit langer Zeit kennt und liebt. Auch Minervas Drängen sich ihr doch endlich anzuvertrauen, hat mich irgendwann etwas genervt, da dieses Hin und Her jegliche Versuche das Paar auch auf andere Weise einander näher zu bringen, als lediglich im Bett, vereitelte.
Die Schatzsuche dagegen war in meinen Augen völlig überflüssig und hat den Roman unnötig in die Länge gezogen.
Trotz meiner Kritik an diesem Roman lässt sich „Ein vortrefflicher Schurke“ gut lesen und wer sehr leichte, humorvolle Historical Romances mag, wird sich sicherlich auch mit dem dritten Teil der „Hellions of Halstead Hall“Reihe amüsieren. Mir fehlte einfach etwas mehr Ernsthaftigkeit wenn es um die Gefühlswelt der Protagonisten ging und ein wenig mehr Knistern und Prickeln zwischen dem Heldenpaar, selbst wenn die Liebesszenen recht erotisch dargeboten wurden.
Kurz gefasst: Netter, aber leider auch etwas seichter Historical aus der Hellions of Halstead Hall Reihe.