Nachdem Oliver, Lord Stoneville bereits vermählt wurde (seine Geschichte wird in „Lord Stonevilles Geheimnis“ erzählt), soll nun Jarret unter die Haube kommen. Jarret hat es im Laufe der Jahre gelernt, seine größten Wünsche und Sehnsüchte unter Verschluss zu halten, weil er zu oft enttäuscht wurde und auch das tragische Schicksal seiner Eltern hat ihn einst sehr verstört. Mittlerweile frönt er dem Nichtstun und liebt das Glücksspiel über alles. Doch was kaum jemand weiß, ist, dass er von frühester Kindheit an, Interesse an der Brauerei seiner Großmutter zeigte und durchaus viel Sachverständnis aufweist. Während seine Großmutter krank das Bett hütet, bekommt er endlich die Möglichkeit, sich zu beweisen und die alte Frau vermeintlich davon abzubringen, ihm eine Frau aufzuschwatzen. Als Annabel und Jarret sich jedoch kennen lernen, spüren sie; auch wenn sie sich streiten wie die Bierkutscher, sogleich eine starke Anziehungskraft. Doch Annabel verbirgt einige Geheimnisse vor Jarret und fürchtet, dass er, trotz ihrer gewonnenen Wette, abspringt von seinem Versprechen wenn er die Wahrheit über ihre Familie erfährt.
Sowohl Jarret als auch Annabel sind zwei sympathische, sensible Hauptfiguren, deren Innerstes abwechselnd von der Autorin beleuchtet wird, so dass man sich als Leser gut in die beiden hineinversetzen kann. Normalerweise mag ich es nicht, wenn die Heldin oder der Held des Romans, Geheimnisse vor dem jeweils anderen hat und sie so lange verbirgt, doch in diesem Fall konnte man Annabels Beweggründe gut verstehen. Bis Annabel auffliegt, vergeht jedoch einige Zeit und in dieser Zeit gelingt es der Autorin zudem klar zu verdeutlichen, dass sich Jarret und Annabel nicht nur auf sexueller Basis anziehend finden, sondern dass sie durchaus auch viele Gemeinsamkeiten haben, die sie zusammenschweißen. Sehr niedlich sind die Versuche der beiden, ihrem Umfeld klar zu machen, dass sie eigentlich keine feste Beziehung miteinander eingehen möchten, obwohl doch jeder auf den ersten Blick sieht, wie vernarrt beide eigentlich ineinander sind. Dennoch knickt keiner von beiden frühzeitig ein. Es bedarf einiger klärender Dialoge und Geschehnisse, bis bei den Figuren die Erleuchtung eintritt- weniger aus Dummheit oder Sturheit, sondern aus dem Grund, da beide in ihrer Vergangenheit Dinge erlebten, die sie nun zögern lassen, sich erneut auf jemanden einzulassen. Es sind durchaus auch plausible Gründe, so dass hier kein unnötiges Hin und Her zu befürchten ist.
Der Schreibstil der Autorin sorgt für beschwingte und leichte Unterhaltung, zudem ist auch Jarrets und Olivers Familie ein sympathischer Haufen, selbst wenn sie dieses Mal noch ein wenig im Hintergrund agieren. Auch die Idee die Story rund um die „Bierbrauerkunst“ zu weben, fand ich erfrischend anders und interessant, wobei die Autorin sich jedoch nicht zu sehr im Detail verliert. Die Liebeszenen sind prickelnd und ansprechend und auch die Wohlfühlstimmung des Romans ließ Vergleiche zu Lisa Kleypas Hathaway- Reihe bei mir anklingen.
Einen Kritikpunkt habe ich aber dennoch anzubringen. Obwohl ich die Übersetzungsleistung im Großen und Ganzen gut fand, habe ich mich an den vielen „gnädigen Fräuleins“ und „gnädigen Herren“ gestoßen. Selbst wenn die Übersetzung wahrscheinlich den Kern trifft, erinnerte mich diese angestaubte Ausdrucksweise fatalerweise an alte Theo Lingen und Hans Moser Filme und ehrlich gesagt wäre ein „werter Sir“ oder „werte Miss.“ da um Längen wohlklingender und eindeutig die besser Wahl gewesen. Daher eine große Bitte an den Verlag/ Die Übersetzer, beim nächsten Band die gnädigen Fräuleins & gnädigen Herren ganz aus dem Roman zu verbannen.
Kurz gefasst: „Was sich liebt, das neckt sich“- Wunderschöner, romantischer Historical mit Tiefgang und sympathischen Protagonisten.