!!! Achtung: Kann Spoiler enthalten !!!
In "Luckiest Girl Alive" von Jessica Knoll geht es um die junge TifAni FaNelli, von allen Ani genannt. Sie ist eine junge attraktive Journalistin und ist mit einem Mann aus gutem und wohlhabenden Hause verlobt.
In Anis Vergangenheit ist etwas schlimmes vorgefallen. Sie soll darüber ein Interview geben, das in einer Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt werden soll. Da beginnt das Rätselraten für die Leser.
Anis Schulzeit wird in vielen Abschnitten paralell zu der Gegenwart erzählt. Man liest von Drogenkonsum, ihrem Schulwechsel eben durch solches und wie sie in der neuen Schule Freunde findet.
Ihr Verhältnis zu ihren Eltern scheint recht gestört. Ihr Vater zeigt beinahe nur Desinteresse an seiner Tochter und ihre Mutter ist nur auf Geld, Ansehen und Zugehörigkeit aus.
Ani wird zu einer Party eingeladen, bei der sie das einzige Mädchen ist. Sie wird dort zunächst mit Alkohol abgefüllt, sodass sie völlig die Kontrolle über sich verliert. Die Jungs machen sich dies zu eigen und vergewaltigen Ani mehrfach. Sie sind alle noch jung und keiner der Jungs scheint das wirklich zu verstehen, dass es nicht in Ordnung ist, was sie mit ihr gemacht haben.
Ani scheint es aber auch nicht wahrhaben zu wollen, da sie sich trotzdem weiter mit den Jungs trifft und ihre Freundin sein will. Ein Lehrer, Mr. Larson, hat Ani verstanden, er gabelt sie auf, als sie auf der zweiten Party vor der nächsten Vergewaltigung durch Dean, der ebenfalls bei der ersten tatkräftig dabei war, flieht. Er wirkt die ganze Geschichte über, als wäre er der einzige, der Anis Situation wirklich verstanden hat. Abgesehen von Arthur, der für Ani ein sehr guter Freund ist. Die beiden schwänzen zusammen, sie lachen und machen sich über die Schüler und Schülerinnen lustig, welche andere immer nur schickanieren können. Arthurs Freund Ben wurde so sehr gehänselt, dass er sich versucht hat umzubringen.Arthur und Ani sprechen oft darüber. Arthur kann nicht verstehen, warum Ani Dean nicht beim Schulleiter angeschwärzt hat, damit sein Verhalten ein Ende hat. Dadurch das Ani nichts sagt eskaliert bald einiges in ihrer Schule.. aber das sollt ihr Leser lieber selbst herausfinden.
Der Schockmoment, indem die Eskalation beschrieben wird, ist super gut gelungen. Ich habe zwar schon damit gerechnet, aber da kam es doch recht plötzlich.
Das war wohl der spannendste Moment im ganzen Buch..leider. Es hätten viel mehr da sein können. Der Spannungsbogen hing öfter mal durch.
Die Geschichte fand ich an sich gut. Es gab nur einige Aspekte, die für mich im wahren Leben niemals so verlaufen wären. Wenn du erfährst, dass deine Tochter mehrfach vergewaltigt wurde, schnautzt zu sie nicht an und sagst ihr, dass sie selber daran schuld ist. Gerade als Mutter sollte man dann doch für seine Tochter da sein und sie wieder aufbauen. Ebenso hat der Vater keinerlei anzeichen des Mitgefühls gezeigt, nicht ein einziges Mal, auch wenn seine Tochter hätte sterben können..war ihm vollkommen egal. Mag daran liegen, dass ich aus einem liebevollen Haushalt komme, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass gleich beide Elternteile ihre Kinder als so egal ansehen können.
Anis Verlobter ist ebenfalls keine Glanzleistung. Gab es überhaupt Liebe zwischen den beiden? Sie leben ja total an einander vorbei und haben eigentlich nicht eine Gemeinsamkeit.
Der Schreibstil ist gut, es lies sich wirklich angenehm lesen, wobei ich am Anfang die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht gut fand. Dies legte sich aber im zweiten Abschnitt.
Das Thema finde ich äußerst wichtig! In meiner ersten Leserunde (diese war meine zweite) ging es ebenfalls um das Thema Mobbing. Es ist und bleibt ein riesen großes Thema. Cybermobbing ist heute so aktuell wie nie, da selbst die Grundschulkinder schon eigene Handys haben. Mobbing führt nicht nur zu Problemen für den Gemobbten - das Blatt kann sich (wie die Geschichte zeigt) auch schnell wenden.
Insgesamt fand ich, dass es ein gutes Buch ist. Schlicht und einfach gut. Nicht mehr, aber auch ganz sicher nicht weniger. Ich würde es Freunden empfehlen, aber nicht mit dem gelichen Enthusiasmus, mit dem ich normalerweise Bücher anpreise. Die Story ist schockierend und wird dadruch leider erst gut, aber das finde ich daher auch am lesenswertesten an dieser Geschichte.