Kann man jeden Menschen lieben?
Als die Fördergelder der Mulberry Mansion gekürzt werden, haben May und ihre Mitbewohner nur noch eine Idee, wie sie Livia West, die neue Vizekanzlerin der Windsbury University erreichen können: über ihren Sohn Wesley Hastings, der gemeinsam mit May Psychologie studiert.
Widerwillig schließen die beiden einen Deal, er wird mit seiner Mutter über die Fördergelder sprechen, wenn May ihm bei einem Experiment hilft, bei dem die Entstehung von Zuneigung untersucht werden soll.
May lässt sich darauf ein, denn sie ist sich sicher, dass sie sich nie in den überheblichen Wesley verlieben wird, doch je öfter die beiden sich treffen, umso stärker kann sie hinter seine hohen Mauern blicken und stellt fest, dass viel mehr Gutes in Wesley Hastings steckt, als sie gedacht hätte.
"No Longer Lost" ist der zweite Band der Mulberry Mansion Trilogie von Merit Niemeitz, der aus den wechselnden personalen Erzählperspektiven der zweiundzwanzig Jahre alten May Little und des dreiundzwanzig Jahre alten Wesley Hastings erzählt wird.
May ist die gute Seele der Mulberry Mansion. Sie ist immer hilfsbereit, kümmert sich um andere, während sie immer so tut, als würde es ihr gut gehen, um niemanden zur Last zu fallen. Sie ist herzensgut, aber man hatte schon im ersten Band das Gefühl, dass es in ihr ganz anders aussehen könnte. Auch May hat ihre Probleme und ich fand es sehr schön, dass wir May nun besser kennenlernen durften mit all ihren Facetten, denn die ist wirklich ein unglaublich freundlicher Mensch, nur Wesley Hastings sieht von dieser lieben Seite nicht viel.
Reich und überheblich, sorglos und arrogant, so hat May Wesley kennengelernt, und obwohl die beiden seit mehr als zwei Jahren gemeinsam Psychologie studieren, haben sie nur selten miteinander gesprochen, was May auch nicht ändern wollte.
Doch zum Wohl der Mulberry Mansion springt sie über ihren Schatten und geht einen Deal mit Wes ein, sie hilft ihm bei dem Experiment, das die Frage Kann man jeden Menschen lieben? untersucht.
May muss schnell feststellen, dass Wes ganz anders ist, als sie immer gedacht hat.
Ich mochte sowohl Wes als auch May total gerne! Ich fand es sehr spannend, gemeinsam mit May hinter Wesleys dicke Mauern zu blicken und zu erkennen, was für ein guter und loyaler Mensch er wirklich ist und herauszufinden, warum er diese Seite von sich nur selten zeigt.
May musste dagegen lernen, auch mal Hilfe anzunehmen, denn sie ist immer für alle da und lässt es nicht zu, dass ihre Freunde im Gegenzug auch für sie da sind.
Das Experiment fand ich sehr spannend, auch weil man so echt schön sehen konnte, wie May und Wes sich kennenlernen, wie sie ihre Mauern Stück für Stück fallen lassen, auch weil sie im Experiment immer ehrlich miteinander sein müssen und sich nach und nach ineinander verlieben, was beide nicht für möglich gehalten haben. Ich mochte die Entwicklung der Liebesgeschichte total gerne und Wes und May haben mir auch noch ein wenig besser gefallen als Eden und Avery!
Schon im ersten Band mochte ich diesen ganz besonderen Schreibstil von Merit Niemeitz richtig gerne! Sie schreibt sehr poetisch und erzeugt so eine wundervolle Atmosphäre!
Ich habe allein an einem Tag knapp vierhundert Seiten gelesen, einfach weil es mich so stark mitreißen konnte. Allerdings hat mich die Geschichte dann auf den letzten einhundert Seiten doch noch ein wenig verloren, vielleicht weil ich vorher zu viele Seiten am Stück gelesen habe, wobei ich das Gefühl tatsächlich auch schon beim ersten Band hatte und mich auch da das Ende nicht so stark packen konnte wie die restliche Geschichte. Es war ein wenig langatmig und etwas vorhersehbar, aber die Geschichte ließ sich trotzdem sehr gut lesen und ich mochte diese so gerne!
Das Experiment und die Entwicklung der Beziehung von May und Wes stehen klar im Fokus und wir verbringen leider nicht ganz so viel Zeit in der Mulberry Mansion, wie ich gehofft habe. Durch die Kürzung der Fördergelder sind May und ihre Mitbewohner froh, die laufenden Kosten decken zu können, von großen Renovierungsarbeiten ist kaum noch die Rede. Zum Schluss sehen wir aber zum Glück noch mal mehr von der Mulberry Mansion und seinen Bewohnern, aber ich hätte mir gewünscht, dass besonders die Freundschaft von Willow, Avery und May noch ein wenig stärker im Fokus gestanden hätte und wir vielleicht auch Beckett, Sienna und Helen ein bisschen besser kennengelernt hätten. Das hätte aber wahrscheinlich den Rahmen gesprengt.
Ich mochte diesen zweiten Band aber trotzdem total gerne! Die Geschichte von May und Wes konnte mich noch mal stärker berühren als die von Avery und Eden und ich kann es jetzt schon kaum erwarten, für die Geschichte von Willow und Maxton zur Mulberry Mansion zurückzukehren!
Fazit:
"No Longer Lost" von Merit Niemeitz ist ein großartiger zweiter Band der Mulberry Mansion Trilogie und konnte mich noch mal stärker berühren und mitreißen als der Auftakt!
Ich mochte May und Wes so gerne und durch Merit Niemeitz' wundervollen atmosphärischen Schreibstil ist das Lesen zu einem ganz besonderen Erlebnis geworden!
Mir hat es bis auf ein paar Kleinigkeiten so unglaublich gut gefallen, dass ich den dritten Band kaum erwarten kann und nun sehr starke vier Kleeblätter vergeben!