Mounia Jayawanth habe ich vor einem Jahr etwa doch sehr interessiert im neuen Lyx-Programm entdeckt, denn nicht nur, dass sie auch auf einen deutschen Standort setzt, sondern ihre Figuren sind auch wegen ihres eigenen kulturellen Hintergrunds sehr divers gestaltet, was ich auch wichtig finde, denn es ist überall multikulturell und es ist so nur sinnig, das repräsentativ abzubilden. Dennoch habe ich mich mit dem ersten Band ihrer One-Night-Reihe etwas schwer getan. Die Erzählstimme war zwar herrlich frech und lustig, aber gerade inhaltlich und von den Charakteren her hat noch nicht alles gepasst. Da das aber oft meine Beobachtung bei ersten Bänden ist, bin ich an „Starlight Full of Chances“ sehr optimistisch rangegangen.
Zunächst widme ich bei dieser Rezension gerne dem absolut stärksten Teil dieses Bandes und das ist definitiv die Thematik der sexuellen Belästigung, die sehr intensiv und vor allem gut behandelt wurde. Es war absolut passend, dass mit Vicky eine sehr toughe Frau im Vordergrund stand, die vermeintlich über den Dingen steht und unerschütterbar scheint. Vor allem war natürlich auch wichtig, dass sie mit ihrer Sexualität, ihrer Körperlichkeit und ähnlichem völlig im Lot ist, weswegen sie gerne flirtet und gerne viel Sex hat, ohne gleich aber eine emotionale Beziehung eingehen zu müssen. Ausgerechnet sie erlebt in der Silvesternacht einen Fall von sexueller Belästigung, der zwar vermeintlich gut ausgeht, aber dennoch ist Vicky traumatisiert. Ich fand es gut, dass für die Geschichte nicht bis zum Äußersten gegangen wurde. Zum einen weil es thematisch echt harter Tobak ist und zum anderen weil so eindrucksvoll dargestellt wurde, wo das Unrecht bereits beginnt und wie die verschiedenen Denkarten zu diesem Thema sind. Das war alles wirklich akribisch, aufrüttelnd und einfach echt dargestellt, sowohl eben aus Opferperspektive als auch aus der Perspektive der Beistehenden. Davor ziehe ich definitiv den Hut.
Ansonsten zeigen sich aber wieder recht ähnliche Probleme mit den Personen und der Liebesgeschichte, was etwas schade ist, weil mir so in diesem Punkt die Weiterentwicklung fehlt. Bei der Ausarbeitung der Figuren ist zunächst einmal wieder offensichtlich, dass die Hintergrundgeschichten recht dünn ausgearbeitet sind. Es blitzen immer wieder Infos auf, aber dennoch hatte ich zwischendurch immer wieder neue Fragen zu ihnen im Kopf, die aber dann nicht beantwortet wurden, was sich unvollständig anfühlt. Zudem steht Vince deutlich hinter Vicky zurück. Sie ist nicht nur von ihrer Persönlichkeit her die dominante Figur, sie ist auch zwischen den Seiten. Vielleicht klingt dominant auch wieder zu negativ, denn ich fand es gut, dass sie besser greifbar war. Die Frage ist nur immer, muss das auf Kosten anderer gehen? Bei Vince kam auch hinzu, dass mit seiner Vergangenheit ein kleines Geheimnis verbunden war, das so lange wie möglich im Dunklen bleiben sollte. Folglich waren seine Gedankengänge oft verschleiert und das hat natürlich auch nicht geholfen, ihn wirklich zu verstehen.
Damit wären wir auch gleich bei den Figuren zusammen, denn Vinces ständiges Wegstoßen von Vicky hat mich spätestens beim zweiten Mal richtig genervt und das ist für eine Liebesgeschichte sehr, sehr gefährlich. Wenn ich einmal das ganze Bild von Vince habe, verstehe ich ihn natürlich und will ihm diese Gefühle nicht absprechen, aber es war im ersten Drittel schon sehr ätzend. Zumal eben das Gefühl entstand, dass die beiden sich immer nur kurz sehen, er stößt sie weg und Funkstille. Das ist nicht unbedingt das Konstrukt, das mich mehr erhoffen lässt. Die beiden bekommen am Ende schon noch irgendwie die Kurve, aber einfach war das wieder nicht, zumal sie auch inhaltlich oft mit den Köpfen aneinander geknallt sind, was mir eigentlich schon den Eindruck verschaffte, so richtig funktioniert es zwischen ihnen nicht. Aber es gab eben ein Happy End. Eins, das beide glücklich gemacht hat, aber so einfach war es für mich als Leserin nicht.
Fazit: Mounia Jayawanth nimmt sich eines unfassbar wichtigen Themas an und leistet dabei vorzügliche Arbeit, weil viele Facetten toll abgebildet wurden. Von den Figuren und der Liebesgeschichte her ist es wieder etwas schade, weil das Gerüst hier nicht ganz so detailliert ist und das Miteinander war auch mehr Arbeit als natürliche Chemie. Etwas schade für den Gesamteindruck.