Meine Meinung
Als allererstes möchte ich das wunderschöne Cover erwähnen, mir gefällt das dunkle mit den kleinen, helleren Details unglaublich gut und es war auch der Hauptgrund, dass ich überhaupt auf das Buch aufmerksam geworden bin. Die Autorin sagte mir im Vorfeld nichts, aber da der Klappentext sehr interessant klang, war ich sehr gespannt auf den Inhalt.
Clara ist frisch nach New Orleans gezogen, um dort ihre Karriere als Tänzerin verfolgen zu können. Als sie die Geschichten von Windisle hört, ist sie hin und weg und der Ort scheint sie magisch anzuziehen. Die Tragödie um Angelina, die um 1800 auf Windisle lebte und einen tragischen Tod gefunden hat, lässt Clara nicht mehr los und sie beschließt, das alte Anwesen zu besuchen. Obwohl alles verlassen und stillgelegt wirkt, hört sie plötzlich auf der anderen Seite der Mauer einen Mann sprechen. Es ist Jonah, der seit Jahren zurückgezogen auf dem einsamen Anwesen lebt und sich vor der realen Welt versteckt und nun lässt Clara sein Schicksal nicht mehr los …
Clara ist wie gesagt ganz neu in New Orleans und hofft, sich eine Karriere als Tänzerin aufzubauen. Sie ist zwar nicht die beste aus ihrem Kurs, aber sie glaubt fest an sich und möchte es unbedingt schaffen. Ihre Gedanken sind häufig bei ihren Mitmenschen, denen sie stets freundlich und zuvorkommend begegnet. Es fällt ihr leicht, sich auf Menschen einzulassen, sie ist allgemein sehr gutgläubig und sieht immer zu erst das Gute in ihren Mitmenschen. Obwohl sie nie wirklich abergläubisch war, verfällt sie schnell dem New Orleans-Charme mit all seinen Geschichten und Voodoo-Mythen. Eigentlich war Clara mir ganz sympathisch, auch wenn sie mir manchmal ein wenig zu naiv und lieb war, an einigen Stellen fehlte mir ein wenig mehr Feuer in ihrem Charakter. Ansonsten muss ich sagen, dass ich mir gerne etwas mehr Tiefe für ihre Figur gewünscht hätte. Es war, als hätte man sie in die Geschichte rund um Jonah und Windisle hereingestoßen, ohne dass sie eigentlich wirklich dazu gehört. Sie gibt für vieles den Anstoß, aber insgesamt hatte ich eher das Gefühl, die Geschichte gehört wie gesagt Jonah und Windisle.
Über Jonah möchte ich nicht zu viel verraten, weil ich sonst einiges vorweg nehmen würde. Ich kann aber so viel sagen, dass er seit einem schrecklichen Vorfall zurückgezogen auf dem Windisle-Anwesen lebt und keinen Kontakt zur „Außenwelt“ pflegt. Er macht sich Vorwürfe, sieht sich selbst als Monster und scheut sich davor, sich anderen Menschen zu zeigen. Sein Leben hat sich in den letzten Jahren nicht viel weiterbewegt und er beginnt erst jetzt sich langsam weiter zu entwickeln und sein neues Leben zu akzeptieren. Mit Jonah hatte ich einen sehr schwierigen Start. Seit dem Vorfall hat er jegliche Lebensfreunde verloren und ist sehr grimmig und engstirnig. Er lässt sich nicht helfen, sieht nichts positives und verbreitet eine sehr negative Stimmung, was natürlich nachvollzieh ist, aber trotzdem war es etwas anstrengend. Mit der Zeit ändert sich das aber zum Glück und ich habe ihn doch noch in mein Herz schließen können.
Aber sprechen wir mal über den Schreibstil, denn auch mit dem hatte ich anfangs große Probleme. Es ist in der Er-/Sie-Form geschrieben worden, größtenteils aus Jonahs und Claras Perspektiven, es kommen aber immer mal wieder andere dazu. Dazu kommt, dass die Gegenwart nicht die einzige Zeitzone ist, in der wir uns befinden, so viel mehr möchte ich dazu aber gar nicht sagen. Aber wie gesagt hat mir der allgemeine Schreibstil der Autorin leider nicht zugesagt. Durch die Er-/Sie-Form entsteht in meinen Augen recht schnell eine große Distanz zu den Figuren, was meiner Meinung nach zu solch emotionalen Geschichten nicht passt. Und auch sonst hatte ich das Gefühl, als fehlten bei der Erzählung ein paar Emotionen, es konnte mich leider nicht berühren und hat sich eher wie eine Art Erzählbericht gelesen und nicht wie ein Roman, der mich emotional wirklich mitreißen konnte.
Ich hätte im Vorfeld kaum sagen können, was ich von der Handlung erwarte, aber es war definitiv nicht das. Das muss ich dem Roman schon mal lassen: es ist wirklich eine außergewöhnliche Geschichte, die ich so niemals erwartet hätte.
Die Geschichte um Windisle steht nämlich ziemlich im Vordergrund, was ich persönlich aber sehr schön fand. Clara hört die Geschichte der Plantage relativ am Anfang zum ersten Mal und ist gleich ganz gefesselt. Es geht um Angelina, die um 1800 auf Windisle gelebt hat und nach einem Betrug ihres Geliebten einen tragischen Tod gefunden hat, nun erzählt man sich, ihr Geist spuke immer noch auf dem verlassenen Anwesen herum und suche einen Abschluss. Clara ist ganz angetan und möchte Angelina unbedingt helfen, was ich sehr interessant fand. Ich hatte anfangs wirklich nicht damit gerechnet, dass diese Storyline eine so große Rolle in dieser Geschichte einnehmen würde und obwohl ich anfangs noch nicht ganz überzeugt war, hat mich die Geschichte um Angelina absolut packen und mitreißen können. Ehrlich gesagt sogar mehr, als die Geschichte um Clara und Jonah. Ich mochte dabei besonders die Atmosphäre, die stets sehr mysteriös und magisch wirkte, vor allem in Kombination mit den in New Orleans stark vertretenen Voodoo-Vibes mochte ich das ganze wirklich sehr.
Dazu kommt natürlich Jonahs Geschichte, die nach und nach aufgebröselt wird. Wir erfahren erst stückchenweise, was ihm geschehen ist und warum er jetzt so zurückgezogen lebt, was mir sehr gefallen hat. Doch auch Jonah setzt immer mehr Puzzle-Stückchen zusammen und erfährt immer mehr Dinge über die Geschehnisse vor einigen Jahren, sodass wir ihn dabei begleiten, das Erlebte langsam endlich zu verarbeiten. Auch diesen Teil der Geschichte fand ich ziemlich interessant, wobei er erst zum Schluss wirklich besonders spannend wurde.
Was mich allerdings nicht so begeistern konnte, war Clara und ihre Rolle in dieser Geschichte. Wie schon gesagt, wirkte sie eher wie ein Mittel zum Zweck, als wie eine wirkliche Protagonistin. Denn obwohl sie natürlich Teil einiger wichtigen Schlüssel-Szenen war, fehlte mir bei ihr einiges. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden baute sich irgendwie ein wenig seltsam auf und die Funken sind bei mir leider gar nicht über gesprungen, was ich sehr schade fand.
Fazit
Eine sehr außergewöhnliche und interessante Geschichte, mit der ich Aufs und Abs erlebt habe. Ich bin sehr unentschlossen, wie ich das Buch nun bewerten soll, da es mir einerseits wirklich sehr gut gefallen, andererseits aber auch überhaupt nicht. Während der Schreibstil leider gar nicht mein Fall war, hat mich die Idee der Handlung wirklich sehr begeistern können. Und obwohl ich mit der Protagonistin nicht viel anfangen konnte, waren andere Charaktere super spannend und interessant.