Die Schlange von Essex

4 Sterne

(4 Bewertungen insgesamt)

London 1893. Als Cora Seaborne vom Gerücht hört, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere die ersten Menschenleben, macht sie sich auf den Weg in den Küstenort Aldwinter. Cora, eine Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins, vermutet hinter dem Sagengeschöpf eine bislang unbekannte Tierart. Auch der Vikar von Aldwinter, William Ransome, glaubt den Gerüchten nicht, und versucht, seine Gemeinde zu beruhigen. Zwischen Cora und Will entspinnt sich eine besondere Beziehung und obwohl sie in rein gar nichts einer Meinung sind, fühlen sie sich unausweichlich zueinander hingezogen.

Anmutig und intelligent erzählt dieser Roman - noch vor allem anderen - von der Liebe und den unzähligen Verkleidungen, in denen sie uns gegenübertritt.

10,99 €

inkl. MwSt.

Lieferungszeitraum: Sofort verfügbar

Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

eBook (epub)

Genre

Sonstige Belletristik

Seitenanzahl

492 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-7325-4930-6

4 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
09.08.2024
Eine Wissenschaftlerin, ein Pfarrer und eine unheimliche Schlange
England im Jahr 1893: Nach dem Krebstod ihres Mannes Michael verlässt Cora Seaborne die britische Hauptstadt London, um mit ihrem Sohn Francis und dem Kindermädchen Martha in den Küstenort Aldwinter zu reisen. Die Witwe ist Naturwissenschaftlerin und eine Anhängerin der Thesen von Charles Darwin. Sie hört von der Geschichte um die ominöse Schlange von Essex, die dort gesehen wurde. Ihr Interesse ist geweckt, denn sie hofft auf eine wissenschaftliche Sensation. Doch sie gerät dort auch mit Pfarrer William Ransome aneinander. Obwohl beide in ihren Meinungen grundverschieden sind, fühlen sie sich stark zueinander hingezogen… Mit „Die Schlange von Essex“ ist Sarah Perry ein preisgekrönter, ungewöhnlicher Roman gelungen. Meine Meinung: Mich hat der Roman schon nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen, sodass ich das Buch nur ungern zur Seite legen wollte. Das liegt unter anderem daran, dass die Geschichte sprachlich meisterhaft umgesetzt wurde. Sehr eindringlich und lebhaft sind die Beschreibungen, teilweise sogar poetisch. Durch schöne Sprachbilder entsteht viel Stimmung und Atmosphäre. Trotz der anspruchsvollen Sprache ist der Erzählstil flüssig und angenehm, sodass mein Lesefluss nicht ins Stocken geriet. Die Handlung beginnt im Januar und setzt sich im Folgenden in den weiteren Monaten des Jahres fort. Dies drückt sich in der Aufteilung der Hauptkapitel aus. Anders als vermutet geht es in der Geschichte nicht nur um die Protagonisten Cora und Will. Immer wieder springt die Erzählperspektive auch auf die anderen, teils ziemlich speziellen Charaktere, die sehr detailliert geschildert werden und deren Innenleben für mich gut vorstellbar wurde. Durch diesen Umstand entstehen zudem mehrere Handlungsstränge, was die Geschichte für mich reizvoll gemacht hat. Wer eine seichte, reine Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Kunstvoll wird das Thema Liebe mit anderen Lebensbereichen wie Glaube und Wissenschaft verwoben. Auch weitere gesellschaftliche Aspekte der viktorianischen Zeit in England tauchen auf, was für mich sehr interessant und teilweise auch lehrreich war. Positiv hervorzuheben ist meiner Ansicht nach außerdem das sehr hübsche Cover. Gut gefallen hat mir auch, dass der englische Titel 1:1 übersetzt und somit übernommen wurde. Mein Fazit: „Die Schlange von Essex“ ist sicherlich ein historischer Roman, der polarisiert und vom Leser einiges fordert. Zwar hatte ich anfangs andere Erwartungen an die Geschichte. Mich allerdings konnte das Buch von Sarah Perry mit seiner toller Sprache und seiner Tiefgründigkeit absolut begeistern.
User Image

milkysilvermoon

4 Sterne
09.08.2024
Ein Buch, das verstört und dennoch begeistert
Gesamteindruck: Was für ein Cover, was für ein Buch! Wo fange ich an, wo höre ich auf? Diese Geschichte ist verstörend, tiefgründig und dennoch teilweise für mich sehr grenzwertig. Sie ist schonungslos, irgendwie skurril und trotzdem konnte ich sie nicht aus der Hand legen. Sarah Perry hat einen sehr eindrücklichen und symbolreichen Schreibstil. Sehr authentisch vermittelt sie mit ihren Worten nicht nur die Bilder, sondern auch die damals vorherrschende Stimmung. Man hat das Gefühl, ein Teil der Geschichte zu sein, die Dinge, die sie erzählt, nicht nur zu sehen, sondern auch zu riechen, zu schmecken – zu erleben. Die Handlung besteht aus verschiedenen Metaebenen, die, je nachdem, wer dieses Buch liest, unterschiedlich wirken. Philosophie, Glauben, Wissenschaft – so viele Betrachtungsmöglichkeiten, die mich nachhaltig beschäftigen, weil man, je länger man darüber nachdenkt, noch so viele kleine Details entdeckt. Der Roman wird sehr kontrovers besprochen – die einen lieben es, die anderen finden keinen Zugang. Ich verstehe beide Seiten, denn man muss sich auf dieses literarische Erlebnis einlassen. Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob mir das gelingen wird, denn die Abfolgen sind schnell, während den Szenen gibt es immer wieder Blickwechsel, als würde eine Kamera einen speziellen Moment betrachten und dann, unabhängig von der Distanz, die zwischen den einzelnen Figuren liegt, gibt es eine Art Bestandsaufnahme, was die einzelnen Protagonisten genau in diesem Moment erleben. Neben den beiden Hauptprotagonisten Cora und William gibt es eine Fülle an weiteren Handelnden, von denen einer seltsamer als der andere ist. Ich weiß, diese Aussage ist sehr anmaßend, aber sie haben irgendwie alle – vorsichtig gesagt – ihre Eigenheiten und Probleme (normalerweise würde ich das anders nennen .-) ) Und genau diese speziellen Charaktere und ihr Handeln machen aus dieser Story etwas Besonderes – ob das jetzt gut ist oder nicht, ob es einem gefällt oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden. Mir waren manche Szenen zu hart, manches hat mich geekelt, manches erschien mir geschmacklos, und dennoch konnte ich nicht wegsehen, mich dem entziehen. Ich wollte, nein, musste erfahren, wie es weitergeht, wie es endet. Mein Fazit: Dieser Roman spaltet die Gemüter, absolut verständlich. Mich hat er fasziniert, mitgerissen, zum Nachdenken angeregt. Er hat mir verschiedene Blickwinkel eröffnet, von denen manche wirklich schwer (für mich zumindest) zu ertragen waren, aber ich konnte es nicht weglegen. Hut ab, Sarah Perry, für diesen unglaublichen Einblick in eine Welt, die sich mir so noch nie gezeigt hat. Im Buch gibt es eine Szene, in der es in einem Gespräch um ein Wort geht, das in der gleichen Schreibweise, bei gleicher Aussprache, komplett gegensätzliche Bedeutung haben kann: geteilt. Und ich denke, es ist sehr zutreffend und beschreibt diesen unglaublichen (auch so ein Wort) Roman recht gut, denn über „Die Schlange von Essex“ gibt es geteilte Meinungen – die einen teilen sie die anderen teilt es :-) Mir hat es gefallen, auch wenn ich immer wieder gefordert wurde, aber ich denke, ihr müsst für euch entscheiden, ob es etwas für euch ist oder nicht.
User Image

MartinaSuhr

3 Sterne
09.08.2024
Das Buch entsprach nicht meinen Erwartungen
Ein Buchpreis und die interessant klingende Beschreibung des Klappentextes haben mich neugierig gemacht, das Buch ist aber im Verlauf zunehmend abgeflacht, zudem konnte ich dem extrem poetischen Sprachstil keine Zugang finden. Eine der Hauptfiguren des Romans ist Cora Seaburne, die sehr jung in die Ehe mit einem älteren Mann gedrängt wurde, der sich als sehr dominant entpuppt hat und Cora psychisch und physisch Gewalt angetan hat. Der gemeinsame Sohn hat sich in zunehmende Zwangshandlungen und seine eigene Welt zurückgezogen und ihr so mehr und mehr entglitten. Trost haben Cora ihre treue Zofe Martha gespendet und ihr Interesse in die Wissenschaften, speziell in die provokanten Thesen Charles Darwins. Nach dem Tod ihres Mannes genießt Cora ihre neu gewonnene Freiheit und flieht aus dem ungeliebten Heim an die Küste von Essex. Dort wird sie mit einer Geschichte konfrontiert, die dort gerade kursiert und die Bewohner am Rande des Blackwater-Flusses und der Küste in Schrecken versetzt. Ein Ungeheuer in Gestalt einer geflügelten Schlage treibt in der Region sein Unwesen wie schon einmal etwa 200 Jahre zuvor, es soll unter anderem Menschenleben auf dem Gewissen haben. Während bei der Bevölkerung in erster Linie der Aberglaube geschürt wird, ist Coras Forscherdrang geweckt, in der Entlarvung des Ungeheuers sieht sie eine spannende Aufgabe, reist in die Gegend an der Mündung des Flusses und mietet dort sogar ein Häuschen. Dort macht sie Bekanntschaft mit dem Dorfpfarrer Will Ransome, dem Coras offenes und intelligentes Wesen gefällt. Anfangs entspinnen sich zwischen beiden interessante Gespräche über die widersprüchlichen Standpunkte von Wissenschaft und Theologie, trotz ihrer gegensätzlichen Haltungen fühlen sich beide zueinander hingezogen, ihre Gefühle überlagern nach und nach den angeregten Austausch. In weiteren Handlungssträngen stehen der Mediziner Luke Garett mit seinen in dieser Zeit provokanten Methoden im Vordergrund und auch Coras Zofe Martha mit ihrem politischen Engagement für die unterdrückte Arbeiterklasse. Nach einem lebendig erzählten Beginn und interessanten Exkursen in die damals umstrittenen Welt der Wissenschaft und Politik flacht das Buch leider immer mehr ab, konzentriert sich auf die unglücklichen Liebesgeschichten und verliert sich in blumigen bis gestelzt poetischen Umschreibungen. Es ist in meinen Augen ein generelles Problem des Buches, dass es aufgrund der sehr beschönigend bildhaften Sprache zu sehr an der Oberfläche bleibt auch bei solch ernsten Themen wie den sozialen Problemen der Arbeiterklasse und der Wohnungssituation in London. Sarah Perry wird sehr beeinflusst von der Literatur des viktorianischen Zeitalters und hat die Sprache ihres Debüts bewusst diesem Stil angepasst, das muss man mögen, mir ist das insgesamt zu schwülstig und melodramatisch, das thematisch ansprechende Buch nimmt sich so viel an Glaubwürdigkeit.
User Image

mrs-lucky

4 Sterne
09.08.2024
Faszinierend
Protagonistin Cora Seaborne ist Witwe und zieht Ende des 19. Jahrhunderts von London nach Aldwinter an die Küste. Cora ist für ihr Zeitalter fortschrittlich und emanzipiert. Sie ist Naturwissenschaftlerin und kennt sich mit den Forschungen von Charles Darwin aus, die durchaus nicht unumstritten waren und vielen als zu provokant galten, so auch dem Pfarrer William Ransome, mit dem sie immer wieder in Streit gerät, doch andererseits gibt es zwischen diesen beiden unterschiedlichen Menschen eine nicht zu leugnende Anziehungskraft. Nicht zu unrecht wird dieses Buch hochgelobt. Ein faszinierender Schreibstil und eine interessante Geschichte. Die detaillierten Beschreibungen und die Art der Erzählungen haben mir gut gefallen.
User Image

Gavroche

Melde dich jetzt zu unserem Newsletter an

Deine Vorteile:

  • jeden Monat Informationen zu neuen Produkten

  • exklusive Gewinnspiele & Aktionen

  • immer die aktuellsten Preisaktionen & Schnäppchen

  • kostenlos und jederzeit kündbar

Mir ist bewusst, dass mein(e) Daten/Nutzungsverhalten elektronisch gespeichert und zum Zweck der Verbesserung des Newsletterangebotes ausgewertet und verarbeitet werden und dass ich mich jederzeit abmelden kann. Meine Daten dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden. Ich habe die Datenschutzbestimmungen gelesen und stimme diesen zu. *

Produktbild: Die Schlange von Essex (9783732549306 )

Die Schlange von Essex

10,99 €

inkl. MwSt.