Vergesst unsere Namen nicht

Übersetzt von

Thorsten Alms

Roman

4.5 Sterne

(4 Bewertungen insgesamt)

Eine wahre Familiengeschichte, die zeigt, wie nah Dunkelheit und Hoffnung beieinanderliegen können

In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen.

Ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman, der achtzig Jahre Geschichte und vier Generationen umfasst. Eine Erzählung über den Holocaust, über Familiengeheimnisse und über die Geschichten, die wir an unsere Kinder weitergeben.



9,99 €

inkl. MwSt.

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Produktinformationen

Verlag

Eichborn

Format

eBook (epub)

Genre

Sonstige Belletristik

Seitenanzahl

350 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-7325-7843-6

Pressestimmen

»Ein Buch wie ein Stolperstein« MARTIN OEHLEN, FRANKFURTER RUNDSCHAU
»Meisterlich und beängstigend zugleich« ADRESSEAVISEN
»Eine mitreißende Geschichte, erzählt in eindrucksvoller Sprache« DAGBLADET

4 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
09.08.2024
Mit dem Wissen über die Vergangenheit in die Zukunft schauen!
Rezension „Vergesst unsere Namen nicht“ von Simon Stranger Zum Inhalt „Vergesst unsere Namen nicht“ Vergesst unsere Namen nicht“ von Simon Stranger ist nicht nur eine Familiengeschichte, sondern auch das Psychogramm eines brutalen Kriegsverbrechers. Es zeigt die Zeit von ca. 1920 bis heute und es spielt in Norwegen. Es ist vor allem die Geschichte der deutschen Besatzung in Trondheim während des Zweiten Weltkriegs. Das Schlimmste an diesem Buch ist, dass es auf Fakten beruht und keine Fiktion ist. Es ist ein historischer Roman, der mit abscheulichen Fakten hinterlegt ist. Deswegen habe ich in der rechten Spalten historischen Fakten aus den genannten Wikipedia Artikeln beigefügt. Simon Stranger und „Vergesst unsere Namen nicht!“ „Wir leben in einer Welt der verbalen Auseinandersetzungen. Lass diesen Roman lieber eine Aufforderung sein, nach vorn zu sehen. Lass ihn lieber eine Möglichkeit zur Versöhnung sein und für Vergebung“, ...Seite 320 Dieser Aufruf kam von Simon Strangers Frau Rikke, deren Mutter Grete als Kind im Bandenkloster gewohnt hat und das, obwohl Ihre Familie durch den Holocaust Opfer zu beklagen hatte. Das Buch ist für Simon Stranger eine sehr persönliche Angelegenheit. Es ist ein Teil seiner Geschichte oder genauer gesagt, es ist die Familiengeschichte seiner Frau. Dieser Roman möchte nicht anklagen, er verwirklicht Rikke Strangers Aufforderung. Historische Fakten zu „Vergesst unsere Namen nicht“ Norwegen unter deutscher Besatzung Die Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg begann mit dem Unternehmen Weserübung am 9. April 1940 und endete am 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Aus deutscher Sicht wurde die Invasion als „Inschutznahme“ gegen britische Operationen in norwegischen Gewässern verteidigt. Der bisherige NSDAP-Gauleiter von Essen, Josef Terboven, wurde von Hitler unter Abkehr von einer an die völkerrechtlichen Regeln gebundenen Besatzungsherrschaft einer Militärverwaltung, zum Reichskommissar für Norwegen ernannt und sollte die „Norweger als Freunde gewinnen“. Nach der Besetzung lebten im Lande rund 2100 jüdische Norweger und Flüchtlinge aus Mitteleuropa, deren Situation sich ab Sommer 1941 verschlechterte. In Nordnorwegen verhafteten die deutschen Besatzer alle jüdischen Männer, in anderen Landesteilen nur die staatenlosen Juden. (Entnommen aus Wikipedia Artikel „Norwegen unter deutscher Besatzung“ Worum geht es? Simon Stranger erzählt das Schicksal der Familie Komissar. Familie Komissar steht als Juden auf der Seite der Verfolgten und gleichzeitig stellvertretend für alle Opfer. Er erzählt auch die Geschichte Henry Oliver Rinnans. Ein Kriegsverbrecher, der als Kollaborateur, Spion, Folterer und Handlanger der Nazis auf Seiten der Täter steht, stellvertretend für alle Täter. Es handelt sich zwar konkret um diese Familiengeschichte, aber Simon Stranger weist immer wieder darauf hin, dass seine Familie nur eine und der vielen Opferfamilien ist. Der Leser erfährt in diesem Zusammenhang auch einiges über die „Stolpersteine“, dem Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig. Meine Gedanken zu Henry Oliver Rinnan Rinnan wird zum Täter, ohne wirklich ein Nazi zu sein. Er war ein Psychopath, der im Nationalsozialismus, das System fand, in dem er seine Bedürfnisse befriedigen konnte, seine Rachegelüste ausleben konnte und das ihn anerkannte. Er war jemand! Er hatte es Allen gezeigt. Er hatte das Kommando! Rinnan, nur 1.60 m groß, von den Anderen als Kind schon verspottet, wollte schon immer hoch hinaus. Empathie kannte er nicht. Der Autor erzählt eine Geschichte aus der Kindheit Rinnan, in der er großes Mitgefühl und hohe Sensibilität zeigte. Aber anscheinend hat ihm das Leben diese Seite abgewöhnt. Er wurde in der norwegischen Armee nicht angenommen. Und diese Erfahrung wiederholte sich. Jede Zurückweisung setzte bei ihm weitere kriminelle Energie frei. Schon früh zeigt sich, dass er über kein Unrechtsbewusstsein verfügt. Ich würde das schon als einen Napoleon-Komplex bezeichnen. Er versuchte durch scheinbare Erfolge, seine Körpergröße zu kompensieren. „S - wie der Spruch der Rinnan zugeschrieben wird und den er zu neuen Gefangenen gesagt haben soll, wenn sie ins Bandenkloster kamen: Willkommen am einzigen Ort in Trondheim, an dem die Wahrheit gesagt wird.“, ...Seite 301 Historische Fakten zu Henry Oliver Rinnan Henry Oliver Rinnan (14. Mai 1915 – 1. Februar 1947) war ein berüchtigter norwegischer Gestapo- Agent während des Zweiten Weltkriegs (1940 – 1945). Er leitete eine Gruppe namens Sonderabteilung Lola. Diese Gruppe, unter Norwegern als Rinnanbanden bekannt, hatte 50 bekannte Mitglieder. Ab September 1943 hatten die Rinnanbanden ihren Sitz in Trondheim, bekannt als Bandeklosteret . Rinnan arbeitete eng mit der deutschen Sicherheitspolizei in Trondheim zusammen. Während des Krieges wurde Rinnan zum SS – Untersturmführer der Reserve ernannt und erhielt 1944 das Eiserne Kreuz der 2. Klasse. Rinnan wurde wegen persönlicher Ermordung von dreizehn Personen verurteilt, aber die tatsächliche Zahl könnte höher sein, hingerichtet. Er wurde eingeäschert und später inoffiziell auf dem Levanger-Friedhof in einem nicht gekennzeichneten Grab beigesetzt. Vierzig Prozent der Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wegen norwegischer Kriegsverbrechen hingerichtet wurden, waren mit der Sonderabteilung Lola verbunden. (Entnommen Norwegischer ins Deutsche übersetzte Wikipedia Artikel zu Henry Oliver Rinnan) Sprachstil Simon Stranger erzählt in vier Zeitebenen und Handlungssträngen.: 1. Handlungsstrang: Hirsch Komissar (während der Besatzung). Im Buch die 1. Generation der Familie Komissar. 2. Handlungsstrang: Gerson Komissar und seine Familie (nach der Besatzung) 2. Generation. 3. Handlungsstrang: In der Gegenwart – der Autor erzählt von seiner Familie und der Entstehungsgeschichte von „Vergesst unsere Namen nicht“. 3., 4. und 5. Generation der Familie. 4. Handlungsstrang: Henry Oliver Rinnen – vor und während der Besatzung. Der Autor schildert das Geschehen ohne Affektheischerei. Es sind Vorkommnisse, die man beim Lesen kaum ertragen kann. Das Wissen, dass es sich dabei um keine Horrorfiktion handelt, sondern um unsere deutsche Geschichte, ist der eigentliche Horror. Besonders gut hat mir die Kapitelbezeichnung und Aufteilung gefallen. Simon Stranger hat das Alphabet mit Bespielen als Nummerierung genommen. Ich zitiere: „A wie Anklage A wie Aussage A wie Arrest“ Ich fand das sehr aussagekräftig. Er fand für jeden einzelnen Buchstaben des Alphabets, passende Schlagwörter. Es ist keine bequeme Lektüre. Es ist Literatur gegen das Vergessen. Das Hörbuch Die ungekürzte Hörbuchfassung wird exklusiv von Audible und ausschließlich als Download präsentiert. Das Hörbuch hat eine Länge von 10 Stunden und 9 Minuten und ist ebenfalls am 30.08.2019 erschienen. Uwe Teschner liest das Buch sensibel und zurückhaltend. Mir hat die Stimme und das Sprachverhalten sehr gut gefallen. Meine abschließenden Gedanken zu „Vergesst unsere Namen nicht“ Das Buch wurde mir über die Blogger-News von Bastei Lübbe, der Eichborn Verlag gehört zu Bastei Lübbe, angeboten. Obwohl mein Stapel ungelesener Bücher schon sehr hoch ist und ich zudem Rezensionen für September und Oktober zugesagt hatte, konnte ich, wegen folgender Zeilen aus dem Klappentext, nicht widerstehen, die ich gerne rezitieren möchte: „In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen.“Seite 6 und Klappentext Ich finde das einen sehr schönen Gedanken des Talmuds, der auch einer der Entstehungsgründe der „Stolpersteine“ ist. Ich wollte mit der Veröffentlichung meiner Rezension einen kleinen Beitrag dazu leisten, deswegen habe ich dieses Rezensionsexemplar angefragt. Ja! Ich schäme mich, dass wir Deutschen diese Gräueltaten begingen und zugelassen haben. Ich schäme mich, dass wir weggeschaut haben. Und trotz des Wissens über diese abscheulichen Verbrechen des Nationalsozialismus, ruckt Europa nach rechts und die Rechten marschieren wieder. Sie marschieren zwar nicht generell, aber immer wieder. In einigen Bundesländern konnte die AfD 25 % erreichen. Wie ist so etwas möglich? Hat uns die Zeit so desensibilisiert und alles vergessen lassen? Haben wir gar nichts aus unserer Geschichte gelernt? Einige meiner Leser wissen, dass ich eine große Anhängerin Hannah Arendts bin. Eine großartige Philosophin, die selbst Jüdin, aber noch rechtzeitig mit ihrem zweiten Mann, Heinrich Blücher, ins Exil in die USA flüchten konnte. Walter Benjamin hat sich 1942, aus Angst vor den Verfolgern, in Paris das Leben genommen. Ich benenne hier Hannah Arendt, weil Simon Strangers Frau Rikke, den Aufruf zur Versöhnung einbrachte. Auch Hannah Arendt wollte Versöhnung und keineswegs Rache oder Vergeltung. Davor habe ich große Achtung. Ich bezweifle, dass ich diese Größe hätte. Schade, dass die Politik Benjamin Netanjahus, keine Toleranz gegenüber der anderen Seite hat und eine Siedlungspolitik verfolgt, die keine Rücksicht auf die Palästinenser nimmt. Man kann nur hoffen, dass die nach der Wahl beabsichtigte „Großen Koalition“ unter Benny Gantz und ohne Netanjahu kommt. Aber selbst dann, gibt es noch genügend Hardliner, die auf der Regierungsbank sitzen. Simon Stranger ist dem Aufruf seiner Frau gefolgt. Er schrieb ein Buch, das nicht wertet, sondern berichtet und erzählt. Er versucht, Gründe zu finden, wie ein Mensch zu einem der größten Kriegsverbrecher Norwegens wurde. Die Geschichte ist nicht schwarz/weiß, sondern hat viele Grautöne. Der Leser selbst darf das Geschehen werten
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ConnieRuoff

4 Sterne
09.08.2024
berührend und beängstigend zugleich
Klappentext Eine wahre Familiengeschichte, die zeigt, wie nah Dunkelheit und Hoffnung beieinanderliegen können In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen. Ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman, der achtzig Jahre Geschichte und vier Generationen umfasst. Eine Erzählung über den Holocaust, über Familiengeheimnisse und über die Geschichten, die wir an unsere Kinder weitergeben. Meine Meinung Simon Stranger erzählt in seinem Buch “Vergesst unsere Namen nicht” über die Holocaustzeit die immer seit vier Generationen unvergessen bleibt. Eine traurig und beängstigende Erzählung. Sehr tiefgreifend und berührend geschrieben. Die Kapitelgestaltung als Alphabet fand ich sehr gut. Denn zu jedem Buchstaben gibt es die passenden Sätze oder Begriffe. Manche Begriffe oder Sätze fühlen sich an, wie ein Messer das einen ins Fleisch schneidet. Durch den guten Schreibstil, lässt sich die Geschichte sehr gut lesen. Erschienen ist das Buch am 30.08.2019 mit 352 Seiten im Eichborn Verlag Fazit Eine Gute Geschichte, die erzählt wie eine Geschichte seit Generationen weitergetragen wird. Denn die Opfer des Holocaust sterben zum zweiten Mal wenn man Ihre Namen vergisst.
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mybabylove1988

5 Sterne
09.08.2024
Vergesst unsere Namen nicht - Simon Stranger
Vergesst unsere Namen nicht - Simon Stranger Inhalt: Eine wahre Familiengeschichte, die zeigt, wie nah Dunkelheit und Hoffnung beieinanderliegen können In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen. Ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman, der achtzig Jahre Geschichte und vier Generationen umfasst. Eine Erzählung über den Holocaust, über Familiengeheimnisse und über die Geschichten, die wir an unsere Kinder weitergeben. »Eine mitreißende Geschichte, erzählt in eindrucksvoller Sprache« DAGBLADET »Meisterlich und beängstigend zugleich« ADRESSEAVISEN Meine Meinung: Diese Geschichte ist so viel mehr als einfach nur eine Erzählung. Man kann sich glaube ich nur schwer vorstellen, was die Menschen im Krieg alles mit und durchmachen mussten. In der heutigen Zeit sind Reaktionen und Handlungen von damals nur schwer nachzuvollziehen, weshalb ich als Leser auch das ein oder andere Handeln nicht nachvollziehen konnte. Der Gedanke, dass man sich in dieser schweren Zeit aufeinander verlassen kann, tröstet über die Geschehnisse hinweg. So kommt zumindest der Zusammenhalt der Familie rüber. Das Buch Cover gefällt mir sehr gut. Es passt perfekt und ist wunderschön. Man merkt sehr schnell, dass Simon Stranger viel Liebe ins Detail gesteckt hat. Die Hintergründe sind sehr gut recherchiert und umgesetzt. Auch mag ich sehr, dass die Erzählung sowohl im Hier und Jetzt spielt als auch in der Vergangenheit. Fazit: Keine leichte Kost, aber großartig geschrieben! Von mir verdiente 5 Sterne!
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Salti_79

4 Sterne
09.08.2024
Ein Buch als Stolperstein
Mit "Vergesst unsere Namen nicht" hat der norwegische Autor Simon Stranger gleich in doppelter Hinsicht eine norwegische Familiengeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt - zum einen die einer jüdischen Familie und ihrer Erfahrung von Verfolgung, Exil und Flucht, zum anderen die eines norwegischen Kollaborateurs und Nazi-Spions. Der Zufall will es, dass die Familie eines von den Deutschen ermordeten Juden ausgerechnet in das Haus in Trondheim zieht, indem die "Rinnan-Bande" nicht nur ihr Hauptquartier, sondern auch ihren Folterkeller hatte. Es ist eine Stolperstein-Zeremonie, die den Erzähler erkennen lässt, dass das Schicksal des Urgroßvaters seinen Kindern nicht gleichgültig sein darf, dass jedes Opfer der Nazis ein zweites Mal stirbt, wenn sein Name vergessen wird. Und so wie die Stolpersteine auf den Straßen die Namen der ermordeten Nachbarn in Erinnerung rufen, so wird die Schilderung der Familiengeschichte zum literarischen Stolperstein, zut Erinnerung nicht nur an den Ermordeten, sondern das Schicksal der Familie, die zum großen Teil überlebte dank Helfern, die den Söhnen bei der Flucht nach Schweden halfen. Kaleidoskopartig, in vielen kleinen Episoden, scheinbar zufällig gewählten Begriffen erzählt Stranger, seine Kapitel sind den Buchstaben des Alphabets nachempfunden. Dabei geht es nicht nur um Familiengeschichte und individuelle Schicksale, sondern auch um die Frage, was den einen dazu bewegt, sein Leben und seine Freiheit für fremde Mitmenschen zu riskieren und wie ein anderer Mensch mit ähnlichem Hintergrund Verrat und Kollaboration wählt. Wie kam es, dass der Schustersohn Rinnan, der wegen seiner geringen Größe schwer unter Komplexen litt, zum Spion und Menschenschlächter wurde? Die Erzählweise mit den vielen kleinen Mosaikstückchen macht einen Reiz des Buches aus, ist aber auch sein Problem. Denn so richtig "auserzählt" werden die Charaktere dabei eben nicht, es fehlt an der Tiefe der beschriebenen Menschen. Doch vielleicht hat Stranger dies ganz bewusst gemacht: die vielen Textversatzstücke erinnern ein wenig an alte Familienfotos und -episoden, zu denen jeder in der Runde etwas beizutragen hat, bis aus den vielen Details ein Gesamtbild entsteht. So funktioniert es auch bei "Vergesst unsere Namen nicht".
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