Philipp Möller gelangt als Quereinsteiger an eine Schule und wird dort Lehrer, Hilfslehrer vielmehr. Was er an dieser Grundschule alles erlebt schildert er im Buch - teilweise sehr amüsant, aber dennoch sehr erschreckend, wie Bildung heutzutage fast nicht möglich ist... Erschwerend kommt wohl auch noch dazu, dass recht viele Migrantenkinder in dieser Schule sind - was es sprachlich wirklich schwer macht...
Die "Geschichte" des Buches spielt in Berlin, dort hat Philipp Möller dies wohl wirklich so erlebt (es ist wohl der Name der Schule geändert, die Namen - nehme ich an - ebenso...) - dies sollte ich vorab wohl gleich einmal erwähnen. Die Schule ist in einem Kiez, d.h. die Lehrer werden hier mit den verschiedensten familiären bzw. außerschulischen Problemen konfrontiert. Von einer alkoholkranken Mutter, deren Mann bzw. Vater des Sohnes verschwunden ist bis hin zu einer Großfamilie mit fünf bis sieben Kindern, die allesamt in einer 2-Zimmer-Wohnung leben - es sind die verschiedensten Konstellationen aufgeführt, bei denen ich durchaus auch glaube, dass es genauso zutrifft.
Generell hatte ich mir von diesem Buch gute Unterhaltung versprochen, allein der Titel klang sehr amüsant, auch ein einmaliges, kurzes Reinlesen war ganz positiv. Ich hatte mich wohl vorher nicht wirklich mit dieser Thematik beschäftigt - da sie mich ja absolut nicht betrifft (ich bin laaaaaaaaaaaaaaaaange aus der Grundschule raus... ;) und habe auch aktuell keinen Bezug dazu... ;) ). Was dann im Buch teilweise geschieht, fand ich einfach nur absolut krass. Statt in einer Schulstunde zum wirklichen Unterricht zu kommen, muss der Lehrer ständig Streit schlichten, weil sich die Halbwüchsigen Dinge an den Kopf werfen, bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann. (Beleidigungen über die Mutter, die angeblich eine Hure ist) Wie Kinder schon auf solche Dinge kommen, ist mir einfach unerklärlich. Wenn man dann aber die familiären Hintergründe so liest, wird einem klar, dass die Lehrer hier mehr sind, als nur "Lehrer", sie sind Pädagogen, ja quasi Erziehungsberechtigte - denn die Eltern können dies alles oft nicht stemmen, wenn die Kinder aus Problemvierteln kommen.
Ich bin hier wirklich sehr zwiegespalten, denn einerseits fand ich das Buch durch manche Kommentare der Kinder durchaus amüsant, andererseits kann man sich über das Bildungskarussell nur noch wundern. Gut, diese Erfahrung wurde in Berlin gemacht und ich erlaube mir mal zu sagen, dass es in ländlichen Gegenden in der Schule nicht so wirklich wild zugeht wie in Berlin bzw. in Großstädten allgemein. Außerdem lebe ich hier in Bayern, was einen guten Ruf hinsichtlich der Bildungspolitik genießt, d.h. ich glaube, dass man auch in Bayern etwas anders mit seinen Lehrkräften umgeht als der Berliner Senat dies tut.
Generell bin ich irgendwie immer noch etwas geschockt, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen, ihr Leben nicht in den Griff kriegen... (Ich finde dies auch in der "Realen Welt" immer wieder erschreckend, jedoch kann man als Außenstehender ja teilweise nicht wirklich eingreifen, sondern sich nur wundern, aufregen, ...)
Eigentlich sollte dieses Buch Pflichtlektüre für unsere Politiker sein, die sich ja so ganz toll mit Bildung beschäftigen. Vielleicht sollten sie sich einen Tag mal als Lehrkraft versuchen - um zu sehen, wie schwer dies in Problemvierteln sein kann...
Ich kann mich hier nicht entscheiden, ob ich das Buch empfehlen soll oder nicht, entsprechend bleibe ich unentschlossen, es hat mich zwar aufgerüttelt, dennoch kann ich als einzelne hier sowieso nichts ändern... Das Buch ist meiner Ansicht nach recht anspruchsvoll, der Unterhaltungswert hält sich doch in Grenzen.
Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.