England, Anfang des 19.Jahrhunderts:
Der kleine Rob, Sohn einer Näherin, der leider das Pech hatte unehelich geboren zu werden, wird mit knapp sechs Jahren, an einen adligen Gutsbesitzer weitergereicht, der dem Jungen die Stellung eines Stallburschen anbietet. Nur zwei Jahre später, ist Rob ganz allein auf der Welt. Doch sein Arbeitgeber hält an ihm fest und da der Junge nicht auf den Kopf gefallen ist, macht er sich im Laufe der Jahre und wird zu einer geschätzten Arbeitskraft. Er wächst zu einem attraktiven Burschen heran, der schließlich der Tochter des Gutsbesitzers ins Auge fällt. Lady Sarah und Rob fühlen gleich eine starke Verbindung und beginnen eine heimliche Affäre miteinander. Für beide ist es jedoch mehr als das, doch ihnen ist ganz klar, dass sie niemals heiraten können.
Als Sarahs Vater von der geheimen Liebesbeziehung erfährt, ist er außer sich. Er bestraft Rob hart, doch auch danach treffen sich die Liebenden weiter. Als eines Tages ein Bekannter von Lady Sarahs Bruder, George, der Earl of Arden, die Familie besucht, ist dieser sehr angetan von der schönen Schwester seines Freundes. Und obwohl er von Sarahs und Robs Verhältnis weiß, macht er Sarah dennoch einen Heiratsantrag. Denn auch George hat ein Geheimnis und er glaubt ganz fest daran, dass Sarah der einzige mögliche Ausweg für sein Dilemma sein könnte…
„Arden Hall- Vermächtnis der Liebe“, ist der erste Roman einer momentan dreibändigen Familiensaga, der Autorin Julia Schreiber. Bislang hatte ich noch nichts von ihr gelesen, doch als Fan von historischen Liebesromanen und Regencyromances, war mir diese Neuerscheinung schon einige Zeit vorher ins Auge gestochen und als ich im vergangenen Dezember das Glück hatte, besagten ersten Teil bei einer Adventsverlosung zu gewinnen, freute ich mich daher sehr.
Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil, drückt sich der Zeitepoche gemäß aus und auch die Story liest sich flüssig. Dazu fand ich die Dialoge zwischen dem Earl of Arden und seinem Lebensgefährten Billy sehr amüsant, trocken und spitzfindig geraten, so dass ich beim Lesen besagter Romanpassagen sehr viel Spaß hatte.
Leider gibt es aber auch einige Schwächen, die dieser Roman meiner Meinung nach aufweist, die eine bessere Bewertung verhindert haben.
Zum einen wäre da die Ausgangssituation an sich. Würde dieser Roman später spielen, wären manche Handlungsstränge glaubwürdiger geraten. Ich bin ehrlich, einerseits finde ich es wunderbar, dass die Autorin in ihrem Roman eine Möglichkeit gefunden hat, ein unstandesgemäßes Paar ihre Liebe ausleben lassen zu können, weil es eben da auch noch ein anderes, homosexuelles Paar gibt, das seine Liebe ebenfalls geheim halten muss.
Aber dieses brisante Geheimnis; also diese unkonventionelle Wohngemeinschaft vor Dienern und Bekannten geheim halten zu können, wäre einfach in damaligen Zeiten nicht möglich gewesen. Und dass Lady Sarah das Geheimnis ihres Gemahls so freimütig mit anderen Personen teilt, mutete für mich- bedenkt man die schlimme Strafe die Homosexuelle leider damals zu erwarten hatten, völlig unglaubwürdig an.
Dass Lady Sarahs Eltern ebenfalls alles so freimütig „schlucken“, weil sie ihre Tochter so sehr lieben, passte ebenfalls so gar nicht. Es scheint so, als hätte es sich die Autorin zur Aufgabe gemacht, ein modernes, politisch korrektes Märchen in historischem Anstrich schreiben zu wollen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden- im Gegenteil! Doch ich finde einfach, dass man hinsichtlich historischer Fakten einfach ein wenig mehr bei der Wahrheit hätte bleiben müssen.
Auch andere Probleme, mit denen die Familie und deren Freunde konfrontiert werden, lösen sich fast unproblematisch in Wohlgefallen auf und so baut sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein Spannungsmoment auf. Dazu wirken sämtliche Akteure, abgesehen vom Earl und seinem Billy, recht blass. Ihnen fehlt die nötige Tiefe, damit man mit ihnen mitleiden kann und so plätschert dieser Roman leider völlig belanglos vor sich hin. Ich fand das so schade, denn die Autorin kann durchaus gut schreiben, bedenkt man die spritzigen Dialoge oder den flüssigen Erzählstil. Ich glaube es wäre besser gewesen, hätte die Autorin sich vorher bewusst gemacht, was sie eigentlich schreiben möchte. Entweder einen klassisch anmutenden Regencyroman, der ein leichtes Sittengemälde darstellen soll oder aber einen historischen Liebesroman, der aber dann auch mit überzeugenden Liebesgeschichten hätte punkten müssen. Das Sprichwort „Nicht Fisch, noch Fleisch“, trifft es eigentlich ganz gut.
Dass die Autorin dazu so vieles gestrafft erzählt, gerade wenn es um die Liebesgeschichten geht, ist ein weiteres Manko.
Kurz gefasst: Leider eine eher unausgegorene Mischung, die den Leser hier erwartet. Für einen klassischen Regency zu modern und unkonventionell geraten und als Historical Romance zu nüchtern.