„Wenn ich Yoga unterrichte, stehe ich vorne und bitte alle im Raum, achtsam mit sich umzugehen. Aber wie sich herausgestellt hat, habe ich das selbst nicht besonders gut hinbekommen.“
(Ari in The brooklyn years 2)
Worum geht’s?
Nach Jahren als Top-Eishockeyspieler stecken Patrick die Spiele immer mehr in den Knochen. Als eine Hüftverletzung anfängt, ihn stark einzuschränken, schickt sein Team ihn zu Massagen bei Ari. Für Ari keine leichte Aufgabe, denn Patrick hasst es, berührt zu werden. Doch irgendwas an Ari fasziniert Patrick und er schafft es, Vertrauen zu ihr aufzubauen. Bis es gewaltig knistert. Ari hält Patrick dafür aber auf Abstand. Denn ihre letzte Beziehung endet unschön. Und ihr Ex? Der hat noch eine Rechnung mit ihr offen…
The Brooklyn Years – Was niemand erfährt ist Band 2 der The Brooklyn Years-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Das Eishockey-Team verbindet jedoch die Bände, weshalb Spoiler zu Band 1 enthalten sein können.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, teilweise mit kleineren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden. Die Geschichte ist aus Erzähler-Sicht geschrieben und beleuchtet sowohl Patrick als auch Ari. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, unkompliziert und mitreißend. Im Buch ist sexueller Content enthalten. Es wird zudem der Missbrauch von Substanzen, Beziehungsgewalt und Bedrohung thematisiert.
Meine Meinung
Nachdem ich im vergangenen Jahr bereits einige Bücher von Sarina Bowen gelesen habe, mich alle aber nicht wirklich begeistern konnten, wollte ich ihr eine neue Chance geben mit der neuen Reihe. Eishockey, Geheimnisse und Liebe? Das klingt doch vielversprechend. Und tatsächlich konnte mich die Autorin mit diesem Buch mehr begeistern als mit jedem Buch bisher, auch wenn’s einige Haken gibt.
Im Fokus der Geschichte stehen Ari und Patrick. Patrick ist der Teamkapitän der Eishockeymannschaft, der vor allem durch seine sehr kontrollierte Art auffällt. Nach vielen Jahren auf dem Eis macht sein Körper nicht mehr so mit und Verletzungen schränken ihn ein. Da er es aber hasst, angefasst zu werden, weigert er sich, zur Massage zu gehen. Ari ist Physiotherapeutin und möchte dem Superstar helfen. Schnell merkt sie, dass seine verkrampfte Haltung tiefere Gründe hat und bemüht sich, ihre Behandlung an Patricks Bedürfnisse anzupassen. Beide finden einen funktionierenden Rhythmus und kommen sich dabei auch menschlich näher. Ari kommt gerade aus einer langjährigen Beziehung, die sehr übel gescheitert ist. Ihr Ex bedroht sie zum Teil jetzt noch, seine windigen Machenschaften sorgen im Buch für zahlreiche Probleme. So kommt es auch vor, dass Patrick hin und wieder zufällig als Retter an Aris Seite steht und langsam das ganze Ausmaß der Probleme mitbekommt. Mit vielen Twists und einem wirklich kraftvollen, vielleicht auch etwas übertriebenem Showdown entwickelt sich diese Geschichte stets interessant und sorgt für einige Konflikte. Denn auch Patrick hütet ein kleines Geheimnis, was seine Karriere und seine Verbundenheit zu Ari belasten kann. Hinzu kommt eine gehörige Portion Hin und Her, da sich vor allem Ari nicht wirklich auf Patrick einlassen kann. Dies liegt einerseits an ihren Erfahrungen, aber eben auch an der Spieler-Betreuer-Beziehung, bei der sie Angst hat, dass es ihrem professionellem Ansehen schaden könnte. Patrick fährt dafür sehr stark auf und lässt nichts unversucht, Ari von sich überzeugen zu können.
Mit diesem Buch ist es der Autorin wirklich gelungen, eine bunte Mischung zu kreieren, die sich dann ganz vielseitig entwickelt. Ich möchte das Buch an dieser Stelle aber auch nicht zu sehr loben, denn wo sehr viel Licht ist, gibt es leider auch einiges an Schatten. Positiv ist auf jeden Fall, dass mich das Buch von Anfang an abholen konnte und es Spaß gemacht hat, die Geschichte zu lesen. Es ist keine gigantisch tiefgründige Story, es gibt einige Twists aber zugleich auch keine wirklich einschlagenden Überraschungen, eine solide Liebesgeschichte mit einer guten Portion Intimität, jede Menge Eishockey und hier und da einige schwerere Themen. Eishockey ist ein Sport, mit dem ich bisher nie zu tun hatte. Er spielt – abgesehen natürlich davon, dass Patrick Eishockeyspieler ist und Ari für den Club arbeitet – eine große Rolle im Spiel. Immer wieder lädt die Autorin zu Spielen der Mannschaft ein, lässt am Training teilhaben oder erklärt Besonderheiten des Sports. Manchmal war es vielleicht etwas zu ausufernd, aber gleichzeitig fand ich es sehr interessant. Der Autorin gelingt es auch gut, Eishockeyunkundigen das Spiel nahezulegen. Mit der Geschichte um Ari und ihren Ex Vince gibt es zudem eine recht spannende Handlung, die für einigen Unruhen, aber eben auch einige Entwicklungen in der Beziehung und bei den Charakteren sorgt. Es ist eine gute Mischung, die zwischen humorvollen Dialogen des Teams, emotionalen Gesprächen von Ari und Patrick und jeder Menge Sportsgeist wandelt. Leider empfand ich es aber oft auch so, dass die Autorin Potenzial verschenkt hat. Einerseits liegt das vermutlich an der Erzählperspektive, da die wirklich tiefen Gedanken von Patrick und Ari zu kurz kommen. Dadurch verkommen einige Punkte, vor allem Patricks Hintergrundgeschichte, etwas. Auch einige Happenings, etwa die Berichtserstattung über Patrick, verkamen zu leichten Blendgranaten, die schnell in Vergessenheit gerieten und irgendwie nicht mehr angesprochen wurden.
Was mich vor allem dann aber störte, waren die finalen Entwicklungen. Es war total komisch, denn normalerweise merkt man in einem Buch immer den Wendepunkt und ab da flacht es ab. Üblicherweise ist dies kurz vorm Ende. Hier war es früher und führte dazu, dass ich teilweise das Gefühl hatte, die Autorin schreibt jetzt noch weiter, um auf Seiten zu kommen. Die Luft war raus, aber die Autorin war so bemüht, noch möglichst viel möglichst schön enden zu lassen. Ich hatte immer darauf gewartet, dass noch irgendetwas passiert – aber das tat es nicht. Es war ein laues, dahinplätscherndes Ende nach einem großen Knall, an dem sich vermutlich die Geister scheiden werden.
Dafür können aber eigentlich alle Charaktere des Buches – abgesehen von fehlender Tiefe - überzeugen. Neben der sehr sympathischen Ari, in die man sich schnell verliebt, und einem etwas schwerer zu knackenden Patrick, der aber ein wirklich großes Herz hat und sich mit der Zeit auch öffnen kann. Aber vor allem auch die zahlreichen Nebencharaktere – die Brooklyn Bruisers sind seeehr groß – haben Spaß gemacht. Das Team benimmt sich wie ein Haufen Teenager, der Teameigentümer Nate macht einen interessanten Eindruck und Aris Freundinnen Georgia und Rebecca schließt man auch direkt ins Herz. Allein schon wegen der Charaktere habe ich auf jeden Fall Lust, die anderen Bände der Reihe noch zu lesen.
Ein kleiner Hinweis übrigens an dieser Stelle noch: Es handelt sich bei The Brooklyn Years nicht um einen New Adult College-Roman. Ich dachte eigentlich, auch aufgrund der Aufmachung und der bisherigen Bücher der Autorin, dass es sich um eine College-Eishockeymannschaft drehen würde. Die Brooklyn Bruisers sind jedoch ein normales NHL-Team und entsprechend sind die Charaktere auch älter.
Mein Fazit
Insgesamt hat mich The brooklyn years 2 positiv überrascht und konnte mich im Großen und Ganzen auch zufriedenstellen. Es ist eine gute Mischung aus Sport, Liebe, Action und Gefühl. Das Team macht großen Spaß und auch die Entwicklungen sind gut gelungen. Leider fehlt es etwas an Tiefe und gerade hinten heraus geht dem Buch die Luft aus. Für einen angenehmen Lesemoment zwischendurch aber auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]