Denk ich an Kiew

Übersetzt von

Dietmar Schmidt

|Übersetzt von

Rainer Schumacher

Roman

4.52381 Sterne

(42 Bewertungen insgesamt)

Ein bewegender Roman über ein prägendes Kapitel der ukrainischen Geschichte


1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina ...


"Ich hätte nie gedacht, dass die Veröffentlichung meines Romans über die Unterdrückung des ukrainischen Volkes in der Vergangenheit mit einer aktuellen Tragödie zusammenfallen würde" Erin Litteken


Unter der Herrschaft Stalins verhungerten in den 1930er-Jahren in der Ukraine Millionen Menschen, obwohl die Getreidespeicher voll waren. Erin Litteken rückt diesen weitgehend vergessenen Aspekt der ukrainischen Geschichte in unser Bewusstsein, einfühlsam und sehr bewegend.

24,00 €

inkl. MwSt.

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Produktinformationen

Verlag

Lübbe

Format

Buch (Hardcover)

Genre

Literarische Unterhaltung

Seitenanzahl

400 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-7857-2832-1

Pressestimmen

Ein erschütternder Roman, der gekonnt Gegenwart und Vergangenheit verknüpft und lange nachhallt. Mit ihrer bewegenden Geschichte von Liebe und Widerstand gibt Erin Litteken ungehörten Opfern eine Stimme.
BÜCHER Magazin, 07.2022
Die Autorin führt den Lesenden einfühlsam und sehr bewegend einen vergessenen sowie grausamen (und vielleicht auch unbekannten) Aspekt der ukrainischen Geschichte ins Bewusstsein und gibt somit ungehörten Opfern eine Stimme. [...] Ein sehr bewegendes und ergreifendes Buch, das durch die Aktualität der Geschichte besonders betroffen macht.
Elisabeth Kemper, Medienprofile, 11.2022
Es ist ein tragisch-gewaltiger Geschichtsbrocken, den die Autorin [...] betont romanhaft angeht, aber somit auch leicht lesbar macht.
Malve Gradinger, Münchener Merkur, 07.01.2023

42 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

5 Sterne
28.06.2024
Der Holodomor in der Ukraine - eine fiktive Geschichte mit einem wahren Hintergrund, die nicht nur vor dem aktuellen Hintergrund fesselnd und erschütternd ist, traurig und wütend macht.
Cassies Ehemann ist vor 14 Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und seitdem spricht ihre fünfjährige Tochter Birdie nicht mehr. Beide sind in ihrer Trauer gefangen, weshalb Cassies Mutter Anna beschließt, dass Cassie zurück in ihrer Heimat Illinois und zu ihrer Großmutter Bobby ziehen soll, die immer seltsamer wird und erste Anzeichen von Demenz zeigt. Dort findet Cassie ein Tagebuch, dass sie jedoch nicht lesen kann, da es ihre Großmutter auf Ukrainisch verfasst hat. Erst durch den hilfsbereiten Nachbar Nick, der selbst ukrainische Wurzeln hat und vor allem wieder in Birdies Leben mehr Freude bringt, wird Cassie gewahr, was ihre Großmutter in der Ukraine während des Holodomor erleben musste. Der zweite Erzählstrang handelt von Katja und ihrer Familie, die in den 1930er-Jahren in einem Dorf in der Nähe von Kiew wohnten und Bauern waren. Sie werden der Kollektivierung unterworfen und gezwungen, der Kolchose beizutreten, nachdem jeder Widerstand zwecklos war und so viele Menschen in ihrer Umgebung getötet oder deportiert wurden. Katja hat ihrem Ehemann versprochen, alles in ihrem Tagebuch für ihre Nachkommen aufzuschreiben, was sie erleiden müssen, um die Erinnerungen am Leben zu erhalten. Beide Erzählstränge handeln von Verlust und Trauer und auch wenn man mit den jeweils betroffenen Figuren innig mitfühlen kann, erschüttert doch vor allem die Handlung in der Vergangenheit, die Jahre 1929 bis 1934, als die Sowjetunion die Bauern in der Ukraine zwangsweise kollektivierte und ihren Besitz verstaatlichte. Schon bevor Millionen von Menschen an Hunger starben, wurde all diejenigen, die sich nicht beugten oder gar zur Wehr setzten, deportiert oder direkt getötet. Ganze Familien wurden ausgelöscht und auch Katja musste miterleben, wie sie alles, was sie sich eigenhändig erwirtschaftet hatten, verloren und sich von geliebten Menschen trennen mussten. Nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignissen macht die schreiende Ungerechtigkeit und die Grausamkeit in der Umsetzung wirtschaftlicher und politischer Ziele unfassbar wütend. So ist auch nachvollziehbar, dass Katja einfach nur vergessen wollte und weder ihrer Tochter noch ihrer Enkelin von ihrem Leben erzählte, bevor sie nach Amerika kam. Erst an ihrem Lebensende löst sie ihr Versprechen ein, die Tragödie durch ihr Tagebuch offenzulegen. Während der Erzählstrang in der Vergangenheit fast ausschließlich schmerzhaft ist, setzt die Gegenwart im Frühsommer 2004 einen Gegenpol und schenkt Hoffnung bei der Aussöhnung mit der Vergangenheit, bei der Verarbeitung von Traumata und dem Mut, dem Leben eine zweite Chance zu geben. Auch wenn die positive Entwicklung etwas schnell und fast wie von allein voranschreitet, ist "Denk ich an Kiew" eine fesselnde Geschichte über Generationentraumata, Familiengeheimnisse und den Versuch, Frieden zu finden und gleichzeitig eine Geschichte über Liebe - die romantische Liebe und die zur Familie.
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schnaeppchenjaegerin

5 Sterne
28.06.2024
HUNGER
Katja und ihre Schwester wachsen in einem Dorf in der Nähe von Kiew auf. Sie sind nicht reich, können aber von ihrer Hände Arbeit ernähren. Doch dann kommt Stalin - er zwingt die Menschen ins Kollektiv - und wer sich weigert wird erschossen oder depotiert.... Anfangs geht es noch Katja und ihre Schwster sind in die Nachbarssöhne verliebt und dürfen sie heiraten..... Doch dann ändert sich alles ..... Katja muss stark sein und sich jeden Tag Mut zu sprechen um weiter zumachen, angesichts des grauenvollen Schreckens um sie herum .... 2004 in den USA.... Cassie ist eine junge Witwe und kehrt mit ihrer kleinen Tochter zurück ins Haus ihrer Großmutter, diese verhält sich merkwürdig ... spricht dauernd von einer Alina und hortet Lebensmittel. Doch dann findet sie ein Tagebuch.... Gibt das Aufschluss --- denn die alte Dame hat nie über ihre ukrainische Verganheit geprochen. Fazit und Meinung: Was für ein Buch .... es führt uns in die 30iger Jahre der Ukraine und ist erschreckend aktuell. Die staatlich verordnete Hungersnot hat Millionen Menschen das Leben gekostet .... sie sind neben vollen Getreide-Silos verhungert...... Denkmäler erinnern noch heute daran. Vor einigen Jahren habe ich vor einem solchen gestanden. DIes Buch hat mich tief erschüttert, es ist zwar nur ein Roman -- aber was da beschrieben wurde ist wirklich passiert - und gerade jetzt muss die Ukraine wieder um ihre Unabhängigkeit kämpfen. Es darf nie vergessen werden, was damals passiert ist und es darf sich nicht wiederholen. Von mir gibt es volle 5 Sterne für dieses erschütternde Buch.
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myra

5 Sterne
28.06.2024
Holodomor
Ich lese schon seit Ewigkeiten Bücher über die ehemalige Sowjetunion, ihre Geschichte während des Großen Vaterländischen Krieges, dem Kalten Krieg und die Zeit nach dem Mauerfall bis heute. Deshalb habe ich mich auch sehr auf dieses Buch gefreut. Die Autorin hat dieses Buch auf zwei Zeitebenen erzählt. Eine spielt in der Gegenwart und handelt von Cassie, der Enkeltochter von Katja. Die andere spielt in den 1930er Jahren unter Stalins Herrschaft. Die Zeit des Holodomor, Mord durch Hunger, gegen die ukrainische Bevölkerung, bei der Millionen Menschen starben. Offiziell als Völkermord anerkannt. Katjas Geschichte ist tragisch, aber zeigt auch das Leben eines jungen Mädchens voller Träume. Ihre glückliche Kindheit, die jäh beendet wurde. Einfühlsam erzählt, fühlt man den Schmerz, den die Menschen damals erlitten haben. Ihre Pein, die Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Sterben werden so authentisch widergegeben, dass es sehr betroffen macht. Aber auch der Mut sich gegen das System aufzulehnen kommt sehr gut rüber. Ein Buch, das man wirklich kaum aus der Hand legen kann, welches auch nach dem Lesen nachhallt und einen beschäftigt.
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hilde

4 Sterne
28.06.2024
Ein eindringlich geschriebener, sehr bewegender Roman
MEINE MEINUNG In ihrem ergreifenden Roman "Denk ich an Kiew" hat sich die US-amerikanische Autorin Erin Litteken mit ukrainische Wurzeln eines traurigen historischen Themas und finsteren Kapitels der ukrainischen Geschichte angenommen– dem Holodomor, einem Anfang der 1930er Jahre systematisch und gnadenlos von Stalin durchgeführten Feldzug gegen das ostukrainische Volk, der in einer beispiellosen Hungersnot und einem unfassbaren Genozid mündete. Wie Erin Litteken in ihrem ausführlichen Nachwort erläutert, haben die vielen Erzählungen ihrer ukrainischen Urgroßmutter sie zu diesem Roman inspiriert. Deren Familie aus der Westukraine musste zwar nicht selbst die damaligen Gräueltaten durchleben, dennoch wurde auch deren Leben von den damaligen Geschehnissen nachhaltig geprägt. Die Autorin hat ihren Roman in zwei einander abwechselnden Handlungssträngen angelegt, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Zum einen erleben wir die sehr eindringlich erzählte Geschichte der jungen Katja zum Anfang der 1930er Jahre in einem kleinen Dorf in der Ukraine und zum anderen den im Jahre 2004 in Illinois angesiedelten Handlungsstrang, in dem wir nach und nach mehr über Cassie, ihre Familie und vor allem ihre aus der Ukraine einst geflüchtete und nun an Demenz erkrankte Großmutter Bobby erfahren. Durch den lebendigen, ansprechenden Schreibstil und die interessanten Charaktere wird man rasch in die Geschehnisse der Gegenwart hineingezogen und folgt zugleich gebannt dem Fortgang der höchst ereignisreichen und schockierenden Geschichte in der Vergangenheit, die mich deutlich stärker fesseln und emotional bewegen konnte. Die Autorin schildert in ihrer erschütternden Geschichte um Katja sehr anschaulich und glaubhaft die Hintergründe für die systematische Ausrottung der ukrainischen Kultur und damaligen Geschehnisse rund um die Entkulakisierung und den Holodomor. Man merkt deutlich, dass sie sehr sorgfältig hierzu recherchiert hat und viele Details aus Schilderungen der Zeitzeugen in die Handlung eingebaut hat, um uns authentische Einblicke in die unvorstellbaren Zustände und das unsägliche Leid der Menschen vor Augen zu führen. Aufwühlend und nachdrücklich schildert die Autorin, wie Katja und ihre Familie in dieser so extrem menschenverachtenden Zeit ums nackte Überleben kämpfen mussten, dennoch immer wieder Stärke, Mut und Hoffnung fanden und neben all der bedrückenden Trostlosigkeit versucht haben, füreinander da zu sein und anderen zu helfen. Wir haben Anteil an grauenvollen, schonungslos geschilderten Szenen; die schockierenden Grausamkeiten, das Leid der Menschen und die unmenschlichen Zustände gehen in ihrer Intensität unter die Haut und lassen einen nicht mehr los. Schätzungsweise über 3,9 Millionen Ukrainer starben damals im Holodomor durch Krankheiten, Schwäche, Deportationen oder kaltblütigen Mord. Eindrücklich führt uns die Autorin am Beispiel von Cassies Großmutter vor Augen, dass diese traumatischen Erlebnisse die damaligen Überlebenden zeitlebens belastet haben. Zwar wurden die furchtbaren, belastenden Erinnerungen oftmals erfolgreich verdrängt und der Familie völlig verschwiegen, aber gerade im hohen Alter kommen diese unaufhaltsam und ungefiltert wieder hoch. Geschickt unterbricht die Autorin immer wieder den Handlungsstrang aus der Vergangenheit und kehrt zu den Geschehnissen in der Gegenwart zurück. Zwar ist es schon interessant mit zu verfolgen, wie die beiden Handlungsstränge miteinander verbunden sind, doch wirkte die in der Gegenwart angesiedelte Handlung um Cassie vor allem aufgrund der sehr klischeehaft umgesetzten Liebesgeschichte etwas oberflächlich, unnötig in die Länge gezogen und konnte mich leider nicht wirklich fesseln und bewegen. Die unterschiedlichen Charaktere hat die Autorin zwar ansprechend angelegt, doch für meinen Geschmack hätten diese ruhig etwas tiefgründiger ausgearbeitet werden können, so dass man sich noch besser in ihr Seelenleben hätte hineinversetzen können. Dennoch lässt vor allem die bewegende und sehr eindringlich geschilderte Lebensgeschichte von Cassies Großmutter diesen Roman trotz seiner bedrückenden Thematik zu einem fesselnden Page Turner werden, den man nicht so schnell vergisst. FAZIT Ein eindringlich geschriebener, bewegender Roman über ein dunkles und prägendes Kapitel der ukrainischen Geschichte, das weitgehend in Vergessenheit geraten ist! Trotz einiger Schwächen eine lehrreiche und sehr lesenswerte Geschichte mit einem höchst aktuellen Bezug!
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bookloving

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