Akram El-Bahays „Bücherstadt“ ist aus der Sicht des 25-jährigen Diebes Sam geschrieben, der sein Dasein als Dieb an den Nagel hängen und in der Palastwache aufgenommen werden möchte. Statt jedoch als Wache des Weißen Königs eingesetzt zu werden, findet er sich auf einmal in Paramythia, der unterirdischen Bücherstadt, wieder und soll das Tor zum geheimnisvollen Herz der Bücherstadt bewachen. Monoton und langweilig, findet Sam, der sich nicht an den Unmengen von Büchern erfreuen kann, da er nie das Lesen gelernt hat. Anders als die vermeintliche Dienerin Kani, die eine Büchernärrin ist wie ihr Vater und eines Nachts Sams Aufmerksamkeit erregt, als es einen Eindringling in Paramythia zu geben scheint. Auf einmal ist überhaupt nichts mehr monoton und langweilig…
Mit der Bibliothek der flüsternden Schatten ist ein weiteres Buch mit einer neuen, interessanten Fantasywelt dazugekommen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, da mir sofort der fantastische Schreibstil des Autors ins Auge gesprungen ist. El-Bahay versteht es, Sätze mit ungewöhnlichen, aber treffenden Metaphern zu schmücken und Umgebungen sowie Personen bildhaft zu beschreiben. Diesem Schreibstil sind mit zunehmender Seitenzahl jedoch leider viele zu ausschweifende Beschreibungen verschuldet, die nicht selten meine Konzentration gestört haben. Zudem hatte ich mit der Zeit Schwierigkeiten, Namen zuzuordnen, da meinem Gefühl nach zu viele davon auftauchen. Schon wenige Seiten später hatte ich vergessen, um wen es sich bei einer bestimmten Person handelte.
Das Buch begann sehr spannend und interessant, da man direkt in die neue Welt hineingestoßen wird. Man lernt Sam in seinem Element als Dieb kennen und erkundet mit ihm gemeinsam das erste Mal die geheimnisvolle Bücherstadt Paramythia, die so viele Straßen besitzt, dass man sich problemlos in ihr verlaufen kann. Leider nahm, wie es vielleicht auch schon angeklungen ist, meine Begeisterung für die Geschichte mit Voranschreiten der Seitenzahl leider etwas ab. Trotz reichlich vorhandener Handlung wurde ich nicht vollkommen von dem Geschehen mitgerissen, da auch Doppelungen zu anderen Büchern auftraten und bestimmte Szenen in meinen Augen zu unspektakulär gelöst wurden.
In diese Tatsache spielte mit hinein, dass die Figuren nicht vollständig zu erfassen waren und dem Leser undurchschaubar blieben. Vor allem Sam war ein eher distanzierter Charakter, der auch den Leser nur wenig an seinen Gefühlen teilhaben lässt. Aufgrund dessen war sein Verhalten für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Es war gewöhnungsbedürftig, für ihn im Prinzip aber auch passend. Da dies jedoch auch für seinen Gegenpart Kani galt, die ähnlich schwer zu greifen war, hat es der Geschichte in meinen Augen etwas geschadet. Charaktere wie Shagyra oder Hakim, die ein wenig in ihrem Verhalten herausstachen, haben das etwas ausgleichen können.
Sehr positiv hervorzuheben ist, dass die Liebesgeschichte zwischen Sam und Kani nicht im Vordergrund stand, aber dennoch immer wieder präsent ist. Dadurch gerät die Handlung jedoch zu keiner Sekunde zu stark in den Hintergrund – hier war genau die richtige Menge „Romantik“ eingebunden, ohne zu überladen zu wirken.
Fazit
Mit El-Bahays erstem Band zu seiner neuen Trilogie ist ihm ein interessanter, aber eher mittelmäßiger Auftakt gelungen, der vor allem durch seinen schönen Schreibstil und der Idee, der dieser neuen Fantasywelt zugrunde liegt, zu überzeugen weiß. Leider mischen sich ausschweifende Passagen und gewöhnliche, unzugängliche Protagonisten unter, die den Lesespaß etwas minimieren. Vielleicht überzeugen mich die kommenden Bände mehr. Ich vergebe 3,5 Sterne!