Beschreibung
Seinen Namen verdankt das Dörfchen Wall einer Mauer, die stets bewacht, das Land der Menschen vom Reich der Feen trennt. Doch alle neun Jahre ist der Durchgang frei für einen festlichen Markt. So trägt es sich zu, dass Dunstan einer Fee begegnet und aus ihrem Zusammentreffen der junge Tristran entsteht. Da die Fee als Sklavin einer Hexe ihr Dasein fristet, wächst Tristran bei seinem Vater und dessen Frau Daisy in Wall auf.
Als Tristran zu einem jungen Mann herangereift ist, verliebt er sich in das schönste Mädchen in ganz Wall, doch um die Gunst seiner angebeteten Victoria Forester zu erlangen, muss er dieser die Sternschnuppe bringen, welche ausrechnet in das Reich der Feen gefallen ist. Auf Tristran warten jede Menge Abenteuer auf seiner Reise und das ist noch nicht alles, denn es haben auch noch andere auf den wertvollen Stern abgesehen…
Meine Meinung
Neil Gaiman ist seit Jahren ein Garant für erstklassige Erzählen phantastischer Geschichten. Neben seinen »Sandman«-Comics und »Der Ozean am anderen Ende der Straße« zählt »Der Sternwanderer« (»Stardust«) zu seinen bekanntesten Werken.
Ursprünglich wurde dieses Märchen für Erwachsene als eine Komposition aus Text und Bild erdacht und erschien im Original mit den kongenialen Illustrationen von Charles Vess. In den meisten deutschen Ausgaben findet man allerdings nur den Romantext vor, so auch in der zuletzt vom Eichborn Verlag herausgebrachten Paperback-Editon. Die Verfilmung der Geschichte 2007 von Matthew Vaughn mit Charlie Cox, Claire Danes, Robert De Niro und Michelle Pfeiffer brachte zum ersten Mal eine vollständige Taschenbuchausgabe aus dem Panini Verlag auf den Markt, welche 2015 nochmals in einer wunderschönen Hardcoverausgabe erschien.
Da ich mir selbst einen Eindruck über die unterschiedlichen Versionen machen wollte, habe ich mir das neue Paperback und die Hardcoverausgabe parallel vorgenommen, welche ich nun kurz gegenüberstellen möchte. Die Übersetzung des Textes ist in beiden Fällen von Christine Strüh, somit bekommt man den gleichen Inhalt zu lesen, allerdings ist zu Beginn ein Liedtext von John Donne (1572-1631) abgedruckt, der in der Panini-Ausgabe zwar schön illustriert ist und neben der deutschen Übersetzung auch noch das englische Original abbildet, aber die Übersetzung von Werner von Koppenfels in der Eichborn-Ausgabe hat mir etwas besser gefallen. Ansonsten gewinnt allerdings die illustrierte Fassung, da das Zusammenspiel von Neil Gaimans träumerischem Text und Charles Vess detailverliebten Zeichnungen mit einer verstärkten Atmosphäre verzaubern können, die der reinen Textfassung fehlt.
Neil Gaiman siedelt seine märchenhafte Story im 19. Jahrhundert in einem kleinen Dörfchen in der Nähe Londons an und bestückt dieses antiquierte Setting neben einem heranwachsenden Galan mit allerlei Wesen, von Feen, garstigen Hexen, wunderlichen Gnomen über Sternschnuppen und Einhörner bis hin zu Luftschiffseeräubern die Blitze einfangen. Natürlich bleiben dabei die Einflüsse aus Klassikern wie Lewis Carrolls »Alice im Wunderland« oder Pamela L. Travers »Mary Poppins« nicht verborgen, der Ostwind bringt hier allerdings nicht direkt eine außergewöhnliche Nanny herbeigeweht sondern lässt eine Portion Mut über unseren Hauptprotagonisten Tristran kommen.
Das Abenteuer startet und liest sich tatsächlich wie eine fantastische Mär für Erwachsene, denn es geht ganz schön blutig und brutal zu Gange als die Jagd nach dem vom Himmel gefallenen Stern eröffnet ist. Der Stern ist nämlich keineswegs Gestein sondern eine junge Frau mit dem hübschen Namen Yvaine, die nicht nur von Tristran benötigt wird, der seinem Schwarm Victoria unbedingt imponieren will, sondern ist auch für die nach ewiger Jugend strebenden Hexengemeinschaft von größter Bedeutung.
Über die Handlung, halb Coming-of-Age-Story und halb legendäre Fantasy im Märchenformat, möchte ich gar nicht zu viele Worte verlieren, denn die spannenden sowie unterhaltsamen Abenteuer im Feenland liest man am allerbesten selbst und lässt sich von der kreativen Schöpfung Gaimans in Kombination mit den wunderschönen Illustrationen in eine andere Welt entführen.
Fazit
Genauso muss ein Märchen für Erwachsene sein: Zauberhaft von der ersten bis zur letzten Seite!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 04.05.2022