"Alice in La La Land" ist mein zehntes Buch von Kelly Oram. Da mich vor allem ihre letzten Bücher wie zum Beispiel die Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle, "If we were a movie" oder "Starburst Effect" eher enttäuscht haben, hatte ich keine großen Erwartungen an ihre neuste Geschichte. Umso überraschter war ich dann, als ich "Alice in La La Land" an einem einzigen Tag durchgesuchtet habe. Denn mit der inhaltlichen Überschneidung zu ihrer "Cinder & Ella"-Reihe, dem Setting in Los Angeles und der flott erzählten Handlung in einem super kurzen Erzählzeitraum kann sie endlich wieder an das zuckersüße Lesevergnügen ihrer ersten Bücher anknüpfen.
Die Verwandtschaft zu Cinder & Ella" kann man "Alice in La La Land" schon am Cover ansehen. Die filigranen Blumen auf dunkelrosa Grund und der gelbe Titel harmonieren super und ergeben somit einen gleichzeitig schlichten und doch verspielten Gesamteindruck, der in der Gestaltung stark an die Cover der "Cinder & Ella"-Reihe erinnert. Zwar reicht das deutsche Cover für mich nicht an das Originalcover heran, auf dem Comicversionen der beiden Hauptfiguren im "Alice in Wonderland"-Style über einer rosafarbenen Landschaft mit der Aufschrift "Kellywood" durch die Luft purzeln, insgesamt finde ich es aber dennoch schön und stimmig gestaltet. Besonders hervorheben möchte ich noch den farbigen Buchschnitt, auf dem sich das Blumenmotiv des Covers fortsetzt und das sehr gut zu dieser zuckersüßen Hollywoodromanze passt.
Erster Satz: "_Mein erster selbstgeschriebener Song ist der Hammer, und niemand außer uns dreien in diesem Raum wird ihn jemals zu hören bekommen."_
Im ersten Kapitel lernen wir ohne große Umschweife die 17jährige Alice kennen, die im ländlichen Texas von einem Leben als Rockstar träumt. Während ihre Mutter schon eine sichere Karriere für sie geplant hat, die mit der Auswahl einer Eliteuni starten soll, möchte sie nichts lieber als diesen Erwartungen zu entfliehen und mit ihren zwei besten Freunden eine Band zu gründen. Als sie in einem Streit mit ihrer Mutter erfährt, dass ihr Vater einer der größten Regisseure Hollywoods sein könnte, fasst sie einen gewagten Plan, um ihn zu treffen und, schwups, stolpert sie mitten in Kelly Orams märchenhaftes Kellywood.
Da der Großteil der Handlung nach dem kurzen Einstieg an gerade mal drei Tagen spielt, an denen Alice sich von ihrem Schulausflug wegstiehlt, LA unsicher macht, Partys besucht, Filmsets crasht, sich auf eine Premiere schmuggelt, Promis trifft, ihren Vater kennenlernt und sich verliebt, fliegt man geradezu durch die Seiten und ist traurig, wenn es nach 500 Seiten schon endet.
Das liegt auch an Kelly Oram Art zu Schreiben. Die Autorin hat sich im Young Adult Genre für mich schon immer mit ihrem humorvollen und spritzigen Schreibstil hervorgetan. Auch hier kann sie mit flotten Dialogen, viel Witz und Gefühl punkten und schafft so den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und realen Themen. So erzählt sie nebenbei von schwierigen Beziehungen zu den Eltern, Selbstbestimmung, Erwachsenwerden, dem Verfolgen der eigenen Träume, Freundschaft, Grenzen und erster Liebe.
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"Aber sie versteht einfach nicht, dass es im Leben um mehr geht als darum, wer am meisten Geld verdient. Was nutzt einem ein schönes Haus, ein schickes Auto oder was auch immer einem ein Anwalt zu sein einbringt, wenn man seine Arbeit hasst und die Person unterdrückt, die man im Inneren ist?”
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LA als Schauplatz passt dabei ganz wunderbar zur märchenhaften Atmosphäre, in der Kunst wie immer eine wichtige Rolle spielt - diesmal durch Dylans Schauspielerei und Fotografie und Alices Traum Musikerin zu werden. Die von der Autorin auch im Titel aufgegriffenen Motive - "Alice im Wunderland" und das Musical "La La Land" - werden dabei immer wieder auf kreative Weise in die Handlung eingebunden, sodass eine Art Rom-Com-Parallelwelt entsteht, in der alles möglich scheint und aus der man am liebsten gar nicht mehr auftauchen würde.
Genau wie in den meisten ihrer anderen Romanen hat sich Kelly Oram hier wieder dafür entschieden, abwechselnd aus der Sicht ihrer beiden Hauptfiguren zu erzählen. So erhalten wir einen guten Überblick über ihren Alltag, ihre Leidenschaft und ähnliche Konflikte, bevor sie zum ersten Mal aufeinandertreffen und können ihnen auch danach aus erster Hand beim Verlieben zusehen. Durch den recht kurzen Erzählzeitraum, in dem zusätzlich noch sehr viel passiert, können sowohl Alice als auch Dylan allerdings nur kurz vorgestellt werden. Auch wenn mir beide sehr ans Herz gewachsen sind, hätte etwas mehr Tiefe ihnen nicht schaden können - aus diesem Grund auch der Abzug von einem Stern. Sehr gefreut hat mich allerdings, dass wir hier durch die Überschneidung zu "Cinder & Ella" Brian und Ella wiedersehen und einige Blicke auf ihr Happy End erhaschen können. Auch Kyle Hamilton aus "V is for Virgin"-Reihe hat einen kurzen Gastauftritt. Für Fans der Autorin und dieser beiden Reihen ist "Alice in La La Land" also ein Muss!
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Fazit:*
"Alice in La La Land" ist für mich seit "Cinder & Ella" das beste Buch von Kelly Oram. Dank der zuckersüßen Märchenatmosphäre, des flotten Erzähltempos, der lockeren Dialogen und den liebenswerten Figuren fliegt man geradezu durch die Seiten und ist traurig, wenn es nach 500 Seiten schon endet.