„Er wirkte wie ein Klischee. Lederjacke, schlechter Ruf und arrogantes Verhalten. Aber etwas sagte mir, dass er das nicht war. Nicht der wahre Max.“ (Norah über Max in Still broken)
Worum geht’s?
Norah ist frisch am College angekommen und hat nur ein Ziel: Journalistin werden. Neben dem ganzen Lernen und Arbeiten hat sie wenig Interesse am Studentenleben, auch, da ihr noch die Trennung von ihrer Jugendliebe in den Knochen hängt. Doch dann lernt sie den Bad-Boy Max kennen, der sie zugleich fasziniert aber auch aufregt und ihr ein Gefühl gibt, was sie lange nicht hatte. Doch dann passiert eine Katastrophe nach der anderen und Norah bekommt immer mehr das Gefühl, dass Max etwas verheimlicht. Und dann ist er plötzlich verschwunden…
Schreibstil / Gestaltung
Das Buch besteht grob aus zwei Teilen, die ersten 60% spielen am College, die letzten 40% drei bzw fünf Jahre später. Während der Collegeteil ausschließlich aus Norahs Sicht geschrieben ist, kommt später auch Max‘ Sicht dazu und für ein Kapitel sogar noch jemand weiteres. Bei dem zweiten Teil des Buches springen die Zeitangaben teilweise vor und zurück, der erste Teil ist chronologisch mit kleineren Zeitsprüngen.
Der Schreibstil ist leicht und locker, kurze Sätze, easy to read. Er passt zu dem jungen Alter der Protagonisten. Man findet schnell ins Buch und das Buch lässt sich angenehm auch über mehrere Seiten auf einmal lesen.
Einer der Hauptgründe für meine Entscheidung, das Buch lesen zu wollen, war das wunderschöne Cover. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass es nichts mit der Geschichte zu tun hat und auch das Titel „Still broken“ für mich eigentlich nicht zum Buch passt.
Mein Fazit
Ich habe Still broken an zwei Tagen durchgelesen. Leider konnte mich das Buch nicht so sehr fesseln, wie ich es gerne hätte und ich war mehr als einmal versucht, das Buch abzubrechen.
Die Geschichte geht sehr schnell los, Norah und Max lernen sich sehr schnell kennen und verhalten sich für meinen Geschmack auch zu unrealistisch. Das Buch hat relativ wenig Tiefgang und nur einen geringen Spannungsbogen im ersten Teil, im zweiten Teil ist der Spannungsbogen zwar höher, aber für mich komplett unrealistisch und unpassend, auch das Verhalten der beiden ergibt für mich teilweise wenig Sinn. Bereits im ersten Teil wird geteasert, dass Max ein Geheimnis hat und man erhält nach einem Gespräch auch eine Vermutung, in welche Richtung es gehen könnte. Im zweiten Teil wird es dann endlich aufgelöst, aber was soll ich sagen? Die Auflösung empfand ich als sehr mau und fast schon an den Haaren herbeigezogen, fast krampfhaft . Der Romantikanteil am Buch ist relativ hoch und auch wirklich sehr süß und schön gestaltet, wirkt aber auch viel zu künstlich und klischeehaft.
Ich bin selten ein Mensch, der sagt „dieses Buch hätte zwei Teile haben sollen“, weil es oftmals nicht so ist. Hier wäre es aber sinnvoll gewesen, den ersten Teil weiter auszudehnen und der Entwicklung von Norah und Max mehr Raum zu geben, damit alles nicht so überstürzt wirkt. Den zweiten Teil des Buches hätte man als Band 2 machen können und dann auch mehr Entwicklung aufzeigen können, vor allem im Verhältnis Norah und Max.
Insgesamt wirkte das Buch sehr zusammengewürfelt. Es gibt Bausteine, die meiner Meinung nach nicht zusammenpassen, die überzogen sind oder einfach verzweifelt wirken. Die Geschichte ist ganz nett zu lesen, aber auch nicht mehr. Es mangelt an einem roten Faden, die meisten Teile wirken sehr sprunghaft und insbesondere der zweite Teil des Buches wirkt, als sei er aus Verzweiflung an einem würdigen Abschluss entstanden.
es folgen im weiteren mögliche Spoiler
Zwischenzeitlich wollte ich das Buch zwei, drei Mal weglegen, weil mich die Story einfach nicht gecatcht hatte. Es gab viele Punkte, die für mich random wirkten, etwa die Obsession von Aaron, der unbedingt Norah noch vergewaltigen will, der Tod von Brooke, Lydia die plötzlich zum FBI geht, die Punkte, dass Norah ausgerechnet die Mafia- und Vermisstenstorys machen sollte. Natürlich hatten alle Punkte ihre Gründe in der Story (Aaron muss von Max verprügelt werden, Lydia rettet am Ende alle, Norah findet die nötigen Hinweise zu Max‘ Geheimnis), aber es wirkte alles so zufällig und willkürlich. Es ist, als hätte die Autorin zwischendurch gewürfelt „was passiert als nächstes“ und dann kam dabei sowas heraus.
Am kuriosesten fand ich aber wirklich die Story um Max und den Mafiaboss. Jemand jagt jahrelang diesen Jungen, weil er bei einem Unfall den Mafiasohn getötet hat, tötet sogar die Eltern des Jungen und jagt trotzdem weiter? Das habe ich selbst in den besten Dark Romance Storys so nicht gefunden. Man dürfte denken, dass der gute Mafiaboss genug zu tun hat nach all den Jahren. Als dann noch die Bombe platzt, dass Max eigentlich sein Sohn ist, interessiert das den Mafiaboss aber auch nicht, weil Auge um Auge. Dass er damit dann zwar zwei Söhne verliert, kommt natürlich nicht zur Sprache. Ich bin ein großer Fan von Mafiastorys und gut eingebunden hätte mich Max‘ Geheimnis ja durchaus überzeugen können, aber dann bitte etwas in die Richtung „Max hat Mafiaboss beobachtet und gegen ihn ausgesagt“ oder so. Außerdem passt Max‘ Herumtreiberei auf dem Campus nicht zu seiner permanenten Angst, gefunden zu werden. Meiner Meinung nach würde er unterm Radar bleiben und nicht zur Brown-University-Berühmtheit durch seine Bettgeschichten werden wollen.
Der zweite Teil mit Norah, die alles erreicht hat, dann doch wieder halbherzig Drew datet und dann durch eine Story Max aka Austin wiederfindet, wirkt konstruiert und hier mangelt es vor allem am Zwiespalt: Norah leidet seit Jahren (wie wir dank Clark und den Tagebüchern erfahren) wegen Max‘ Weggang, jetzt ist er wieder da und sie ist sofort wieder Feuer und Flamme. Zumindest ein paar Seiten Hin-und-Her hätten der Geschichte gut getan.
Denn wie beim ganzen Buch gilt auch hier: Zu schnell, zu viel.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]