Meine Meinung
Da Emma Scott mich bisher mit jedem ihrer Bücher absolut überzeugen konnte, konnte ich es gar nicht abwarten, endlich was neues von ihr zu lesen. Kaum gekauft habe ich es auch direkt begonnen und hatte ganz hohe Erwartungen. Das Cover gefällt mir unheimlich gut und ich freue mich schon riesig darauf, es neben den zwei kommenden Teilen in meinem Regal stehen zu sehen.
Miller und Violet lernen sich kennen, als Millers Leben kaum schlechter laufen könnte. Doch Violet rettet ihm wortwörtlich das Leben und seitdem sind die beiden unzertrennlich. Was nur niemand weiß: Miller ist unheimlich in seine beste Freundin verliebt, möchte die Freundschaft aber nicht aufs Spiel setzen. Und so verarbeitet er seine Gefühle in Liebesliedern, während Violet wie blind für seine Liebe ist. Aber wie lange kann Miller es noch aushalten und wann kann Violet sich endlich ihre eigenen Gefühle eingestehen?
Violet ist einer wohlhabenden Familie aufgewachsen und es hat ihr bisher nie an etwas gefehlt. Bis ihre Eltern plötzlich anfangen, sich nur noch zu streiten und sie dabei immer wieder in Vergessenheit gerät. Mit jedem weiteren Streit bricht Violets Herz immer ein Stückchen mehr, bis sie der Liebe vollkommen abgeschworen hat. Sie hat andere Pläne in ihrem Leben: gute Noten schreiben und Praktika machen, damit sie ihrem Plan, Medizin zu studieren ein Stück näher kommt. Es ist ihr großer Traum, mit ihrem Job Menschen helfen zu können, denn auch schon jetzt stellt sie stets das Wohl anderer über ihr eigenes. Sie ist liebenswert, zuvorkommend, hilfsbereit und immer da, wenn man Probleme hat. Ich hatte sie echt gern und habe sie super schnell in mein Herz schließen können, auch wenn ich sie manchmal gerne „wach“ gerüttelt hätte.
Miller ist im Gegensatz zu Violet in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater hat die Familie verlassen, weswegen seine Mutter mehrere Jobs annehmen musste und Miller dabei immer wieder auf sich alleine stellt. Also hat er schon früh gelernt, niemandem zu vertrauen und alleine zurecht zukommen – bis er Violet trifft, die seine Welt absolut auf den Kopf stellt. Er ist zu froh, jemanden wie sie kennengelernt zu haben, jemanden, der immer für ihn da ist, weswegen er seine romantischen Gefühle ihr gegenüber auch niemals zu geben würde. Trotzdem zerfressen diese Gefühle ihn, weswegen er immer wieder auf Distanz zu Violet geht. Auch Miller fand ich ganz süß, auch wenn er mich oft aufgeregt hat. Ich kann verstehen, dass er seine Freundschaft zu Violet nicht kaputt machen wollte, aber die Art, wie er seine Gefühle verschwiegen hat, war teilweise etwas anstrengend. Ständig ist er eifersüchtig und gerät in Diskussionen mit Violet, obwohl er dazu eigentlich gar kein Recht hat. Fand ich schade.
Was ich auch schade fand, war der Umgang mit den Nebencharakteren, denn es wirkte immer wieder so, als hätte die Autorin ihre Existenz teilweise vergessen. Zum Beispiel die gemeinsame beste Freundin von Miller und Violet, Shiloh. Sie taucht zwar hin und wieder auf und wird zwischendurch mal zu bestimmten Themen was gefragt, aber dann taucht sie wieder komplett unter. Oder die beiden Lost Boys Holden und Ronan. Zum Ende des Buches erzählt Shiloh Violet noch, dass sie sich Sorgen um Ronan macht, das wird aber komplett ignoriert. Ich weiß, dass die beiden Lost Boys noch ihre eigenen Reihenteile erhalten werden, aber trotzdem fand ich es hier etwas komisch. (view spoiler)
Der Roman ist in der Ich-Form aus wechselnden Perspektiven von Miller und Violet verfasst worden. Der Roman beginnt, als die beiden dreizehn Jahre alt sind und wir begleiten sie mit kleinen Zeitsprüngen bis zum jungen Erwachsenenalter. Ich fand es so sehr schön, da wir die tiefe Freundschaft und die Entwicklungen zwischen den beiden so direkt miterleben konnten. Und auch der Schreibstil war schön angenehm und gut zu lesen, aber das kenne ich von der Autorin ja auch nicht anders.
Aber kommen wir endlich zur Handlung, von der ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht wurde.
Ich kann nämlich jetzt, ein paar Tage nach Beenden des Buches, kaum noch erzählen, was auf 511 Seiten passiert ist, weil so vieles davon einfach nicht hängen geblieben ist. Wir begleiten die Protagonisten einfach dabei, wie sie beste Freunde werden, sich annähern, sich weiter voneinander entfernen und erwachsen werden. An sich eigentlich ganz schön und ich habe es beim Lesen auch eigentlich noch genossen, aber rückblickend ist mir zu wenig passiert. Die Protagonisten drehen sich viel im Kreis, es gibt nichts, worauf die Geschichte hinzuarbeiten scheint und so wird es leider ziemlich langweilig.
Besonders enttäuscht hat mich dabei noch der Cut etwa 100 Seiten vorm Schluss. Es scheint sich alles zu fügen, Handlungsstränge werden abgeschlossen, es scheint alles gut zu laufen und es wirkt so, als wäre es nun das Ende – obwohl noch 100 Seiten kommen! Ich hätte auch schon an dieser Stelle mit diesem Buch abschließen können, aber es kommt noch ein wenig Drama, was nicht hätte sein müssen und was sich leider auch wieder ziemlich zieht. Ich war gedanklich wirklich schon durch mit dem Buch, weswegen es mich vermutlich einfach nicht sehr packen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte.
Und das kann ich leider über das ganze Buch sagen: es hat mich emotional einfach nicht erreicht. Und das, obwohl die Themen wirklich super interessant, wichtig und spannend gewesen sind! Die Autorin arbeitet hier ein paar verschiedene Dinge ab, die sich wunderbar in die Geschichte eingefügt haben und die ich eigentlich auch sehr interessant fand. Lest euch auf jeden Fall die Trigger-Warnung durch, wenn ihr euch bestimmte Themen triggern! Aber so spannend es auch war und so wichtig die Themen auch sind: es hat mich nicht berührt.
Fazit
Eigentlich hätte es so ein schönes Buch sein können, doch leider hat es mich sehr enttäuscht. Die Protagonisten haben mir ganz gut gefallen, aber mir fehlte noch etwas zwischen ihnen. Und auch die Handlung hatte so viel Potential, mich emotional wirklich mitzureißen, aber leider fand ich es teilweise wirklich langweilig. Ich weiß nicht, ob es der falsche Moment für das Buch war und ich werde die nächsten Teile auf jeden Fall noch lesen, aber jetzt gerade bin ich leider nur enttäuscht.