Zur Info: Dies ist der erste Band der LOST-BOYS-Trilogie, wobei ihr die Bände, wenn ihr denn wollt, auch unabhängig voneinander lesen könnt.
Klappentext:
Miller Stratton ist in bitterer Armut aufgewachsen und hofft, sich mit seinem außergewöhnlichen Musiktalent ein besseres Leben aufbauen zu können. Doch auch wenn der Erfolg zum Greifen nah ist, so scheint ihm eines verwehrt zu bleiben: Violet, das Mädchen in all seinen Love Songs. Sie ist die Eine für ihn, war es schon seit dem schicksalhaften Tag, als sie ihm mit dreizehn Jahren das Leben rettete. Jeder weiß das, außer Violet selbst, die sich mit aller Macht gegen die Gefühle für ihren besten Freund stemmt. Denn sie sieht jeden Tag bei ihren Eltern, was passiert, wenn die Liebe scheitert. Aber wie lange kann sie ihm bei seinem Aufstieg zum Ruhm zusehen, ohne sich einzugestehen, dass auch ihr Herz schon immer nur ihm gehört hat?
Schreibstil:
Wie die Geschichte an sich, ist auch der Schreibstil in diesem Buch nicht ganz so aufgeladen wie sonst. Emma Scott hält sich aber auch sonst schon ziemlich mit dramatischen Sprüchen zurück und lässt ihre Figuren sprechen. Genauso ist es eigentlich auch hier, nur, dass die Figuren an sich nicht in solch dramatischen Situationen stecken und sie allgemein noch recht jung sind (am Anfang gerade Teenager, am Ende noch nicht einmal Mitte zwanzig). Somit passte der Schreibstil perfekt zu dieser Geschichte. Denn in erster Linie schreibt Emma Scott einfach wunderbar gefühlvoll, lässt Worte mit Aktionen tanzen, bringt Tiefe in jeden Satz und schafft es, dass wir Leser vollkommen in die Figuren eintauchen. Dazu dann die Lovesongs, die immer wieder aussprechen, was die Figuren zurückhalten. Loved it!
Meine Meinung:
Zu Anfang der Geschichte lernt man gleich beide Figuren in kürzester Zeit kennen: Violet, die in ihrem hübschen Zimmer, in dem großen Haus ganz allein an ihrem Geburtstag sitzt und ihren Eltern beim Streiten zuhört und Miller, der orientierungslos und verwahrlost, dazu ausgehungert in ihren Garten stolpert. Man könnte sagen, es ist ein modernes Märchen als Miller am Spalier hinauf in ihr Zimmer klettert.
Vom ersten Moment an habe ich beide Protagonisten geliebt. Besonders in ihrem Miteinander konnten sie zeigen, wie sie wirklich sind: Violet mitfühlend, umsorgend und sehr überlegt (auch im Hinblick auf weitere Schritte) und Miller vorsichtig, aber auch umsichtig, auf das Wohl von Violet bedacht und unfassbar stark, denn er klagt nicht. Es treffen also zwei Protagonisten aufeinander, die sich aufopferungsvoll um den jeweils anderen kümmern. Und genau das ist eigentlich der Kern der Geschichte, denn wann denkt man an sein eigenes Wohl, wenn man immer nur auf das des anderen bedacht ist?
Erst einmal lernen sich die beiden aber kennen und das ganz ohne Vorurteile, falsche Tricks oder ähnliches. Die beiden sind ehrlich zueinander, entwickeln eine Freundschaft, die wahrhaftig ist und in der die beiden jeweils jemanden finden, dem sie alles anvertrauen können. Bei Miller braucht es zu diesem letzten Punkt noch einen kleinen Schritt, denn im Gegenteil zu Violet, verschweigt er zunächst seine Herkunft. Als dann alles rauskam, war ich zu Tränen gerührt und war genau wie Violet von Miller beeindruckt. Mit 13 schon solch ein Gewicht auf den Schultern ist einfach wahnsinnig und sollte eigentlich nicht sein müssen.
Die Geschichte nimmt dann zunächst in dieser Zeitetappe ihren Lauf. Es geschieht aber schon hier etwas, dass den ganzen Verlauf der Geschichte beeinflusst, weil es eine große Veränderung für Miller bedeutet. Ich war schon hier voll dabei und habe mich einfach mitziehen lassen. Kein Gedanke daran, zwischenzeitlich das Buch wegzulegen, wollte in mir aufkommen. Ich habe gelesen und gelesen, geweint, mitgefiebert, wahnsinnig viel gefühlt und wollte einfach nur wissen, ob die beiden ein glückliches Ende bekommen (denn das ist bei Emma Scott nicht unbedingt immer gegeben, was ich ganz cool finde, weil man die Geschichte so mit anderen Augen liest. Man weiß eben nicht, ob am Ende alles gut wird.).
Irgendwann folgt dann ein Zeitsprung, der die beiden vier Jahre später handeln lässt. Das fand ich sehr gut gemacht, weil diese enge, vertrauensvolle Freundschaft nicht in Tagen, sondern in Jahren entsteht. Dadurch, dass wir Leser den Ursprung der Freundschaft und die darauf aufbauende Basis mitbekommen haben, ist auch später viel verständlicher, wie die beiden zueinander stehen und wie tief ihre Freundschaft ist. Als fast 18-Jährige ist aber natürlich nichts mehr so einfach, denn die Highschool brettert dazwischen. Ich persönlich bin ja mehr als froh, die Schule hinter mir zu haben. Ich finde, es gibt keinen schrecklicheren Ort, denn nirgendwo sonst wird man mit so vielen Vorurteilen konfrontiert, begegnet so viel Hass und Ungerechtigkeit (jedenfalls nicht im Alltag) und ist der Meinung anderer vollkommen ausgesetzt.
Um zurück zum Märchen zu kommen – die Kurzfassung: Violet ist beliebt und Miller nicht. Und das ist eindeutig ein Problem an einer Highschool und führt dazu, dass die beiden ziemlich um ihre Freundschaft kämpfen müssen. Ich hatte erst richtig Angst, dass Violet Miller nun fallen lassen würde. Dass ihr anderes dazwischen kommt und ein klein wenig ist das auch so. Aber der Ursprung liegt eigentlich in ihrer Verliebtheit in den Star-Footballer – quasi das Erste, was sie damals zu Miller sagte. Beide wissen also, was los ist und Miller akzeptiert es so halb. Allerdings stellt sich langsam die Frage, ob die Verliebtheit einer 13-Jährigen in einen unerreichbaren Kerl überhaupt realistisch und echt ist. Und dann kommt auch wieder die Problematik auf, dass die beiden, Miller und Violet, viel zu sehr an den anderen denken und zu wenig an sich selbst. Aber gut, dass kommt gleich noch ausführlicher.
Erst einmal fand ich es wundervoll, dass Violet trotz neuer Freunde und Beliebtheit Miller gegenüber nicht anders wird. Sie schätzt ihn, weiß um seine Stärken, will ihn stets unterstützen und versucht eigentlich, ihn in ihren Freundeskreis zu integrieren. Es gibt aber Leichteres und so hakt es einige Zeit in diesem Punkt ein wenig. Das fand ich aber nur realistisch und hat die Geschichte auch in Bewegung gehalten. Zudem hätte Miller sonst wohl nie seine Freunde Ronan und Holden kennengelernt, die einfach nur mega liebenswert waren (ich hoffe, die nächsten Bücher handeln von ihnen).
Die Geschichte nimmt dann langsam noch mehr und mehr Fahrt auf, das mit den Gefühlen wird immer komplexer und schwieriger für die beiden und auch das Leben der beiden verändert sich. Violet muss um ihre Zukunft fürchten, muss erkennen, wer Freund und wer Feind ist und zeigt allgemein, dass sie einfach nur wundervoll ist. Sie nimmt niemanden etwas Übel, sieht immer das Beste in den Menschen und trägt das Leid der anderen bereitwillig auf ihren Schultern.
Miller dagegen bekommt Zuhause mehr und mehr Probleme und muss sich fragen, ob es überhaupt eine Zukunft gibt.
Begleitet wird all das von Millers Musik – etwas woran Violet immer geglaubt hat und Miller auch mehr und mehr dran glaubt. Die Musiker sind mir ja immer die liebsten, weil sie so gefühlvoll sind und eine Tiefe mit sich bringen, die einem klischeehaften Footballer zumeist fehlt. So sind die Lovesongs es schließlich, die die Geschichte verändern und damit die ganze Welt der beiden.
Es war einfach nur grandios gemacht. Ich habe all das Leid der beiden (vor allem Millers) hingenommen, weil ich mich auf den nächsten guten Moment gefreut habe und weil ich genau wie Violet an Miller geglaubt habe.
Die Geschichte hat was von einem Märchen, von der Erzählung vom Tellerwäscher zum Millionär vielleicht auch und doch ist sie etwas ganz Eigenes. Aufgeladen mit einer Liebesgeschichte, die besonders am Ende zeigt, wie einmalig und festgeschrieben sie ist. Das Vertrauen, dass man beim Lesen in die beiden und ihre gemeinsame Beziehung bekommt, wird nie zerstört oder in Frage gestellt, es gerät nur manchmal ins Wanken und genau das ist es wohl, was die Geschichte so angenehm zu lesen macht. Es gibt viele Hochs und Tiefs, die Spannung ist da, aber es wird nichts überaus dramatisch aufgebauscht. Und so passt das Ende dann auch perfekt.
3 Gründe, weshalb du dieses Buch lesen solltet:
Du willst eine Liebesgeschichte à la „aus Freundschaft wird Liebe“ lesen, die euch überrascht, erfrischt und einfach ganz anders ist.
Du willst Protagonisten, die einfach wundervoll sind, dich in die Tiefe ihrer Gefühlswelt ziehen und bei denen auch im Hintergrund nicht alles Friede Freude Eierkuchen ist.
Du willst ein Buch lesen, dass dich von Anfang bis Ende begeistert, nicht mehr loslässt und dich manchmal auch zu Tränen rührt.
Fazit:
Ich habe diese Geschichte geliebt. Die Protagonisten sind einfach nur toll (inklusive Nebenprotagonisten). Da waren die Gefühle, die Tragik, die unerschüttliche Liebe und die Lovesongs, die allem noch mehr Bedeutung verleihen. Und gleichzeitig war die Geschichte seichter, nicht so tragisch, wie ich es von Emma Scott gewöhnt bin. Das war mal eine ganz schöne Abwechslung und hat definitiv auch funktioniert. Und endlich habe ich eine Geschichte, in der aus Freundschaft Liebe wird, die ich über alles Liebe, weil die Klischees nicht so sehr herausgestellt werden. Es gibt einfach noch zu viel anderes berührendes in diesem Buch.
5 von 5 Sterne von mir.