Hervorheben muss ich unbedingt, dass sich dieses Buch so flüssig liest und so fesselnd ist, dass ich es gar nicht aus der Hand legen konnte!
Sehr eindrücklich wird das schlimme Schicksal, das die drei Protagonisten Raquel, Rosetta und Rocco nach Argentinien treibt, geschildert. Ich fühlte sehr mit ihnen, vor allem mit den zwei Frauen, die, nur aufgrund ihres Geschlechtes weniger Wert zu sein scheinen und nur für Eines zu gebrauchen: den (be)herrschenden Männern zur Verfügung stehen müssen. Zu der damaligen Zeit so üblich und schon mit der Geburt war mit der Herkunft das Leben vorgezeichnet: Unterdrückter oder Beherrscher. Und „frau“ wird bestraft, weil sie sich dagegen wehrt… und nur das fordert, was ihr eigentlich zustehen würde. Eine schreiende Ungerechtigkeit.
Sehr interessant und erschütternd finde ich die Information zu Zwi Migdal. Anfänglich glaubte ich wirklich noch, dass diese Organisation etwas Gutes will. Vielleicht auch weil sie jüdischen Ursprungs war.
Alle drei haben es in dem Land ihrer Hoffnung nicht leicht.
Rosette wird per Strafbefehl gesucht, weil sie sich gegen den Baron, der sie betrogen hat, zur Wehr setzte. Sehr deutlich wird hierbei wieder, das nicht Recht Recht ist, sondern der Recht hat, der in höherer Position ist und Geld hat. Mittels Rocco kann Rosetta die Flucht gelingen – die kurze Begegnung reicht für das Verzaubern beider und die Suche beider zueinander wird ein Schwerpunkt dieses Romans werden.
Raquel, als Kind bzw. Heranwachsende wird am Schlimmsten mit der grausamen Wirklichkeit konfrontiert – das die Organisation die junge Mädchen in Osteuropa einsammelte, nicht Gutes beabsichtigt: sondern sie zur Arbeit als Prostituierte zwingt (die fast einzige Arbeit für die Vielzahl der Frauen vor Ort um zu Überleben).
Rosetta und Raquel haben nie wirklich eine Chance – bzw. sorgt ihre aufrichtige Art mit der sie sich für andere einsetzen für Probleme. Sie wählen nicht den Weg des geringsten Widerstandes bzw. schauen weg. Nein – obwohl es ihnen nur Nachteile bringt, kämpfen sie noch für andere. Das zeigt wahre Größe und ich habe große Achtung vor beiden. Und das sie trotz aller widrigen Umstände ihren Lebensmut nicht verlieren, obwohl es sehr oft aussichtlos scheint. Rocco handelt ähnlich gerecht und aufrichtig, was auch ihm die eine oder andere Schwierigkeit einbringt.
Die gesamte Situation der Einwanderer ist mehr als schlecht. Die Frauen haben kaum die Chance für ehrliche Arbeit, als letzte Lösung bleibt die Prostitution, ob nun als Gefangene oder freiwillig. Die Männer könnten – gerade im Hafen - noch Arbeit finden, doch auch hier sind die Umstände menschenunwürdig und Ausbeutung. Man braucht schon viel Durchhaltevermögen, Stärke und vermutlich auch Glück, um hier nicht unterzugehen. Der Traum vom besseren Leben in der neuen Welt ist sehr rasch ausgeträumt!
Immer wenn ich dachte, es kann für die Hauptfiguren nicht mehr schlimmer kommen, gab es wieder einen herben Schlag, von dem sie sich jedoch nicht unterkriegen haben lassen. Ich bin erstaunt über ihre Kraft, jeden neuen Schicksalsschlag zu überstehen und daraus sogar noch neue Kraft zu schöpfen. Alle drei kämpften auf ihre Weise – und aus ihrer Überzeugung. Rosetta als „Bürgermeisterin der Frauen“. Rocco als Unbestechlicher, der seinen Weg geht, seinen Traum der Verlademaschine verwirklicht und sich letztendlich durch seine Haltung sogar den Respekt des verhassten Mafia-Boss Tony gewinnt. Und die „kleine“ Raquel, die über sich hinauswächst und von allen unterschätzt wird, die sich zäh durchbeißt, ihren einzigen Ausweg zur Erfüllung ihres Traumes darin sieht, ein Junge zu werden und sich im Schreiben entfaltet.
Ich habe bisher noch kein Buch von Luca Di Fulvio gelesen, aber dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren als auch die Handlung sind sowohl gut durchdacht als auch treffend beschrieben. Ich konnte mich immer sehr gut ein denken und habe mit ihnen gelitten und gebangt. Dieses Buch hat mich sehr berührt und es bleibt für mich als krönender Abschluss der Gedanke, niemals seine Hoffnung und Träume aufzugeben, egal wie widrig die Umstände gerade sind – und nicht zu vergessen: Ein Miteinander, statt Gegeneinander kann vieles bewirken. Rosetta, Raquel und Rocco haben dies getan, sind ihren Weg gegangen und haben ihr Glück mehr als verdient.
Für mich gibt es deshalb für dieses Buch eine klare Leseempfehlung!