Innerhalb eines Augenblicks sterben mehrere Tausend Menschen. Ein Verbrechen erschüttert in Marie Graßhoffs ›Der dunkle Schwarm‹ die Welt, das eigentlich unmöglich sein sollte. Die Menschen eines ganzen Hives, die über ihre Implantate miteinander verbunden sind, finden den Tod.
Doch ebenso groß wie der Schock über dieses Verbrechen ist die Ratlosigkeit. Die Implantate verfügten über eine Vorrichtung, die so etwas unmöglich machen sollte.
Doch nicht nur das Wie und das Wer hinter der Tat sind ungeklärt, auch das Warum bereitet den Menschen Kopfzerbrechen.
Auch die junge Atlas, deren Fähigkeiten einzigartig sind, macht der Fall neugierig. Umso passender also scheint es, dass ihr der Bruder eines der Opfer, Noah, einen Auftrag anbietet. Die Aufklärung des Falls für so viel Geld, das Atlas davon sorgenfrei leben könnte.
»Kurz bevor ich sterbe, sehe ich die Sterne. Ihre Konstellation auf dunklem Grund verschiebt sich. Als sie ihre Positionen eingenommen haben, erfüllt ihr Licht mein ganzes Sichtfeld.«
Doch je mehr Atlas sich auf die Suche nach Antworten begibt, auf desto mehr Fragen stößt sie. Bei der Beerdigung von Noahs Schwester wird klar, dass es sich in einem weiteren Bereich um eine ungewöhnliche Tat handelt. Die Gäste benehmen sich seltsam. Und je tiefer Atlas in ihren Köpfen und Erinnerungen nach Antworten sucht, desto mehr verstärkt sich dieser Eindruck.
Wer hat all diese Menschen durch ein unmögliches Verbrechen getötet? Atlas ahnt schnell, dass dahinter etwas Großes stecken muss. Etwas Großes und etwas äußerst Gefährliches. Bald muss sich Atlas mit einer ganz anderen Frage auseinandersetzen. Wie weit ist sie bereit zu gehen, um das Rätsel zu lösen?
»Und manchmal träume ich, ich wäre diejenige, die die Sterne richtet. Diejenige, die den Untergang vorbereitet und sich gut dabei fühlt.
Ich weiß nur nicht, warum.
Ich weiß es nicht.«
›Der dunkle Schwarm‹ hat Ähnlichkeit mit einer Art Cyber-Krimi. Ein Verbrechen steht im Vordergrund, dessen Aufklärung der Protagonistin alles abverlangt. Nach und nach werden dabei Atlas‘ Vergangenheit und die Welt, in der sie lebt, sichtbar. Nur die wenigsten können es sich leisten, an der oberen Ebene zu leben, an der es Tageslicht gibt. Viele fristen ihr Dasein im Sub-Level, wo die Lebensbedingungen verheerend sind. Viele Kinder ereilt an ihrem 18. Lebensjahr das Schicksal, als Minenarbeiter auf den Mars geschickt zu werden. Unter Lebensgefahr arbeiten sie dort mehrere Jahre, um sich ein Implantat finanzieren zu können.
Große Konzerne haben die Macht und bekämpfen sich gegenseitig. Heftige Einschnitte haben aufgrund der Klimaschäden die Welt verändert. In diesem dystopischen Szenario, das von Androiden bevölkert wird und Bienen nur noch im Orbit existieren, ist Gerechtigkeit ein Wort geworden, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat.
»In vielen Bereichen des Sub-Levels war es zu jeder Tageszeit still. Im Gegensatz zu den belebten Straßen der oberen Stadtebenen waren die Menschen, die hier lebten, Geister.«
›Der dunkle Schwarm‹ zeigt eine dystopische Welt der Zukunft, in der die wenigsten ein glückliches Leben erwartet. Ursprünglich war die Geschichte eine Audible-Original-Produktion, die nun endlich auch in Buchform vorliegt.
Mir persönlich hat Graßhoffs ›Neon Birds‹-Trilogie besser gefallen als ›Der dunkle Schwarm‹. Beide sind dem Genre Science Fiction zugeordnet, doch sind mir viele Charaktere in ›Der dunkle Schwarm‹ zu blass geblieben, vor allem Noah. Während in der ›Neon Birds‹-Trilogie oftmals Elemente des Menschlichen im Vordergrund standen, sind dies bei ›Der dunkle Schwarm‹ eher Science Fiction und das unmögliche Verbrechen. Auch die Cover der Bände der Trilogie haben mir weit besser gefallen, aber das ist im Grunde natürlich Nebensache. Ich werde definitiv eine Leserin von Graßhoff bleiben.
Wer mehr von der Autorin lesen will, kann gerne mal einen Blick in die ›Neon Birds‹-Trilogie – ›Neon Birds‹, ›Cyber Trips‹ und ›Beta Hearts‹ – werfen.