Meine Meinung
»Starburst Effect« ist mein fünftes Buch von Kelly Oram und da die vier vorangegangenen mich jedes Mal restlos überzeugt haben, habe ich mich riesig auf dieses Buch gefreut. Der Klappentext klang sooo gut und ich habe mich gefreut, eine langsame, aber tiefgründige Umwandlung in Noahs Denken mitzuverfolgen. Tja, was soll ich sagen? Das ist leider so gar nicht, was im Buch passiert.
Lily Rosemont hat es nicht leicht. Ihre Eltern lassen sich scheiden, und in der Schule wird sie gemobbt. Allen voran von Noah, dem größten Idioten der High School und Lilys Nachbar. Das Blatt wendet sich, als Noah einen Sportunfall hat, und sein Traum, professioneller Footballer zu werden, platzt. Plötzlich gehört auch er zu den unpopulären Schülern. Als Lily mit ihm für ein Schulprojekt zusammenarbeiten sollen, das über ihren Abschluss entscheidet, stellt sie das vor eine große Herausforderung. Schon nach kurzer Zeit wird Lily allerdings klar, dass Noah nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Aber kann sie ihm wirklich verzeihen, nachdem er doch ihr Leben zerstört hat?
Achtung, Rezension enthält ab hier Spoiler!
Es fällt mir sehr schwer, diese Rezension zu schreiben, weil ich irgendwie die Geschichte von meinen Erwartungen an das Buch trennen muss. Meine Erwartungen waren nämlich völlig andere und auch wenn die eigentliche Geschichte nicht völlig schlecht ist, bin ich irgendwie enttäuscht. Diese langsame Umwandlung im Denken, die gibt es halt einfach nicht. Er hat den Sportunfall und erleidet dabei ein so schweres Schädel-Hirn-Trauma, dass große Teile seiner Persönlichkeit bedeutet anders sind. Man nennt das den Starburst Effect. Zumindest steht das so im Buch. Google spuckt mir dazu weder in englisch noch in deutsch was aus …
Naja, diese Verletzung ist jedenfalls so schwerwiegend, dass Noah alles neu lernen muss. Laufen, sprechen und er behält trotzdem Schäden zurück. Am auffälligsten ist seine Aphasie, es fällt ihm manchmal schwer, sich auszudrücken und er redet und bewegt sich auch bedeutend langsamer. Das alles fand ich sehr authentisch geschildert und hat mir auch gut gefallen. Aber das durch diesen Starburst Effect quasi über Nacht um 180 Grad gedreht wird, das fand ich … zu einfach. Mir hat diese tiefe Entwicklung gefehlt. So war es nur Unfall, Reha, zack, neuer Noah. Und das war schade. Es hätte soo viel Potenzial gehabt.
Lilys Charakter hat es mir aber leider auch nicht ganz einfach gemacht. Sie war mir sympathisch und viele Gedanken und Äußerungen, die sie hatte und gemacht hat, gingen mir teilweise auch eins zu eins so im Kopf herum. Doch irgendwie fehlt es ihr beziehungsweise dem ganzen Thema Mobbing in diesem Buch an Tiefe. Ständig wird von Freunden gesprochen, die sich von Lily abgewandt haben, als Noah mit dem Mobbing angefangen hat, aber wer diese Freunde sind und ob Lily denen in der Schule begegnet, wird nie thematisiert. Nur ihre beste Freundin Zoey hält noch zu ihr. Aber über Zoey möchte ich gar nicht sprechen. Sie verwandelt sich im Laufe des Buches in einen dermaßen widerlichen Menschen, dass ich am liebsten nur noch kotzen möchte.
Und obwohl Lily vom Rest von Noahs ehemaliger Clique das gesamte Buch über immer noch ziemlich fertig gemacht wird, bleibt sie doch stets nett und freundlich, fängt sogar an, Noahs bestem Freund, der sich im Laufe des Buches ändert, etwas zu vergeben. Und irgendwie hat das Mobbing gar keinen weiteren Einfluss auf ihre Psyche genommen. Alles etwas dünn.
Ich fand es auch etwas zu viele wichtige Themen für einen 400 Seiten Roman. Mobbing, Scheidung, die Verantwortung für ihren Bruder, den Freundschaftbruch mit Zoey, die Beziehung mit Noah sowie ihre Zukunftspläne … Das ist einfach viel zu viel, um alles anständig und mit Tiefe zu behandeln. Vor allem die Beziehung zu ihren Eltern wegen der Scheidung und die daraus resultierende Verantwortung für ihren Bruder kommt viel zu kurz und ein Happy End wird quasi übers Knie gebrochen. Wirklich alle Probleme lösen sich auf einmal im letzten Kapitel in Wohlgefallen auf, obwohl es dafür noch gar keine Entwicklung gab. Das war echt schade …
Naja, ich setze meine Hoffnung auf ihr neues Buch im November.
Fazit
»Starburst Effect« fehlt es durch die Fülle an wichtigen und ernsten Themen leider an Tiefe. Lily als Charakter ist gut ausgearbeitet, aber die wichtigen Themen werden alle eher nur oberflächlich angekratzt. Dabei hätte das Buch so viel Potenzial gehabt. Und Noahs Umwandlung im Denken wurde sich, meiner Meinung nach, einfach zu leicht gemacht. Ich hatte gehofft, einen langsamen, tiefgehenden Wandel mitverfolgen zu dürfen, stattdessen hat sein Schädel-Hirn-Trauma und die zurückbleibenden Schäden einen ziemlich neuen Menschen aus ihm gemacht … Das fand ich bei so einem wichtigen Thema halt einfach zu simpel. Naja, ich hoffe Alice in La La Land wird diese kleine Enttäuschung wieder gutmachen.