Handlung: "Das Libby Garrett Projekt" ist mein siebtes Buch von Kelly Oram. Nachdem mich ihre letzte Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle eher enttäuscht hat und erst ihr Standalone-Young-Adult-Roman "Girl at Heart" an den zuckersüßen Lesezauber von "Cinder & Ella" anknüpfen konnte, war ich natürlich sehr gespannt, wie es um ihre neue YA-Dulogie steht und habe mich im Sommer 2021 neugierig auf "Das Avery Shaw Experiment" gestürzt. Genau wie erwartet, war die Geschichte um Grayson und Avery vor allem eines: ZUCKERSÜß! Da ich mich schon beim Lesen von Band 1 Hals über Kopf in die schräge, selbstbewusste Libby verliebt hatte, habe ich also auch große Erwartungen in Band 2 der Science-Squad-Dilogie gesetzt.
Sehr enttäuscht war ich deshalb, dass "Das Libby Garrett Projekt" mich zu Beginn gar nicht packen konnte. Das könnte zum einen daran liegen, dass wir schon im ersten Kapitel mit einer Libby konfrontiert werden, die - in den Fängen einer toxischen Beziehung zu Owen - gar nicht wieder zu erkennen ist. Libby ist süchtig nach ihm, nach seiner Aufmerksamkeit, ihrer körperlichen Beziehung und dem Gefühl, begehrenswert zu sein - da ist sich das Wissenschaftsteam einig - und um ihre Freundin nicht zu verlieren planen sie ruckzuck ein 12-Punkte-Programm, um sie aus Owens Bann zu befreien. Auch wenn dem Roman die Einbindung des 12-Punkte-Programms und die unromantisierte Darstellung einer toxischen Beziehungen definitiv Pluspunkte einbringen, bleibt vieles davon eher oberflächlich und erscheint gerade in ersten Drittel doch stark übertrieben. Nach dem holprigen Start, als ich die Geschichte schon fast aufgeben wollte, wird es jedoch von Seite zu Seite besser. Mit jedem Schritt, den Libby wieder mehr zu sich selbst findet und auch Adam näher kommt, konnte mich die Geschichte rund ums Skaten, Snowboarden, die Zukunft, Sucht, Selbstvertrauen, toxische Beziehungen, Freundschaft und Liebe emotional besser erreichen. Zwar kann man auch hier mit unvorhersehbaren Wendungen, tiefschürfendem Philosophieren oder ernsthaften Probleme, die über die wohl ausbalancierte Mischung von Drama und Kitsch hinausgehen, nicht rechnen und ich habe die einfallsreiche Konzeption aus Band 1 etwas vermisst (dieser war ja nicht nur aus zwei Perspektiven, sondern auch im Stil eines Forschungstagesbuchs verfasst), unterm Strich hatte ich dank der letzten 150 Seiten und eines grandiosen Endes aber wieder viel Spaß beim Lesen.
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Schreibstil: *Wenn man ein Buch von Kelly Oram aufschlägt, kann man eigentlich immer damit rechnen, dass man an einigen Stellen lachen, an anderen verträumt aufseufzen und vielleicht auch mal traurig den Mund verziehen wird. Die Autorin mischt auch hier wieder die Hierarchien der Highschool ordentlich auf, lässt ihre Protagonistin einige Hochs und Tiefs erleben und nach einigem Hin und Her dann ihre wahre Liebe finden. Dabei gelingt durch flotte Dialoge und mit viel Witz und Gefühl der Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und authentischer Realität, sodass die Geschichte locker und leicht daherkommt, man aber trotzdem davon berührt wird. Auch in diesem Roman, in dem die Handlung an einigen Stellen auf Messers Schneide verläuft, gelingt es der Autorin in den allermeisten Fällen Kitsch zu umschiffen und immer wenn man schon kurz davor ist, die Augen zu verdrehen, gerade noch die Kurve zu bekommen. Wie gesagt birgt die Geschichte zwar keine großen Überraschungen, wirkt aber den typischen Kelly-Oram-Zauber, sodass man sich trotzdem zwischen den Seiten verliert.
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Figuren*: Zu diesem Kelly-Oram-Zauber gehört auch, dass die Klischees der Figuren durch das typisch charmante Augenzwinkern ihres Schreibstils kaschiert werden. Mit Libby und Adam haben wir zwei sehr unsichere Teenager, die beide daran arbeiten müssen, ihr Selbstvertrauen zu stärken, Selbstakzeptanz und schließlich sogar Selbstliebe zu erreichen, bevor sie sich in eine (neue) Beziehung stürzen können. Bei dieser Entwicklung holt die Autorin wieder viel der bei Handlung und Rahmenidee verlorengegangenen Tiefe wieder rein und ließ mich auch großzügig darüber hinwegsehen, dass von der Liebesgeschichte der beiden nur wenig bei mir angekommen ist. Schön sind allerdings wieder Nebenfiguren wie das nerdige Genie Levi, Adams Schwester Kate, Libbys coole Hippie-Eltern oder der Physiklehrer Mr. Walden, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen können, dass "Das Libby Garrett Projekt" deutlich schwächer ist als der Auftakt der Science-Squad-Dilogie.
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Die Zitate
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Libby: "_Das Mädchen ist praktisch Cinderella. Sie war das Nerdmädchen, das den perfekten Prinz abbekommen hat. Grayson ist nett, witzig, gutaussehend und treu. Es ist schon fast lächerlich, wie er sie liebt. Außerdem ist Avery auch nicht gerade unattraktiv. Ja, sie ist vielleicht ein Nerd, aber eher so wie im Film - unsichtbar, bis sie ihre Brille abnimmt und ihre Haare schüttelt. Dann wollen die Jungs sie plötzlich alle. Versteh mich nicht falsch", fuhr ich fort, als mir Adam einen neugierigen Blick zuwarf. "Ich habe Avery unglaublich gern und finde, dass sie Grayson mehr als verdient at, aber jetzt ist ihre Wahrnehmung der Realität total verzerrt. Sie denkt, dass auf jeden von uns ein Märchenende wartet. Sie versteht nicht, dass die meisten Leute nicht so viel Glück haben werden. Besonders nicht jemand wie ich."
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Adam: _"Zwischen uns war eine unbestreitbare Anziehung, die sich hochexplosiv anfühlte. Wir spielten mit dem Feuer, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Flammen außer Kontrolle geraten würden."
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Das Urteil:
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"Das Libby Garrett Projekt" hat es mir zu Beginn nicht gerade leicht gemacht: Ich brauchte viel Zeit, um mit der stark veränderten Hauptfigur warmzuwerden und auch die gesamte Handlung wirkt zu Beginn sehr überzogen. Nach dem schwachen Beginn wird es dann jedoch von Seite zu Seite besser und Libbys und Adams Reise hin zu mehr Selbstvertrauen konnte mich doch noch erreichen. Aufgrund der recht oberflächlich bleibenden Handlung, der geringen emotionalen Tiefe der Liebesgeschichte und den schwierigen ersten 100 Seiten, bleibt dieser Roman aber deutlich hinter Band 1 zurück.