Band 1 und Band 2 der Love NXT Trilogie von Anne Pätzold haben mich sehr begeistert und voll überzeugt. Deswegen musste ich unbedingt nun auch Band 3 lesen, um zu wissen, wie es mit Ella und Jae-young nun ausgeht. Deswegen möchte ich dem LYX-Verlag und dem Netgalley Team aus ganzem Herzen für das Rezensionsexemplar bedanken.
Dies ist eine Rezension über den 3. Band einer Trilogie. Ich werde es nicht vermeiden können hier über die Inhalte von Band 1 & 2 zu spoilern. Deswegen meine dringende Bitte: Wer die ersten beiden Bände noch nicht kennt, sollte hier bitte nicht mehr weiter lesen!
Coverbild
Natürlich gefällt mir das Cover sehr gut, passt es ja wie die Faust aufs Auge zu den Vorgänger-Bänden. Auch hier ist der Titel eine Mischung aus handgeschriebenen Buchstaben und einer serifenlosen Font, sowie sich die weißen Linien wie der goldene Glitzer hier fortsetzen.
Handlung
Erst nachdem Ellas große Schwester am nächsten Tag nach ihrem Schwächeanfall aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erfährt Ella von dem schlechten Ausgang der Verhandlungen zwischen NXT und deren Management, und der sogenannten Pause. Aber diese Pause ermöglicht es Ella, nach Seoul zu reisen und Jae-young und seine Kultur kennen zu lernen. Doch der anfänglich romantische Besuch endet in einem Desaster. Jae-youngs Karriere und die Existenz der ganzen Band stehen auf dem Spiel und Ella kann wegen Mels Schwächeanfall um so weniger ihren Wunsch nach einem kreativen Studium nachgehen.
Buchlayout / Haptik
Auch der 3. Band bleibt in der Aufmachung leider sehr schlicht, was ich schon bei den Vorbänden sehr schade fand. 26 Kapitel plus Epilog teilen die 401 Seiten in angenehme Leseabschnitte auf. Jedes Kapitel wird lediglich mit der Kapitelnummer eingeleitet.
Idee / Plot
Auch hier wird noch mal deutlich, dass sich Ella und Jae-young sehr ähneln. Vor allem geht es in diesem Buch darum, für seine Träume einzustehen und dafür auch mögliche Risiken und Unannehmlichkeiten einzugehen. Jae-young möchte zwar seine Karriere nicht aufgeben, aber auch seine eigenen Songs performen. Ella kämpft sich immer noch durch das ungeliebte Studium und hat Mel immer noch nichts von ihrem heimlichen Zeichenkurs erzählt.
Emotionen / Protagonisten
Puhhh.. was soll ich sagen? Ich verstehe es nicht. Die über Band 1 & 2 so toll und liebevoll aufgebaute Beziehung zwischen Ella und Jae-young verkümmert hier irgendwie komplett.
Ella ist mir regelrecht auf die Nerven gegangen. Plötzlich will sie nach einem halben Jahr Jae-youngs Kultur kennenlernen, hat aber nicht mal die Muse, sich vor ihrer Reise nach Seoul über Südkorea zu informieren, sondern stolpert von einem kulturellen Fettnäpfchen ins andere. Auch zergeht sie in Selbstvorwürfe und ist derart unsicher in allem, was sie tut. Ihr ständiges Gedankenkarusell über ihr schlechtes Gewissen in Bezug auf Jae-youngs Karriere-Aus oder ihres heimlichen Zeichenkurses ist ganz schön anstrengend.
Ellas Naivität gegenüber K-POP, Südkorea und der schwesterlichen Dynamik, mag in den ersten Bänden berechtigt sein - sonst hätte der Plot nicht funktioniert. Im 3. Band aber ist sie deplatziert und zeigt nur, dass sich Ella nicht weiterentwickelt hat.
Jae-young ist sehr verschlossen, introvertiert und für mich total ungreifbar. Eigentlich tut er mir irgendwie nur leid.
Auch die Dialoge zwischen den beiden waren für mich viel zu eindimensional, aber wirklich miteinander reden, tun sie gar nicht. Der erste intime Kontakt verkümmert zu einer halben Seite und bleibt ziemlich unromantisch. Da habe ich kein Prickeln und keine Funken gespürt, was ich sehr schade fand!
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Leider zieht sich das gesamte Buch ganz schön und gewinnt auch nicht durch den für mich sehr künstlich aufgebauschten Plottwist am Ende, der sich dann doch sehr plötzlich irgendwie in Wohlgefallen auflöst.
Schade ist auch, dass viele Konflikte und offene Fragen aus den Vorbänden entweder nur nebenbei abgehandelt wurden oder einfach nur verpufft sind: Die schwesterliche Schweigemauer bezüglich der Eltern oder Erins Drama in Australien. Dafür wurde dann der Hauptkonflikt aus den ersten beiden Bänden, die vom Management verbotene Beziehung zwischen Ella und Jae-young, noch mal dramatisiert.
Da waren leider keine neuen Aspekte dabei. Ich hätte gerne mehr von Südkorea gehabt, mehr von Jae-youngs Familie und Leben erfahren, vielleicht seine kleine Schwester kennen gelernt?
Szenerie / Setting
Südkorea kommt mir tatsächlich zu kurz. Klar, sie können sich nicht so in der Öffentlichkeit zeigen, aber Seoul wird mir nur als Stadt mit Hochhäusern, die durch und einem Fluß getrennt wird, dargestellt. Ansonsten hätte ich gerne viel mehr über das Land und die Leute erfahren. Warum gehen sie nicht seine Eltern besuchen? Hier empfinde ich es als verschenktes Potenzial.
Die von mir schon bemängelten Klischees (Disney, Buchratte und Zeichnen) aus den Vorbänden werden hier weiter ausgetreten und nehmen viel zu viel Raum ein. Da wird sich zum Beispiel seitenlang darüber unterhalten, welche Bücher sie nun für 5 Tage mit nach Seoul nehmen soll, wobei wir ja alle wissen, dass sie keine einzige Seite lesen wird.
Viele Szenen wirken für mich viel zu sehr in die Länge gezogen und aufgebauscht, um genügend Füllmenge für ein ganzes Buch zu erhalten. Andere, wichtige Momente und Wendepunkte werden nebenbei lieblos abgehandelt.
Sprache / Schreibstil
Sprachlich hat Anne Pätzold einen schönen Schreibstil, der aber gegenüber den Vorbänden leider etwas schwächelt, gerade durch die vielen Gedankenwiederholungen, Selbstvorwürfen und schwachen Dialogen. Die Frische und der Humor ist für mich total verloren gegangen.
Und leider, leider, leider, wird dieses Buch auch wieder nur aus Ellas Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum erzählt. Der im 2. Band im Epilog angedeutete Wechsel aus Jae-youngs Perspektive bleibt aus. Wobei ich mir sicher bin, dass dies geholfen hätte, Jae-young viel mehr greifen zu können und der Geschichte einen wesentlichen Schwung und neue Dimension mitgegeben hätte.
FAZIT
Nach den wundervollen 2 Vorbänden ist dieses Finale für mich sehr enttäuschend und unspektakulär. Die Geschichte wirkt eindimensional, langatmig und ohne neuer Aspekte und erzwungenen Klischees bleibt sie oberflächlich. Leider nicht meins.