Inhalt:
Was passiert, wenn die Leidenschaft zum Eiskunstlaufen tief in meinem Herzen verankert ist, aber der Rest von mir dazu nicht gewillt ist?- Lucy liebt das Eiskunstlaufen, doch wäre da nicht die Misere, dass sie den dreifachen Rittberger für ihre Kür nicht schafft. Zu allem Überfluss setzen ihre Eltern ein Ultimatum: Sollte sie bei dem Wettkampf nicht gewinnen, muss sie ihr nicht gewolltes Marketingstudium wieder aufnehmen. Ihr bleibt für das Training bis zum Wettbewerb jedoch nicht viel Zeit. Einen Monat- bis dahin muss alles perfekt sitzen. Doch dann lernt sie Jules kennen, der ihr ein Prickeln über die Haut schickt und ihr Herz zum rasen bringt. Sie merkt, dass sie sich keine Ablenkung leisten kann, wo Jules, zu allem Überfluss, selbst mit seinen Dämonen zu kämpfen hat.
Meine Meinung:
Ich habe etwas vollkommen anderes erwartet. Es wirkten einige Sachen nicht ganz stimmig auf mich und mir hat ein bisschen das entscheidende Detail gefehlt, was nicht am Schreibstil lag, weil der ist wirklich fabelhaft.
Ich fand die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Jules hat so süß und unschuldig angefangen und man hat wirklich Emotionen gespürt. Anne Pätzhold bedient sich hier nicht an einem „Bad Boy“, sondern an einem „Good Boy“. Das zeigt, dass es nicht nur klischeemäßig Frauen sein müssen, die wegen eines Mannes verunsichert sind, sondern dass es auch genau umgekehrt sein kann. Jules wirkt oft verlegen und manchmal weiß er glaub ich nicht, was er mit sich anfangen soll. Aber genau das macht einen Charakter authentisch. Nur leider ist im Laufe des Buches die Liebesgeschichte zu kurz gekommen. Ich hatte iwie das Gefühl, dass sich die heraufbeschworene Emotion „im Sande verlaufen hat“. Es gab kein Knistern mehr zwischen den Beiden, welches man am Anfang gespürt hatte. Anne Pätzhold hat zwar eine Beziehung erschaffen, die auf Vertrauen aufbaut, aber die Leidenschaft anscheinend irgendwie vergessen. Es geht noch nicht mal um das Thema Sex, sondern einfach um die Intimität und Zuneigung, die normalerweise die Luft elektrisiert.
Wohingegen die Beziehung der beiden Geschwister wirklich gut getroffen wurde. Es wirkt alles real und ehrlich. Es war ja vorauszusehen, dass es irgendwann in der Familie eskalieren wird, aber wie Jules sich so für seinen Bruder eingesetzt und sich um ihn gekümmert hat, gibt dem ganzen die Ernsthaftigkeit, die die Thematik verdient.
Über Lucy bin ich mir absolut nicht im Klaren. Zu Beginn hat sie alles daran gesetzt besser zu werden und ihren Traum zu verwirklichen. Doch alles was sie dafür tat,war ihrem Kopf die Überhand zu geben. Es gab definitiv depressive Tendenzen, die einem beim näheren Nachdenken wirklich ins Herz trafen. Doch wenn man gerade gedacht hat, sie geht den richtigen Schritt in die Zukunft, schleudert sie sich selbst mit voller Geschwindigkeit gegen die Wand. Das liegt womöglich an der Familiensituation, die meines Erachtens das Schlimmste ist, was man sich vorstellen kann. Doch ich fande, dass ihre Freundinnen( übrigens absolutes Traumpaar) sie vor schlimmeren bewahrt haben. Ich fande, dass sie eher ein undurchsichtiger Charakter war, der sich nicht wirklich zum eigenständigen Menschen entwickelt hatte.
Die Eltern von Lucy sind in ihren Augen desinteressiert und haben gar keine emotionale Bindung zu ihr. Zum einen konnte ich das Verhalten ihrer Eltern zu einem gewissen Grad nachvollziehen, da ich finde, dass sie nur eine Zukunft für ihre Tochter wollen. Doch ihr Verhalten gegenüber Lucy selbst war absolut inakzeptabel. Es ist sehr deprimierend zu erfahren, dass sie ihre Tochter in ihrer Leidenschaft nicht unterstützen und zuletzt Lucy mit 5 Jahren im Eisstadion gesehen haben. Außerdem wollten die Beiden gar keinen Anteil mehr an ihrem Leben haben. Sie stellten sich blind, wenn es um die Träume ihrer einzigen Tochter ging.
Am Ende gab es ja nun doch ein Gespräch. Zwar nicht komplett klärend, aber immerhin der Schritt in die richtige Richtung.
Die Thematik des Eiskunstlaufens hat sich für mich auch ganz anders entwickelt. Das Eiskunstlaufen ist hier am Anfang wirklich ein starker Aspekt. Das hat mir sehr gut gefallen, weil man noch nichts über einen Roman mit so einer Sportthematik gelesen hat. Die Leidenschaft dafür, welche von Lucy ausging, war in den Sätzen spürbar und so greifbar, dass man selbst gerne wieder ein paar Runden auf dem Eis drehen wollte (auch wenn ich mehr falle, als mich zu drehen). Doch es verlief dann anders als gedacht…Es hatte am Ende etwas gutes, dass sie die Wettkämpfe und alles weitere an den Nagel gehangen hat. Doch ausgehend von ihrem Wunsch, ihr Hobby zum Beruf zu machen, war ich im Endeffekt wirklich verwirrt. Tatsächlich hat sich auch Enttäuschung bei mir breit gemacht, da ich auf Magie gehofft habe, die durch das Laufen auf dem Eis hervorgerufen werden sollte. Aber ich hatte das Gefühl, dass das ein bisschen zu kurz kam. Klar ist es verständlich, dass man sich dann doch auf die psychischen Probleme der Charaktere bezieht, aber die Liebesgeschichte ist ja auch nur so dahin vegetiert, weshalb es dann zum Ende hin etwas schwerfällig wurde, weiterzulesen.
Leider hat mich das Buch ein bisschen enttäuscht, denn es kann gar nicht mit der „Love NXT“-Reihe mithalten. Mir hat das Gefühl gefehlt, welches ich bekomme, wenn ich die Sätze der Autorin lese. Und leider muss ich da „hart“ bewerten, da „Right Here“ nicht annähernd an Anne Pätzold letzen Bücher herankommt.