NSA - Nationales Sicherheits-Amt

Roman

3.85714 Sterne

(14 Bewertungen insgesamt)

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen-Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren Vorgesetzten Lettke, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

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Produktinformationen

Verlag

Lübbe

Format

Buch (Taschenbuch)

Genre

Sonstige Belletristik

Seitenanzahl

800 Seiten

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-404-17900-8

14 Meinungen zu diesem Titel

Rezensionen aus der Lesejury

4 Sterne
09.08.2024
Nachdenklich machende alternative Realität
Andreas Eschbach war mir bereits vor der Lektüre von „NSA“ ein Begriff, da Bücher wie das „Jesus-Video“ natürlich im Gedächtnis hängenbleiben, selbst wenn man sie selbst gar nicht gelesen hat. Aber die Idee, neue Realitäten zu schaffen, die sich aber auf alte Realitäten zu beziehen und dabei zu provozieren und viele spannende Fragen aufzuwerfen, das kann auf dem Buchmarkt nicht untergehen, weil es ziemlich einzigartig ist. So gesehen bin ich froh, dass ich meine erste literarische Begegnung mit Eschbach nun auch hatte. Die Buchstabenkombination NSA ist nun wahrlich keine Unbekannte, steht aber eigentlich eher für den großen Bruder in Übersee, der uns Deutsche alle abhört. Daher fand ich es zunächst mal witzig, dass auch im Deutschen zu diesem Akronym eine wunderbare Entsprechung gefunden werden konnte und dass wir Deutschen diesmal darunter versteckt sind. Ansonsten bekommen wir eine Welt präsentiert, die von den Grundgedanken her nicht weit von 2020 entfernt liegt, die aber tatsächlich fast 100 Jahre zuvor spielt. Unglaublich, mag man sagen, aber ich fand den Gedanken höchst faszinierend, dass nur winzige Veränderungen diese Realität wirklich hätten machen können. Aber diese Faszination darüber ist auch immer von Entsetzen abgelöst worden, denn zu lesen, wie der 2. Weltkrieg so vielleicht verlaufen wäre, hat mir einige Schauer über den Rücken gejagt. Es war schon in der Realität schlimm genug, aber auch andere Realitäten haben Grauen bereitgehalten. Ich fand es strategisch sehr klug, welche Stilistik dieses Buch aufwies. Zum einen war das die Erzählreihenfolge. Dass wir zunächst in der „Zukunft“ starten und schon zentrale Knackpunkte dieser Geschichte präsentiert bekommen haben, bis es dann wieder zurückging, um den Leser vertraut mit den Hauptfiguren zu machen. Dieses Mysterium hat den Lesefluss doch ordentlich angeheizt, denn ansonsten können einen 800 Seiten doch ordentlich erschlagen, aber so wollte man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Der zweite gute Kniff war, so zwei gegensätzliche Hauptfiguren zu wählen. Helene ist die klassische Protagonistin, die Heldin einer Geschichte. Sie ist ein durch und durch guter Mensch, die eine Faszination fürs Programmieren entwickelt, was sie aber in eine Welt von ethischen Dilemma einführt, womit sie wohl niemals gerechnet hätte. Ihr inneren Kampf, wenn sie ihrem Job nachging, gleichzeitig aber wissend, dass es anderen das Leben kostet, das war sehr nahbar transportiert. Auf der anderen Seite haben wir Eugen, der ziemlich widerlich daher kommt, den man aber trotzdem nicht einfach als Antagonisten bezeichnen könnte, da er trotz seiner widerwärtigen Neigungen eben doch auch eher ein Skeptiker des Hitler-Regimes war. Zudem waren auch seine inneren Kämpfe sehr transparent dargelegt, so dass selbst im Schlechten hier noch das Nachvollziehbare zu sehen war. Mit so zwei konträren Hauptfiguren war natürlich auch in jedem Kapitel etwas Neues zu entdecken. Selbst wenn sich ihre Handlungen irgendwann zunehmend überschnitten, es war dennoch so unterschiedlich, dass ich an beiden Geschichten sehr gehangen habe. An Helene letztlich natürlich mehr, da sie einfach sympathischer daherkam. Da ich mich thematisch bis dato nie viel mit unserer Überwachungsgesellschaft auseinandergesetzt habe, weil ich quasi schon zur Generation gehöre, die damit großgeworden ist, war es doch entsetzlich für mich mitzuverfolgen, bis in welche kleinen Bereiche diese Überwachung geht und wie viel man über den einzelnen Menschen herausfinden kann. Gewarnt wurde schon viel, aber es auch so drastisch vor Augen geführt zu bekommen, war definitiv noch einmal eine andere Hausnummer. Dennoch muss ich auch sagen, dass Eschbach sich insgesamt kürzer hätte halten können. 800 Seiten sind wirklich eine Hausnummer. So spannend die Geschichte auch zwischendurch war, so gab es eben leider auch Passagen, die meine Geduld mehr gefordert haben. Gerade für die Sachen zur Programmierung habe ich wenig Verständnis und die wurden so detailliert erklärt, dass man wahrscheinlich auch als Laie auf den Expertenzug hätte aufspringen können, aber ich hätte es für das Gesamtverständnis des Geschehen so nicht gebraucht. Insgesamt 100 Seiten hätte man sich locker sparen können. Abschließend möchte ich noch ein paar Worte über die letzten Kapitel des Buchs verlieren, da mich diese wirklich extrem mitgenommen haben. Lange verlief die alternative Realität doch recht parallel zur tatsächlichen Historie, aber am Ende wurde dem ganzen Kuchen noch das Sahnehäubchen aufgesetzt. Hier hat Eschbach wirklich auf eine drastische Alternative gesetzt, die ich aber sehr gut nachvollziehen konnte. So ein Buch braucht ein Ausrufezeichen zum Abschluss. Und das war definitiv eins. Es verabschiedet den Leser mit neuen Horrorszenarien, die definitiv zum Nachdenken anregen und ich denke genau das wollte der Autor auch erreichen. Fazit: Mein erstes Eschbach-Buch und ich bin nun auch weit 24 Stunden nach Beendigung der Lektüre noch erschüttert. Er hat eine alternative Realität geschaffen, die auf Drastik und das Wachrütteln setzt und dabei sehr intelligent erzählt ist. Einige Längen vor allem im Kontext des Programmierens kann man diesem Buch verzeihen, aber dennoch hätten es 100 Seiten weniger sein müssen, dann wäre es perfekt gewesen. Aber auch sonst empfehlenswert für jeden Interessierten, der sich reflexiv mit einem Thema auseinandersetzen möchte.
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marcello

5 Sterne
09.08.2024
Ein fesselndes Buch, über ein beklemmendes Szenario
In seinem Roman »NSA – Nationales Sicherheitsamt« verstrickt Andreas Eschbach auf faszinierende Weise Fakten mit Fiktion. Eschbach gelingt die Kombination soziale Medien, moderne Computertechnologie und Drittes Reich absolut glaubhaft. Sehr viel trägt dazu auch bei, dass er die modernen Begriffe abwandelt, so wird aus dem Computer der Komputer und das Internet trägt im Roman den Namen Weltnetz. Zusätzlich passt er auch die Dimensionen der technischen Geräte an. So sind es nicht unsere modernen Laptops, sondern große klobige Computer mit denen die Menschen arbeiten, die unzähligen Daten werden auf riesigen Datensilos und noch nicht in einer Cloud gespeichert. Diese ganzen Ideen geben dem Roman einen sehr glaubhaften Handlungsrahmen. Und daraus strickt Eschbach dann ein richtiges Schreckensszenario. Bewegungsprofile können über Mobiltelefone erstellt werden, Gespräche über deren eingebaute Mikrofone abgehört werden und da alles Bargeld abgeschafft, ja sogar verboten wurde, ist es ein leichtes die Menschen komplett zu überwachen. Jede Transaktion wird aufgezeichnet, kann ausgewertet werden und lässt Rückschlüsse zu - z. B. darauf wo Menschen versteckt werden. Denn diese brauchen ja zu Essen, was wiederum bargeldlos bezahlt wird und so ist es ein Leichtes zu entdecken wer plötzlich mehr Lebensmittel als bisher kauft. Und das ist nur eine der vielen Möglichkeiten die sich dem Regime bieten, denn die Ideologie der Nazis hat sich natürlich im Roman nicht geändert. Eschbach schreibt dabei leicht verständlich und sehr flüssig, so dass die Seiten nur dahinfliegen. Am Ende ist man nur froh, dass es unsere heutige Technologie damals noch nicht gab. Gleichzeitig regt der Roman auch zum Nachdenken an, denn die beschriebenen Überwachungsmöglichkeiten gibt es natürlich auch heute und so ist es nicht schwer den Roman auf die Gegenwart zu übertragen und zu verstehen, was dadurch für Diktaturen alles möglich ist. Ein fesselndes Buch, über ein beklemmendes Szenario. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für jeden der gerne Dystopien liest.
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wanderer-of-words

3 Sterne
09.08.2024
Mein Fazit zu "NSA - Nationales Sicherheits- Amt"
Die Idee ist unfassbar spannend und auch was das Internet in der damaligen Zeit für eine eventuelle Auswirkung gehabt haben könnte. Es wurde gut und authentisch erzählt und ich fiel hier und da ein wenig auf die Zeilen des Autoren hinein, bis mir natürlich wieder klar wurde das es (Gott sei dank!) nicht der Zeit entsprach. Leider ging es mir zu sehr um die beiden Protagonisten, denen ich so wenig abgewinnen konnte, als um die Thematik: "Technik" im dritten Reich. Ab einen gewissen Punkt muss ich gestehen, das ich gezwungener Maßen weitergelesen habe, um zu erfahren wie es nun endet. Das Buch hat mich sehr oft, sehr wütend und sauer gemacht. Was nicht an Andreas Eschbach als Autor liegt, sondern weil es leider genau so, in der Zeit damals war. Das war das noch viel schlimmere daran. Mich konnte das Buch leider nicht wirklich überzeugen, aber es hat mich dennoch nachdenklich gestimmt. Wenn man mal wirklich etwas anderes über den zweiten Weltkrieg lesen möchte, wird derjenige bei "NSA - Nationales Sicherheits- Amt" sicherlich fündig, aber kann ich nur empfehlen viel Geduld mit einzupacken. Um die Komplette Rezension zu lesen, besucht mich gerne auf meinem Blog :) https://calipa.de/2021/04/27/nsa-nationales-sicherheits-amt-von-andreas-eschbach-buchrezension/
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Calipa

3 Sterne
09.08.2024
Ein erschreckendes Szenario
Was wäre geschehen, wenn es schon zur Zeit des Nationalsozialismus moderne Technik wie Computer, Telefone, Internet und soziale Medien gegeben hätte? Das Nationale Sicherheitsamt, kurz NSA, ist unteranderem dafür da, die Menschen im Nazi-Deutschland auszuspionieren. In riesigen Datensilos wird gespeichert, was die Menschen alles machen und gemacht haben: Was sie im Deutschen Forum schreiben, wen sie anrufen und was sie sagen, wen sie Elektrobriefe schreiben und viele weitere Dinge. Mit diesen Daten ist es möglich, versteckte Juden und Gegner der Regierung ausfindig zu machen. Nachdem sie die Schule abgeschlossen hat, fängt Helene Bodenkamp als Programmiererin beim NSA an. Schnell stellt sich heraus, dass sie eine große Begabung im Programmieren hat. Sie muss Programme für die Analysten schreiben, die die Ergebnisse dann auswerten. Am Anfang steht Helene der Arbeit positiv gegenüber, aber als sie dann herausfindet, dass ihre Programme dafür benutzt werden, versteckte Juden und Regierungsgegner aufzufinden und diese umzubringen, wandelt sich ihr Denken: Von nun an versucht sie, ihren Freund Arthur zu beschützen, der sich versteckt hält, bis der Krieg vorbei ist, indem sie Daten und Programme manipuliert. Die andere Hauptfigur ist Eugen Lettke, Sohn eines gefallenen Kriegshelden. Er arbeitet ebenfalls beim NSA, allerdings als Analyst. Doch er benutzt die Daten für seine eigenen, privaten Rachepläne. Hinter dem Roman „NSA“ von Andreas Eschbach steht eine sehr gute und interessante Idee, weswegen ich mir auch dieses Buch gekauft habe. Es gibt teilweise sehr gute und erschreckende Szenen, zum Beispiel, als das Versteck von Anne Frank auffliegt. Generell ist es auch sehr erschreckend, was man alles über eine Person herausfinden kann. Allerdings ist die Idee nicht so gut umgesetzt, wie ich es erwartet habe. Es ging mir vorallem am Anfang viel zu viel um Helenes persönliche Probleme und Lettkes „Hobby“, was später aber besser wird. Ich habe mich außerdem auf ein überraschendes Ende gefreut, wobei ich ebenfalls enttäuscht wurde: Das Ende finde ich nur semi-realistisch. Schlussendlich kann man sagen, dass der Roman auf einer sehr guten Idee beruht, aber nicht so umgesetzt wurde, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich bin froh, dass das Beschriebene in diesem Buch nicht geschehen ist. Wer weiß, wie heute die Welt dann aussehen würde.
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Charlie753

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Produktbild: NSA - Nationales Sicherheits-Amt (9783404179008 )

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