„Denn nur, wenn man kurz davor steht, alles zu verlieren, bergreift man, was man hat.“
„The Light in us“ ist ein Liebesroman von Emma Scott. Er erschie am 30.08.2019 im Lyx Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Plötzlich ist für Charlotte Conroy alles anders. Sie war auf dem Weg eine exzellente Geigenspielerin zu werden, als sie die Bindung zur Musik plötzlich verlor. Nur mühsam hat sie ihren Abschluss an der Musikschule machen können und hält sich nu mit Kellnern und kleineren Jobs über Wasser. Als ihr aus heiterem Himmel einen Job als Assistentin für einen Blinden angeboten bekommt, nimmt sie diesen an, denn er verspricht mehr Freizeit und gleichzeitig eine stattliche Geldsumme. So lernt sie ihren neuen Chef Noah kennen. Dieser verlor sein Augenlicht und seine Lebensperspektive bei einem Sportunfall und ist seitdem nicht mehr in der Lage, Menschen an sich heranzulassen. Charlotte ist festentschlossen ihren Job ernst zu nehmen und sieht schon bald, was für ein faszinierender Mann Noah eigentlich ist und vielleicht kann sie auch das Licht in seiner Dunkelheit werden….
Charlotte spielte schon als Kind leidenschaftlich Geige. Ihr Weg schien seitdem festzustehen. Sie konnte sich in der Musik verlieren und eine Karriere in einem großen Sinfonieorchester war eigentlich absehbar. Doch dann verliert Charlotte einen der wichtigsten Menschen in ihrem Lieben und wird zusätzlich brutal von ihrem ersten Freund verletzt. Sie verliert die Verbindung zur Musik und kann sich nicht mehr dazu überwinden vor Fremden zu spielen. So gibt sie ihre eigenen Träume auf und beginnt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Währenddessen gibt sie sich selbst aber nicht auf. Sie ist großherzig, gütig, freundlich und hilfsbereit. Jeden Tag schenkt sie einem Obdachlosen Essen und auch so ist sie für die Menschen da, die sie brauchen. Wenn sie etwas tut, tut sie es mit Leidenschaft und Zuverlässigkeit. Und so geht sie auch den neuen Job bei Noah Lake an. Mit Engagement und Tatkraft. Obwohl Noah es ihr, wie allen Assistenten zuvor, nicht leicht macht, erkennt sie, was hinter seiner Fassade steckt. Er wird vom Schmerz zerfressen und akzeptiert seine neue Lebenssituation nicht. Diese Gefühle kennt sie nur zu gut und sie versucht, für Noah da zu sein, wo alle anderen ihn verlassen haben. Wird sie ihn aus seinem Schneckenhaus herausholen können?
Beide Protagonisten gefallen mir unglaublich gut. Charlottes sanftes Wesen und Noahs Zerrissenheit und Wut daneben, bilden einen Kontrast, der gerade durch die Verschiedenheit wieder eine Einheit wird. Gefühle, Gedanken und Handlungen der beiden sind authentisch und nachvollziehbar. Es entsteht eine Liebesgeschichte, die fast wie ein Märchen scheint. Voller Emotionen, Leidenschaft und unglaublich viel Schmerz. Dabei wunderschön und einzigartig. Emma Scott bringt den Leser durch ihren flüssigen Schreibstil und den Wechsel der personalen Erzählperspektive zwischen Noah und Charlotte direkt ins Geschehen. Man versetzt sich in die Figuren hinein und kann ihre Emotionen nahezu spüren.
Nicht nur einmal habe ich mir während des Lesens ein Wunder für die beiden gewünscht. Am Ende kam es anders, als ich mir gewünscht habe, doch auch darüber bin ich letztlich froh, denn mein Wunsch hätte ein Klischee bedient, das ich wahrscheinlich im Endeffekt gar nicht gut gefunden hätte, weil es eben keine Wunder im wahren Leben gibt. Der Schluss hat mir demnach wirklich besonders gut gefallen, denn er ist bodenständig und authentisch. Kein völlig unrealistisches und kitschiges Happy End – Danke dafür! ?
Das Hauptthema des Buches ist nicht die langsam entstehende Liebe zwischen Charlotte und Noah, sondern die Notwendigkeit, aus einem Leben, das zerbrochen scheint, wieder etwas zu machen, für das es sich zu leben lohnt. Man sollte niemals aufgeben, sondern für das kämpfen, was man sich erträumt. Nicht immer ist der Weg dahin leicht oder geradlinig. Häufig ist er steinig und begibt sich um viele Ecken. Manchmal muss man erst etwas loslassen, bevor man es für immer behalten kann. Manchmal muss man seinen Weg zunächst alleine finden, bevor man einen gemeinsamen Weg einschlagen kann. Diese Botschaft kommt, meiner Meinung nach, wirklich gut beim Leser an. Sie trifft meine persönliche Meinung in dieser Frage sehr gut, denn ich denke, dass es natürlich schön ist, gemeinsam durchs Leben zu gehen, man aber zunächst mit sich selber zurechtkommen sollte. Daher bin ich begeistert über die Aussage, die die Autorin in den Roman packt.
Was mir außerdem unglaublich gut gefallen hat, ist die Musik, die auch in diesem Roman wieder eine besondere Rolle spielt. Mir gefällt, dass mittlerweile auch in den New Age- und Liebesromanen unserer Zeit klassische Musik und die Leidenschaft für ein Instrument oder den Gesang ein Thema wird. Was wären wir alle ohne Musik, denn diese ist es doch, die manche Dinge erst so richtig greifbar macht. Sie kann Emotionen hervorrufen, verstärken oder abschwächen, sie macht uns lebendig…
Mein Fazit: „The Light in us“ beschreibt den Weg zweier Menschen, die durch das Schicksal ihre eigentliche Perspektive verloren haben und nun beginnen müssen, das Leben neu zu erobern. Nur gemeinsam scheinen sie diesen Weg gehen zu können, denn er ist steinig und nicht immer geradlinig. Mit großen Gefühlen und Emotionen beschreibt Emma Scott eine junge Liebe von zwei besonderen Menschen. Ich war beim Lesen unglaublich berührt und habe den Roman unglaublich genossen. Ich vergebe daher 5 von 5 Sternen, eigentlich hat der Roman aber mehr Sternchen verdient… ?