Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!
Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor!
Erster Satz: "_Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."_
Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.
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"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."
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Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll.
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"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."_
Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film.
Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre.
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"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."_
Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt.
Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert.
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"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."_
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Fazit
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"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!