Beim zweiten Band der Akte-Nordsee-Reihe aus der Feder von Eva Almstädt war es die gelungene Kombination von schaurig-atmosphärischem Cover und mega spannend klingendem Klappentext, die mich dazu verleitet hat (- mal wieder -) den Quereinstieg in eine Reihe zu wagen. (Da bei Kriminalromanen zu 99% stets ein anderer Fall im Fokus der jeweiligen Ermittler:innen steht, eignet sich dieses Genre ganz hervorragend, um auf diese Weise eine neue Reihe für sich zu entdecken; hier ist es im Vergleich zu beispielsweise auf mehrere Bände ausgedehnte Familien-Sagas weitaus weniger tragisch, später einzusteigen. Und wenn ein Band es schafft, mich zu catchen, lese ich alles bisher Verpasste gerne auch nachträglich.)
Was das vorliegende Werk betrifft: Die Autorin hat mich mit ihrem bildreichen, einnehmenden Schreibstil definitiv überzeugt und als Fan der cleveren Anwältin Fentje Jacobsen und dem ambitionierten Journalisten Niklas John dazugewinnen können. Ob Figurenausarbeitung, Dialoge, Landschaftsbeschreibungen … alles toll, toll, toll! Bei Gelegenheit werde ich mir nun also auch den Reihenauftakt ("Akte Nordsee - Am dunklen Wasser") zu Gemüte führen.
Schon der heftige Einstieg, als die Nachbarin und Freundin der Opfer den Horrorfund auf deren Hof macht, stellte mir die Nackenhaare auf, so eindringlich beschreibt Almstädt die Szenerie. Ich hatte wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen, als wäre ich direkt vor Ort und würde mich Zimmer um Zimmer weiter vortasten. Kennt ihr dieses mulmige Gefühl, wenn man an einem Ort spürt: 'Irgendetwas stimmt hier nicht, irgendwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung', aber nicht sofort erkennen kann, was das Problem ist? Dein Körper signalisiert dir nur: Achtung, Gefahr!
Jedenfalls startet die Handlung bereits auf einem Spannungshoch – und anstatt abzusacken, wie es oftmals in Krimis der Fall ist (z.B. durch Vorstellung der weiteren Figuren, langatmigem Aufbau der Background-Story, etc.), hält die Autorin das Level konsequent bis zum Schluss aufrecht. Nie wird es langweilig, im Gegenteil; Seite um Seite tauchte ich tiefer in die Handlung ein und tappte in Sachen Verbrechersuche dermaßen im Dunkeln, dass die Auflösung mich komplett überrascht hat. Auch diesbezüglich gilt: Alles rundum stimmig, logisch entschlüsselt, gut durchdacht, befriedigend zum Abschluss gebracht (- insbesondere Letzteres finde ich so wichtig, es gibt doch nichts Schlimmeres als Bücher, deren Ende mich noch Tage später aufregt).
So sehr ich die Dynamik zwischen Fentje und Niklas, aus deren beider Sicht erzählt wird, genossen habe und mir sogar eine tiefere private Bindung für das Ermittler-Duo wünschen würde: Ich hoffe, die Autorin lässt sich mit einer eventuellen Romanze zwischen ihnen noch etwas Zeit, sodass dieses unterschwellige Knistern zwischen den sympathischen Charakteren noch möglichst lange aufrechterhalten wird.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Klare Leseempfehlung für Küsten-Krimi-Fans, die es spannend, aber nicht übertrieben blutrünstig mögen.